22.07.2015

Projekt

Eine neue Ära des Stadtparks

in dem neben Freizeitaktivitäten auch Events stattfinden können.
in dem neben Freizeitaktivitäten auch Events stattfinden können. Visualisierung: Kibum Park/Raad Designs

New York City. Ein Großstadtdschungel. Doch allzuwörtlich darf man die Metapher nicht nehmen. Denn im Vergleich müssen die New Yorker mit einem Drittel weniger Grünfläche auskommen als Bewohner anderer Metropolen, die Lower East Side am südlichen Zipfel Manhattans bietet den Anwohnern gerade einmal ein Zehntel. Ein Problem für die Bewohner, eine Möglichkeit für Dan Barasch, etwas Großes in seiner Heimatstadt zu bewegen.

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Im TED-Talk erzählt er von seiner Großmutter, die aus Italien eingewandert in eine Stadt ist, die gerade entstand. Für ihn, der in der „fertig gebauten Stadt“ aufwuchs, eine faszinierende Zeit. Sein junges Leben lang sehnte sich Barasch danach, etwas großartiges zu schaffen, dass den Menschen wirklich helfen und ihr Leben bereichern würde. Dieser Moment scheint jetzt gekommen zu sein. Denn mitten in der Lower East Side schlummert unterirdisch seit Jahrzehnten in völliger Vergessenheit das Williamsburg Bridge Fahrgastdepot. Es inspirierte Dan Barasch und Designer James Ramsey unverhofft zu einer Idee, die insbesondere Millionenstädte dieser Welt um eine neue Landschaftsart bereichern soll: Den unterirdischen Park.

Die erste Kickstarter-Kampagne ermöglichte dem Team Lowline ihre Idee erstmals zu testen und einem großen Publikum vorzustellen. Foto: The Lowline
Foto: The Lowline
Die erste Ausstellung vermittelte den Besuchern einen Eindruck von der Technologie und dem Design des unterirdischen Parks. Foto: Lizzy Zevallos/Lowline
Sie war mit 11.000 Besuchern ein voller Erfolg. Foto: Lizzy Zevallos/Lowline
Verschiedene Pflanzentypen werden im nächsten Teil des Projekts, dem Lowline Lab, getestet. Visualisierung: The Lowline

Straßenbahndepot wird zum Stadtpark

1908 wurde das Williamsburg Bridge Fahrgastdepot an der Delancey Street eröffnet. Seit der Schließung 40 Jahre später liegt das unterirdische Areal, das die Größe eines Footballfeldes umfasst, brach. Im Laufe der Jahre wurde die Delancey Street verbreitert und verkommt im Zuge zur unsicheren Straße für Fußgänger und Anwohner. In der Lower East Side, einer bunt gemischten Nachbarschaft mit vielen kleinen Geschäften, Künstler und Immigranten, war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis dieses Gebiet neuentdeckt würde.

Die zündende Idee kam James Ramsey von der Designfirma Raad Studio 2009. Er möchte mit Solarkollektoren Tageslicht sammeln und in den Untergrund umleiten um in einem der „ungrünsten“ Orte New Yorks unterirdisch Pflanzen wachsen zu lassen. Durch die Reflektion des Tageslichts gehen keine Wellenlängen verloren, die für die Photosynthese wichtig sind, und der Tagesrythmus entspricht dem an der Oberfläche. Dan Barasch suchte parallel dazu nach Möglichkeiten, Kunst im New Yorker U-Bahn System auszustellen. Die Freunde beschließen, ihre Ideen miteinander verknüpfen.

Zwei Jahre später, 2011, machen Ramsey und Barasch ihre Idee in einem Feature des New York Magazine den Bewohnern der Stadt und der ganzen Welt bekannt. Danach geht alles sehr schnell: Über Kickstarter sammelt das Team über 155.000 US-Dollar von 3.300 Unterstützern aus aller Welt, ein neuer Rekord auf der Crowdfunding-Plattform. Mit dem Geld wird eine Ausstellung finanziert, die den New Yorkern die Technologie und das Konzept näher bringen soll.

Zwei Gutachten werden von Arup und HR&A Advisors erstellt, die dem Projekt die Realisierbarkeit bescheinigen. Im September 2012 installiert das Team ein funktionsfähiges realgroßes Modell der Solartechnologie und dem Park in einem verlassenen Lagerhaus direkt über dem Grundstück. Ein überwältigender Erfolg. 11.000 Besucher in zwei Wochen beweisen die Tragfähigkeit des Konzepts.

Die erste Kickstarter-Kampagne ermöglichte dem Team Lowline ihre Idee erstmals zu testen und einem großen Publikum vorzustellen. Foto: The Lowline
Foto: The Lowline
Die erste Ausstellung vermittelte den Besuchern einen Eindruck von der Technologie und dem Design des unterirdischen Parks. Foto: Lizzy Zevallos/Lowline
Sie war mit 11.000 Besuchern ein voller Erfolg. Foto: Lizzy Zevallos/Lowline
Verschiedene Pflanzentypen werden im nächsten Teil des Projekts, dem Lowline Lab, getestet. Visualisierung: The Lowline

Lowline Lab soll Konzept erklären

Die Visualisierungen zeigen eine surreale Welt mit verspiegelten Decken und verschiedenen Pflanzen. Das Licht fällt in den Untergrund wie durch ein Blätterdach. Dazu kommt der Materialmix am Boden, der die alten Gleisverläufe und damit die Geschichte des Areals betont. Viele erinnert das Design der Entwürfe an die Highline, eine stillgelegte Bahntrasse, die erfolgreich zum Park umfunktioniert wurde und nebenbei die Immobilienpreise vor Ort weiter in die Höhe schnellen ließ. Der Projektname ist geboren: Lowline.

Im April 2013 entwickeln Schüler einer benachbarten High School in einem Workshop das Konzept weiter und geben neue Anregungen. Die Partizipation hat seit Beginn einen hohen Stellenwert im Projekt Lowline, auf der Webseite lernt man Anwohner kennen, die immer wieder neue Impulse und Unterstützung geben.

Ab September 2015 soll das Lowline Lab für ein halbes Jahr in einer nahegelegenen Markthalle öffnen. Dann werden erste kulturelle Events starten, Pflanzen getestet und der Öffentlichkeit die Solartechnologie näher gebracht. Dafür ist eine zweite Kickstarter Kampagne Anfang Juli zu Ende gegangen. Über 225.000 US-Dollar sind von über 2.500 Unterstützern gestiftet worden, dieser Zuspruch macht das Lowline Lab zum erfolgreichsten öffentlichen Kickstarter-Kunstprojekt aller Zeiten.

Die Köpfe hinter der Lowline träumen von einem Städtebau, der neue Technologien mit historischen Orten verknüpft und Lösungen durch Partizipation der Anwohner findet. Die Lowline wäre eine neue Kategorie in der Landschaftsarchitektur, ein unterirdischer Park, der in einer so dicht besiedelten Stadt wie New York City neue Grün- und damit Freizeitflächen schafft, und zu dem vergessene, ausrangierte Brachflächen „upcycled“.

Die Lowline soll 2021 eröffnet werden.

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