27.04.2022

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Fest, Flüssig, Biotisch – eine Buchrezension

Buchrezensionen
Flüssig
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Worum es geht

Warum die Alpen, anders als angenommen, ein dynamischer und sensibler Landschaftsraum sind, dokumentiert das Buch „Fest, Flüssig, Biotisch. Alpine Landschaften im Wandel“ von Thomas Kissling (Hg.). Das Buch beinhaltet unter anderem Beiträge von Vogt Landschaftsarchitekten und der Professur Günther Vogt an der ETH Zürich im Rahmen der Architekturbiennale 2021 in Venedig. Warum es sich lohnt, das Buch zu lesen, fasst Rosa Schaberl für uns zusammen. Eine Buchrezension.

Dem Herausgeber Thomas Kissling und seinen Autoren gelingt mit „Fest, Flüssig, Biotisch. Alpine Landschaften im Wandel“ ein Buch wie eine Naturwanderung. Diese führt von den Gletschern der Schweiz über die Findlinge im Tiefland, die Palmen in Lugano bis nach Venedig zur Architekturbiennale 2021. Die dort von Vogt Landschaftsarchitekten und der Professur Günther Vogt an der ETH Zürich gezeigten Beiträge und Werke werden dokumentiert, aber auch durch wissenschaftliche Essays, Kunstinterventionen etc. ergänzt – entlang der drei Themenschwerpunkte Geologie, Hydrologie und Biologie.

Was die Autor*innen auszeichnet

Thomas Kissling studierte Architektur an der ETH Zürich und arbeitet seit 2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur Günther Vogt sowie seit 2021 bei Vogt Landschaftsarchitekten. Er und die anderen Autor*innen stehen mit Günther Vogt entweder durch ihre wissenschaftlichen Lebensläufe an der ETH Zürich oder durch ihre künstlerischen Arbeiten in Verbindung. Definitiv allen gemeinsam ist die inhaltliche Nähe zu den Alpen.

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„Fest, Flüssig, Biotisch. Alpine Landschaften im Wandel“ von Thomas Kissling (Hg.) erschien 2021 im Lars Müller Publishers (ISBN 978-3-03778-690-1) (Cover: Lars Müller Publishers)

Das ist die beste Aussage

Ein Profil der alpinen Landschaft als Ganzes muss scheitern. Eine Vielzahl einzelner Landschaftsprofile hilft aus diesem Dilemma. Die Entwicklung der Metropolen verlief in Abhängigkeit von Topografie, Hydrologie, Geologie und Klima und generierte unterschiedliche Verhältnisse zur Landschaft.

Der Klappentext wird erfüllt (ja, nein, weil)

Der Klappentext verspricht, Beiträge von Vogt Landschaftsarchitekten und der Professur Günther Vogt an der ETH Zürich im Rahmen der Architekturbiennale 2021 in Venedig zu dokumentieren und mit wissenschaftlichen Essays, Kunstinterventionen und Field Trips entlang der drei Themengebiete Geologie, Hydrologie und Biologie zu ergänzen. All diese Versprechungen erfüllt das Buch in Wort, Bild und mit Bravour.

Mit diesem Wissen kann man angeben

Bei der Rohne stammt rund die Hälfte des Gesamtabflusses aus der Schneeschmelze, etwa 15 Prozent aus der Gletscherschmelze und nur rund ein Drittel direkt aus dem Niederschlag. Diese Anteile sind für alpine vergletscherte Gebiete charakteristisch.

oder

Die meisten Findlinge enthalten keinen Kalk; sie bestehen aus Granit oder Gneis und bieten daher die gleichen geologischen Bedingungen wie die Hochalpen. Jeder Findling beherbergt eine einzigartige Artenzusammensetzung. Diese ist sowohl von den geologischen Bedingungen des Gesteinsmaterials als auch von den Lichtverhältnissen in der Umgebung der Findlinge abhängig, die von dunklen Wäldern bis zu sonnigen, wetterexponierten offenen Feldern reichen. Die Besiedelung eines Findlings dauert Hunderte von Jahren, und jede Artenpopulation bleibt isoliert, ohne genetischen Austausch mit Arten auf anderen Steinen.

Mehr Trend als Klassiker (oder andersrum), weil

Weder noch. Aber wenn man bei den Bildern zum Biennale-Beitrag „Common Water“ noch das Tropfen des Wassers im Ohr hat und man regelrecht die sonnenbeschienene Erde von „Migrating Landscapes“ riecht, wird man mit diesem Buch immer wieder entdeckerische Freude verspüren und sich für all die zusätzlichen Informationen begeistern. Wenn man die Biennale nicht besucht hat, bietet das Buch einen ebenso kreativen wie informativen Einstiegspunkt, um sich mit dem Thema Alpen und ihrer (klimatischen) Entwicklung auseinanderzusetzen. Eine Empfehlung.

Kurzer Satz zu …

Landschaften in ein Bildformat zu quetschen ist immer eine undankbare Aufgabe. Das Foto kann gar nicht groß genug gezeigt werden, und dennoch fehlt es im Layout an Platz. Den Impressionen der Architekturbiennale 2021 den Formatvorzug zu gewähren war die absolut richtige Entscheidung. Dennoch wünscht man sich bei so manchem Informationsbild ein paar Millimeter mehr – wirklich nur ein paar –, so gern würde man tiefer eintauchen in diese Bergwelt.

Das Band „Fest, Flüssig, Biotisch. Alpine Landschaften im Wandel“ erschien 2021 in Deutsch sowie Englisch im Verlag Lars Müller Publishers. Mehr Informationen finden Sie hier.

Das könnte Sie ebenfalls interessieren: eine Rezension über das Buch „250 Things a Landscape Architect Should Know“.

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