Der neue Baukulturbericht 2024/25 stellt das Thema „Infrastrukturen“ in den Vordergrund. Dabei fragt die Bundesstiftung Baukultur, wie die Transformation zu resilienten, klimagerechten, sozial integrierten und gut gestalteten Bauwerken und Räumen der Infrastruktur gelingt. Am 20. Juni wurde der Bericht beim Konvent der Baukultur der Öffentlichkeit präsentiert.
Infrastrukturen sind die Basis für unser alltägliches Leben. Eine der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen besteht darin, sie zu erhalten, anzupassen und weiterzuentwickeln. Um Deutschland als Wirtschaftsstandort zu qualifizieren und zugleich die Daseinsvorsorge zu sichern, bieten interdisziplinäres Planen und integriertes Bauen große Chancen. Die Bundesstiftung Baukultur zeigt in ihrem Baukulturbericht 2024/25, wie die nötige Transformation gelingt.
Dafür analysiert der Bericht die Ausgangslage der deutschen Infrastruktur und formuliert Handlungsempfehlungen für Politik, Bauschaffende und Kommunen. „Es geht bei dem sperrigen Begriff „Infrastrukturen“ um die Basis unseres Zusammenlebens und die Chance, unsere Umwelt lebenswerter zu machen und besser zu gestalten“, sagt Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur. „Dass Infrastrukturen funktional sein müssen, versteht sich von selbst – gleichzeitig ist dabei aber nicht egal, wie sie aussehen: Städtebaulich integrierte und gut gestaltete Infrastrukturen können einen positiven Beitrag zu einer lebenswerten Umwelt leisten.“
Verbesserung von Lebensbedingungen im Fokus
Seit 2014 stellt die Bundesstiftung Baukultur alle zwei Jahre den Baukulturbericht vor. Beispielsweise ging es im Jahr 2022 um die „Neue Umbaukultur“. Dieses Jahr klingt der Titel, „Infrastrukturen“, sehr technisch. Jedoch sind damit nicht nur Straßenbau und Versorgungsleitungen gemeint, sondern auch alle anderen Infrastrukturen wie Verkehrswege, soziale Einrichtungen und Beförderungssysteme. Laut Bericht stellen sie die Basis für gleichwertig gute Lebensverhältnisse und sogar die Grundlage der Demokratie dar.
Infrastrukturen regeln die Ver- und Entsorgung, die Mobilität und den Transport. Damit bestimmen sie unsere Lebensqualität. Zugleich ist der Sanierungsstau hoch, weshalb in den letzten Jahren zu wenig in Straßen, Schienen, Brücken, Kitas, Schulen, Krankenhäuser und Kulturbauten investiert wurde. Herausforderungen wie der Klimawandel, die Energiekrise und die Ressourcenknappheit verlangen integrierte Handlungsansätze, wie etwa bei den Jahrhundertfluten im Ahrtal sichtbar, die zeigen, wie wichtig der Ausbau blau-grüner Infrastruktur ist.
Der Baukulturbericht 2024/25 stellt die notwendige Transformation von Infrastrukturen und damit die Verbesserung der Lebensbedingungen in deutschen Städten und Gemeinden in den Fokus. Die Stiftung hat den Bericht selbstständig erarbeitet und unter anderem Baukulturdialoge, Fachgespräche, Befragungen und zwei Baukulturwerkstätten durchgeführt. Zudem wurde das Dokument dem amtierenden Bundeskabinett vorgelegt und erläutert. Daraus resultierten Handlungsempfehlungen an Kommunen, Politik und Bauschaffende. Diese stellte die Stiftung am 20. Juni 2024 beim Konvent der Baukultur in Potsdam vor.
