25.11.2024

Aktuelles

Bäume als Schlüssel für klimafreundliche Städte

Nachhaltige Stadtplanung für klimafreundliche Städte: Wie mehr Baumkronenbedeckung das Stadtklima verbessert. Foto: Ramin Alizadeh via unsplash
Nachhaltige Stadtplanung für klimafreundliche Städte: Wie mehr Baumkronenbedeckung das Stadtklima verbessert. Foto: Ramin Alizadeh via unsplash

In einer Welt, die zunehmend von urbanem Wachstum geprägt ist, spielt die Gestaltung von Städten eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität ihrer Bewohner. Besonders im Hinblick auf die Folgen des Klimawandels wird es immer wichtiger, grüne Infrastruktur in die Stadtplanung zu integrieren.

Ein herausragendes Element dieser grünen Infrastruktur sind Bäume, die nicht nur das Stadtbild verschönern, sondern auch konkrete Vorteile für das Klima und die Gesundheit der Menschen bieten. Doch wie nachhaltig ist die Baumverteilung in unseren Städten tatsächlich? Eine aktuelle Studie unter der Leitung der Technischen Universität München (TUM) zeigt alarmierende Ergebnisse und regt zu einem Umdenken in der Stadtplanung an.


Die Baumverteilung in Städten: Ein kritisches Thema

Eine internationale Studie des Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) in Zusammenarbeit mit der TUM hat den Zugang zur grünen Natur in acht großen Weltstädten untersucht. Das Ergebnis ist eindeutig: Viele Städte sind bei der Baumverteilung ungünstig aufgestellt. In Metropolen wie New York City, Amsterdam, Buenos Aires, Denver sowie in den Stadtzentren von Sydney und Melbourne befinden sich weniger als 30 Prozent der Gebäude in Vierteln, die ausreichend von Baumkronen beschattet werden. Die Zahl der Bäume ist zwar hoch, jedoch ist die Verteilung ungleichmäßig. In New York und Amsterdam haben nicht einmal die Gebäude in dicht besiedelten Gebieten ausreichend Baumbeschattung, obwohl viele Häuser in den Städten einen Blick auf mindestens drei Bäume haben.


Die „3-30-300“-Regel als Messgröße für grüne Stadtplanung

Die Forscher der Studie orientierten sich an der sogenannten „3-30-300“-Regel, die vom Forstwissenschaftler Cecil Konijnendijk entwickelt wurde. Diese Metrik definiert, wie die grüne Infrastruktur in Städten bewertet werden sollte:

  • Jedes Gebäude sollte mindestens drei Bäume im direkten Blickfeld haben.
  • Der Bezirk sollte mindestens 30 Prozent Baumkronenbedeckung aufweisen.
  • Und es sollte nicht mehr als 300 Meter bis zum nächsten Park entfernt sein.

Interessanterweise erreichen nur wenige der untersuchten Städte diese Vorgaben. Seattle und Singapur sind positive Ausnahmen, wo 45 beziehungsweise 75 Prozent der Gebäude ausreichend von Bäumen beschattet sind. In vielen anderen Städten sind die Zahlen jedoch ernüchternd: Das Fehlen einer effektiven Baumbedeckung in vielen städtischen Gebieten stellt nicht nur eine ästhetische Mängel dar, sondern kann auch ernsthafte Folgen für das Stadtklima und das Wohlbefinden der Einwohner haben.


Bäume als Klimaanpassungsmaßnahme: Kühlung durch Baumkronen

Besonders in Anbetracht der steigenden Temperaturen durch den Klimawandel sind Bäume in Städten unerlässlich, um eine Kühlung zu gewährleisten. 2023 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, und mehr als 25 Prozent der Weltbevölkerung erlebten gefährliche Hitzeextreme. In dieser Situation ist eine ausreichende Baumkronenbedeckung ein wichtiger Faktor, um die städtische Umgebung abzukühlen und Hitzestress zu verringern.

Die Studie zeigt auf, dass Städte mindestens 40 Prozent Baumkronenbedeckung benötigen, um eine signifikante Senkung der Tagestemperaturen zu erreichen. Das bedeutet, dass die aktuelle „30 Prozent“-Messlatte als absolutes Minimum betrachtet werden muss. Das Fehlen dieser Bedeckung hat nicht nur klimatische Auswirkungen, sondern kann auch zu gesundheitlichen Problemen wie Hitzeschlägen, Angstzuständen oder Depressionen führen. In städtischen Gebieten ohne ausreichenden Zugang zu Bäumen und grünen Freiflächen sind diese Probleme besonders häufig anzutreffen.


Integration von Bäumen in die Stadtplanung: Der Weg zu klimafreundlichen Städten

Die aktuelle Praxis der Stadtplanung unterstützt in vielen Fällen nicht das gesunde Wachstum von Bäumen. Straßen und Gebäudeinfrastrukturen wie Kabel oder Rohre werden oft höher gewichtet als die Bedürfnisse von Bäumen. Dies führt dazu, dass viele Bäume unter ungünstigen Bedingungen gepflanzt werden – der Boden ist verdichtet, und Asphalt verhindert, dass Wasser zu den Wurzeln gelangt. Dadurch wachsen die Bäume langsamer oder werden sogar entfernt, wenn sie mit Versorgungsleitungen kollidieren.

Die Forscher fordern daher ein Umdenken in der Stadtplanung. Statt Flächen dauerhaft für Gebäude und Straßen zu reservieren, sollten diese zugunsten einer grünen Infrastruktur umverteilt werden. Ein früherer Einbau von Bäumen in die Planung von Straßen und Stadtteilen könnte hier entscheidende Vorteile bringen. Ebenso wichtig ist es, dass Bäume auf Flächen mit geeigneten Wachstumsbedingungen gepflanzt werden. So könnte der derzeitige Mangel an ausreichender Baumkronenbedeckung schnell behoben werden.


Der soziale und gesundheitliche Nutzen von Bäumen in Städten

Die Forschung belegt nicht nur die klimatischen Vorteile von Bäumen, sondern auch ihre positiven Auswirkungen auf die geistige und körperliche Gesundheit der Stadtbewohner. Der Zugang zu schattigen Baumkronen und grünen Freiflächen hat nachweislich einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden der Menschen. Bäume fördern nicht nur die Luftqualität und reduzieren das Hochwasserrisiko, sie tragen auch zur Reduktion von Stress, Angst und anderen gesundheitlichen Problemen bei.


Der Weg zu grüneren, klimafreundlicheren Städten

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen einmal mehr die Notwendigkeit, die grüne Infrastruktur in der Stadtplanung zu stärken. Bäume sind nicht nur ein ästhetisches Element, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil einer klimaangepassten Stadtentwicklung. Städte sollten sich daher ambitionierte Ziele setzen, um die Baumbedeckung zu erhöhen und den Zugang zu Natur für alle Stadtbewohner zu gewährleisten. Nur so können wir eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft für die urbanen Räume unserer Welt schaffen.

 

Erfahren Sie im Interview mit Geschäftsführer Bert Habrich, wie die mobilen Bewässerungsmodelle der GEFA Produkte® Fabritz GmbH den Hitzestress von Stadtbäumen bekämpfen – hier geht’s zum Artikel.

Scroll to Top