22.10.2024

Gesellschaft

Akademie für Raum und Wandel sucht neue Wege

Dr. Isabel Zintl und Dr. Katharina Voigt sind die Gründerinnen und Leiterinnen der Akademie für Raum und Wandel. © Frédéric Henry, 2024

Dr. Isabel Zintl und Dr. Katharina Voigt streben einen Wandel in der Planungspraxis an. Um diesen voranzutreiben, haben die beiden Frauen Anfang des Jahres die Akademie für Raum und Wandel gegründet. Mehr zu den Hintergründen und ihren Visionen für die Zukunft, lesen Sie hier. 

„Aktuell stehen wir vor großen globalen Herausforderungen: Themen der Bauwende sowie gesellschaftliche Veränderungen stellen drängende Fragen für unsere Zukunft und fordern ein verändertes Welt- und Selbstverständnis“, sind sich Dr. Isabel Zintl und Dr. Katharina Voigt einig. Zintl ist studierte Landschaftsarchitektin und Architektin, promovierte zu ‚Vertikalen Freiräumen‘ und arbeitet heute als Nachhaltigkeitsexpertin für strategische Stadt- und Freiraumentwicklung und als Mentorin. Voigt ist Architektin, Choreografin für zeitgenössischen Tanz und beschäftigte sich in ihrer Promotion mit dem Thema ‚Impulse und Dialoge zwischen Architektur und Körper’. Aus dem Bedürfnis, Wandel in der Planungsbranche aktiv zu gestalten, gründeten sie Anfang 2024 die Akademie für Raum und Wandel, die mit dem Herbstprogramm ab September in ihre erste Saison startet. Dabei kollaborieren sie mit einer Vielzahl an Dozent*innen, die in diesem neuen Kontext des Lernens und der Veränderung ihre Expertise teilen.


Zeit für einen Paradigmenwechsel

Trotz ihres starken akademischen Hintergrunds siedeln Zintl und Voigt ihre Plattform jenseits des klassischen Hochschulkontextes an. Dies resultiert laut Voigt aus der Erkenntnis, dass lebenslanges Lernen auch in späteren Lebensphasen essenziell, die Angebote zur Weiterbildung jedoch oft begrenzt und stark getrennt zwischen persönlicher, gesellschaftlicher und beruflicher Entwicklung seien. Im Bewusstsein dieses Defizits machen sich Voigt und Zintl für neue Lehr- und Lernformen, Möglichkeiten der Vernetzung, Austausch auf Augenhöhe und das Eröffnen neuer Themenfelder für die Planungsdisziplinen stark. Die Vision der Akademie für Raum und Wandel ist dabei klar: „Es geht uns um nicht weniger, als um einen grundlegenden Paradigmenwechsel in der Planungspraxis, der Auffassung von Raum und Wandel und dem Gestalten einer wirklich nachhaltigen gebauten Lebenswelt.“

Bei den Summerschools in der Fonte della Luna in Ligurien wird im Garten mit angepackt. © Carolin Kemkes-Günner

Nachhaltigkeit in allen Bereichen

Für Zintl resultiert dieser ganzheitliche Ansatz auch aus ihrer jahrelangen Erfahrung als Mutter und Frau in der Baubranche: „Aus meiner Sicht, kann die notwenige »Bauwende« nicht heißen weniger abzureißen und zu betonieren, es geht auch darum zu erkennen, wie wir als Planer:innen arbeiten und leben. Denn wirkliche Nachhaltigkeit betrachtet alle Bereiche, denn auch die eigene Arbeitskraft sollte nachhaltig eingesetzt werden.“ Es sei zu beobachten, dass viele Menschen – vor allem Frauen und Mütter – wegen der Unvereinbarkeit von Privatleben und Beruf die Planungspraxis verließen. Zu viel Stress, Burnout, schlechte Bezahlung oder veraltete Machtstrukturen in den Büros seien einerseits Gründe, aus dem Beruf auszuscheiden. Doch auch moralische Fragen nach der Nachhaltigkeit der eigenen Arbeit beschäftigten heute vermehrt Arbeitnehmer*innen.

Die Akademie fördert den Austausch im digitalen und physischen Raum und will Personen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammenbringen. © Dr. Isabel Zintl

Akademie für Raum und Wandel im digitalen und physischen Raum

In der Aushandlung dieser Herausforderungen und Widersprüche setzt das Angebot der Akademie an. Dabei stehen drei Felder im Mittelpunkt, in denen Zintl und Voigt einen Paradigmenwechsel anstreben: Systeme ganzheitlich statt als Einzellösungen zu betrachten, das Verständnis von Raum und Wandel zu erneuern und das Selbstverständnis von Planer*innen zu hinterfragen. Denn Person und berufliches Wirken sind für Zintl und Voigt eng verzahnt: „Wie kann man menschliche, lebenswerte und nachhaltige Räume planen, wenn diese Absicht und Regel für einen selbst nicht gilt?“

Die Akademie für Raum und Wandel will deshalb vieles anders machen und neu denken. Derzeit passierten der Austausch und die Vermittlung vor allem in Form von Workshops, Seminaren und Ausbildungen als niederschwellige Online-Angebote. Eingeladen sind alle Altersgruppen und Berufssparten der Planungspraxis, entscheidend seien Interesse, nicht eine bestimmte Vorbildung. Auch die Hintergründe der Dozent:innen sind divers. Neben dem digitalen Programm, liegt ein weiterer Fokus auf Summerschools an der Fonte della Luna in der Nähe von Genua.

Die Resonanz auf das Projekt sei schon jetzt groß. Für die Zukunft wünschen sich die Gründerinnen „dass immer mehr Teilnehmer:innen die Einladung annehmen, die Akademie für Raum und Wandel als einen neuartigen Ort  des Lernens und der Veränderung für sich nutzen und nachhaltig Neues schaffen – in der Welt und im eigenen Leben.“

Alle Informationen zur Akademie für Raum und Wandel, zum aktuellen Programm und zur Mitwirkung finden Sie hier.

Weiterlesen: Latz + Partner gestaltete die Freianlagen des Dombergs in Freising neu. Was das Projekt auszeichnet, erklären Iris Dupper und Tilman Latz im Interview.

Scroll to Top