„Pflegen statt Abreißen“
Laut Bericht sollte der Maßstab für technische und soziale Infrastrukturen ihre Verfügbarkeit sowie ihre Funktion für das Gemeinwohl sein. Der Bericht fasst zunächst die aktuelle Lage der Baukultur in Deutschland zusammen. Dabei geht es um die bauwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um bezahlbaren Wohnraum, Klimawandelanpassungsmaßnahmen und die Transformation der Innenstädte sowie um aktuelle Entwicklungen wie den Einsatz von BIM in der Planung und die Änderung der Vergabeordnung.
Im Hauptteil stellt der Bericht die Bedeutung der Ingenieurbaukunst in das Zentrum. Diese muss sowohl hohen technischen und funktionalen als auch ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Denn Infrastruktur trägt wesentlich zur Atmosphäre von Orten bei und kann bei entsprechender gestalterischer Qualität gesellschaftlichen Mehrwert schaffen und identitätsstiftend wirken. Vor diesem Hintergrund betont die Stiftung Baukultur auch die Bedeutung von Handwerk und Ausbildung.
Mithilfe wegweisender Projekte geht der Blick im Baukulturbericht 2024/25 auch in Richtung Praxis. So wird deutlich, wie gelungene Infrastrukturen aussehen und funktionieren. Zum Beispiel geht es um die unterirdischen Stadtbahnhaltestellen in Karlsruhe, die Jan-Fedder-Promenade in Hamburg und das sanierte Donaubad in Sigmaringen.
Daraus leiten sich Handlungsempfehlungen für die Politik ab, die auf Langlebigkeit, Resilienz, Gemeinwohl, Verfügbarkeit, Effizienz und Klimamaßnahmen abzielen. Der Bericht macht deutlich, dass schnell gehandelt werden muss: „Pflegen statt Abreißen“ ist eine der wichtigsten Forderungen. Mit Blick auf den Sanierungsrückstau ist dies umso wichtiger.
Baukulturbericht 2024/25 auf Sommerreise
Der zunehmende Sanierungsrückstau in Deutschland macht es immer schwieriger, hochwertige und funktionierende Infrastrukturen zu gewährleisten. Zum Beispiel zeigte das KfW-Kommunalpanel 2023 einen Investitionsstau von 160 Milliarden Euro allein für die kommunale Infrastruktur. 4.000 Brücken gelten als marode und 5.000 Kilometer sind abgekoppelt. Auch bei der sozialen und kommunalen Infrastruktur ist laut Baukulturbericht 2024/25 viel zu tun.
Die Grafiken zeigen, wie sich gut funktionierende Infrastrukturen unmittelbar auf die Daseinsvorsorge auswirken und Bereiche wie Bildung, Gesundheit, Sicherheit und Mobilität beeinflussen. Zum ersten Mal werden in dem Bericht auch die gesellschaftlichen Mehrwerte von gut geplanter, ästhetischer Infrastruktur in die Debatte eingebracht. Die Stiftung macht unter anderem auf die Bedeutung sozialer Infrastruktur wie Schulen, Schwimmbäder und Gesundheitskioske aufmerksam und unterstreicht das gestalterische Potenzial der Energiewende.
Damit erfüllt die Bundesstiftung Baukultur, die durch das Bundesgesetz vom 17. Dezember 2006 errichtet wurde, ihre Aufgabe, das Bewusstsein für gutes Planen und Bauen zu stärken. Zugleich zielt sie darauf ab, die Qualität und Leistungsfähigkeit des deutschen Planungs- und Bauwesens herauszustellen.
Nun geht der Baukulturbericht 2024/25 auf Sommerreise: Ab dem 11. Juli ist die Bundesstiftung Baukultur mit ihm unterwegs und verteilt das Dokument kostenlos als PDF oder gedruckt. Zu den Stationen der Sommerreise gehören Chemnitz, Regensburg, Stuttgart, Frankfurt am Main, Wuppertal und Lübeck.
Mehr zum letzten Baukulturbericht mit dem Titel „Neue Umbaukultur“ erfahren Sie hier.