25.11.2014

Wettbewerb

Bosco Verticale gewinnt Internationalen Hochhauspreis

studio Boeri; Foto: Barreca&LaVarra

Das Finale um den Internationalen Hochhaus Preis (IHP) 2014 ist entschieden: Das Bürohochhaus „Bosco Verticale“ in Mailand von Stefan Boeri gewinnt den mit 50.000 Euro dotierten Wettbewerb. Die Preisverleihung fand am  19. November in Frankfurt statt.

Schluss mit dem Dreiklang aus Beton, Stahl und Glas: In Mailand erklären die zwei Apartmenttürme Bosco verticale die Natur zum Verbündeten und bevölkern ihre Fassaden mit 730 Bäumen und 20.000 Pflanzen. Entworfen wurde der „vertikale Wald“ von den Mailänder Architekten Stefano Boeri, Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra als Modell einer nachhaltigen, städtischen Verdichtung.

„Bosco Verticale“ – vertikaler Wald – heißen die 119 und 87 Meter hohen Apartmenttürme und sind bereits Monate vor ihrer Vollendung Stadtgespräch. Der Grund: Die beiden Gebäude werden von weit auskragenden Balkonen umringt, die nicht nur die Wohnzimmer über deckenhohe Schiebetüren hinaus ins Freie erweitern. Sie dienen ebenso als Lebensraum für 730 Bäume und 20.000 weitere Pflanzen, die sich als gestapelte Parklandschaft über die Dächer der Stadt erheben.

Gegenprogramm zu Stahl und Glas „Wir wollten inmitten dieser Glastürme eine Art neues Manifest schaffen“, erklärt Stefano Boeri, der zusammen mit Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra von Barrecaelavarra die begrünten Doppeltürme entworfen hat. Als Satellitprojekt der bevorstehenden „Expo 2015“ sollte eine alternative Spielart urbaner Verdichtung erprobt werden, die nicht nur ihren zukünftigen Bewohnern einen Mehrwert bietet, sondern ebenso der Stadt.

So ungewöhnlich die Planung zunächst anmutet, liegen die Vorteile lebendiger Fassaden auf der Hand: Die Pflanzen absorbieren Sonnenlicht, Staub und Straßenlärm und sorgen für ein angenehmes Mikroklima auf den Balkonen und in den Wohnräumen. Auch vermag die Architektur ihren gewohnten Duktus hinter sich zu lassen und statt klar definierter Hüllen bewusst „unscharfe“ Silhouetten einzunehmen. Insgesamt 20 Baum- und 80 Pflanzenarten wurden von der Botanikerin Laura Gatti für das Projekt ausgewählt und wie dreidimensionale Bilder über die einzelnen Fassadenseiten verteilt. Ihre Anordnung folgt einer eigenen Choreografie, die dafür sorgt, dass mit dem Wandel der Jahreszeiten immer wieder gelbe, rote oder andersfarbige Punkte aus dem grünen Meer hervorstechen.

Knapp ein Jahr hat die Platzierung der Bäume mithilfe von Kränen in luftiger Höhe bisher beansprucht. Die noch fehlenden Exemplare sollen mitsamt der übrigen Vegetation noch in diesem Herbst gepflanzt werden. Das Spannende hierbei: Obwohl sämtliche Wohnungen als Privateigentum verkauft werden sollen, verbleiben die Pflanzen im Besitz der Hausgemeinschaft. „Sie sind ein geteiltes Gut, von dem alle Bewohner gleichermaßen profitieren“, sagt Gianandrea Barreca beim Rundgang über die Baustelle.

Dieser Beitrag ist eine Zusammenarbeit mit unserer Schwesterzeitschrift Baumeister.

Illustration: studioboeri; Foto: Barreca&LaVarra

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