der soziale Interaktion ­ermöglicht

 

Wie verhält es sich mit dem Traum vieler Planer von einer auf vielen Ebenen durchmischten Stadt? Unterschiedliche Herkünfte, Geldbeutel, Religionen, Bildungsstandards – jedes Quartier ein kleines Dorf der Harmonie, das sich möglichst selbstständig organisiert? Der reale Trend läuft umgekehrt: Segregation und Entmischung sind spürbar und durchaus nicht nur von den Wohlhabenden gewünscht. Der Traum von der Selbstorganisation heterogener Gruppen ist im Moment noch ein bürgerlich-deutscher, das „Unter-sich-sein“ ist offensichtlich eine Qualität, die von den Menschen in unseren Städten gesucht wird.

 

Öffentlicher Raum als Plattform

Kritisch wird dies, wenn sich Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten nicht einmal mehr im Alltag begegnen – und es keine Formate gibt, in denen die einzelnen Teile der Gesellschaft Einblicke in das Ganze bekommen. Das Verständnis für die Lebensweisen des jeweils anderen droht zu schwinden. Dieses Verständnis ist aber die Grundlage für gesellschaftliche Abwägungs- und Aushandlungsprozesse jenseits des Sankt-Florian-Prinzips und Grundlage für ein friedliches Miteinander. Solche Plattformen sind auch und vor allem – möglichst gut gestaltete – öffentliche Räume. In ihnen kann die Stadtgesellschaft sich selbst begegnen: indem Menschen einfach nur die Ruhe haben, „den anderen“ überhaupt wahrzunehmen. Bestenfalls können sich Räume auftun, für die sich Bürger der Stadt verantwortlich fühlen.

Parks stellen seit jeher eine herausragende Plattform für die unterschiedlichen Öffentlichkeiten einer Stadtgesellschaft dar. Sie wurden (und werden) neben ihrem ästhetisch-erbaulichen Ziel immer auch mit der Absicht entworfen, um Raum für Begegnung und Muße, das Neben- und Miteinander unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten und Gruppen zur Verfügung zu stellen. Nichts Neues, könnte man also meinen, wenn man Parks wie den Park Spoor Noord in Antwerpen oder den Park am Gleisdreieck in Berlin neben die Revierparks im Ruhrgebiet oder die Landschaftsparks der Renaissance stellt. Die Gestaltung ist vielleicht ein bisschen moderner, das Programm ein wenig bunter als „dazumal“. Vom Ergebnis her mag das also annähernd stimmen, aber die Zielsetzungen und die Produktionsweisen haben sich im Vergleich zu früher entscheidend verändert. War das „Herstellen“ öffentlichen Grüns noch weit über die IBA Emscherpark hinaus ein hoheitlich-staatlicher und manchmal gar gönnerhafter Akt, sind die genannten Parks in Antwerpen und Berlin nicht nur im Interesse der Stadtgesellschaft, sondern in einem kooperativen Prozess mit den Menschen entwickelt und entworfen worden, die sie in Zukunft nutzen sollen.

Den ganzen Beitrag finden Sie in Garten + Landschaft 9/2015. Heft hier bestellen.

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