Die nominierten Projekte in der diesjährigen Ausgabe des Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preises stehen fest. Gleichzeitig ist das Onlinevoting für den Publikumspreis gestartet. Wer für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominiert ist und wo für den Publikumspreis abgestimmt werden kann, erfahren Sie hier.
Interessierte können jetzt beim Publikumspreis abstimmen
Seit Montag, dem 8. Juli, ist bekannt, welche Projekte die Fachjury für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominiert hat. Der bdla Bayern veröffentlichte die Nominierten auf der Webseite des Preises. Neben einem Hauptpreis werden Auszeichnungen in fünf Kategorien vergeben werden. Der bdla Bayern lobt den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis seit 2020 alle zwei Jahre aus. Er wird 2024 zum dritten Mal vergeben werden.
Über eine weitere Auszeichnung wird in diesem Jahr jedoch nicht die Jury final entscheiden. Stattdessen können sich alle Interessierten beteiligen – am Publikumspreis. Das Voting für diesen startete ebenfalls am 8. Juli. Noch bis zum 23. August kann man über den Link auf der Webseite des Landschaftsarchitektur-Preises abstimmen. Zur Wahl stehen die von der Fachjury in die engere Auswahl genommenen Projekte.
Wann die Gewinner*innen bekannt gegeben werden
Zum Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 konnten Landschaftsarchitekt*innen aus dem In- und Ausland bis Anfang April ihre Projekte einreichen. Ebenfalls teilnehmen konnten Arbeitsgemeinschaften, an denen sich Landschaftsarchitekt*innen beteiligten. Die Voraussetzung für die einzureichenden Projekte: Die Büros mussten sie innerhalb der vergangenen fünf Jahre realisiert haben, sprich zwischen dem 1. Januar 2019 und dem 31. Dezember 2023.
Neben dem Hauptpreis wird die Fachjury in diesem Jahr Auszeichnungen in den folgenden Kategorien vergeben:
- Landschaftsplanung und Landschaftsentwicklung
- Pflanzenverwendung und Biodiversität
- Bauen im Bestand und Kreislaufwirtschaft
- Freiräume für Menschen
- Experimentelle Landschaftsarchitektur und Bauen im Detail
Für welche Kategorie die Projekte jeweils nominiert sind, ist nicht publik. Auch bis zur Bekanntgabe der jeweiligen Gewinner*innen wird man sich noch bis Herbst gedulden müssen: Die Preisverleihung ist für den 27. September auf der Landesgartenschau Kirchheim anberaumt. Die Anmeldung zur Teilnahme an der Preisverleihung ist bereits jetzt über die Webseite des bdla oder die des Wettbewerbs möglich.
Grundschule Infanteriestraße von Treibhaus Landschaftsarchitektur
Insgesamt nominierte die Fachjury zehn Projekte für den Hauptpreis sowie die Auszeichnungen in den Kategorien des Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preises 2024. Unter den Nominierten ist die Grundschule in der Infanteriestraße im Münchner Kreativquartier. Deren Außenbereich gestaltete das Büro Treibhaus Landschaftsarchitektur aus Hamburg. Die Gebäude entwarfen Behnisch Architekten; der Komplex umfasst neben dem Grundschulgebäude auch Mensa, Sporthalle sowie das Haus für Kinder mit Krippe und Kindergarten. Der Schulhof ist als „vielfach codierte Lernlandschaft konzipiert“, wie es in der Projektbeschreibung heißt. So sind im Außenbereich der Schule etwa eine Kletterlandschaft und ein Verkehrsparcours zu finden, aber auch ein Grünes Klassenzimmer sowie ein naturnah gestalteter Bereich zur freien Aneignung. Beim Haus des Kindes gibt es eine schattige Terrasse, Wasserspiele und einen Sandbereich. Die Dachfläche kann ebenfalls unterschiedlich genutzt werden, dank Sonnensegeln auch an heißen Tagen. Die von Treibhaus Landschaftsarchitektur gestaltete Außenanlage wurde von 2016 bis 2022 realisiert und 2023 eröffnet.
Innenhof Landratsam Tirschenreuth von STADT LAND FANCK
Ein weiteres für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominiertes Projekt findet sich in Tirschenreuth, im Norden Bayerns nahe der tschechischen Grenze. Das nominierte Projekt am dortigen Landratsamt realisierte das in Tirschenreuth ansässige Büro STADT LAND FANCK Landschaftsarchitektur und Ökologie. Unter dem Titel „Alte Steine – neuer Innenhof“ gestalteten die Planer*innen den zwischen vier Amtsgebäuden liegenden Innenhof barrierefrei um. Dabei arbeiteten sie auch mit vorhandenen Materialien: Alte Pflastersteine aus dunklem Basalt wurden mit neuen aus Granit kombiniert; alte Treppenstufen wurden neu zugeschnitten. In den Sitzrand einer neuen Brunnenanlage sind alle Namen der Orte im Landkreis eingraviert. In das flache Becken sind Porzellanteller eingelassen, die Keramikkünstlerin Barbara Flügel gestaltete. Eine neuartige Anlage reinigt das Wasser des Brunnens mittels sogenannter kalter Verbrennung. Das Büro begann 2020, nach dem Wettbewerbsgewinn im Vorjahr, mit der Planung. Im Mai 2022 stellte STADT LAND FANCK die Umgestaltung fertig.
Seeuferpromenade Dießen von lohrer.hochrein
Zu den Nominierten für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 zählt auch die umgestaltete Seeuferpromenade in Dießen am Ammersee. Diese realisierte das Büro lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner in ARGE mit dem Ingenieursbüro Engelsmann Peters von 2018 bis 2023. Die Planer*innen griffen die gegebene Grundstruktur des Areals auf: Zentral liegt ein befestigter Platz; die Uferbereiche nördlich und südlich von diesem sind stärker durchgrünt. Die Ufermauern waren sanierungsbedürftig. Eine teils mit Stauden bepflanzte Stufenanlage bietet nun Sitzmöglichkeiten direkt am See. Eine neue Brücke über den Mühlbach wird den Nutzungsanforderungen wieder gerecht. Sie verbindet die Seeanlage – mit neuem Kiosk und Kunstpavillon der Arbeitsgemeinschaft Diessener Kunst – mit den sogenannten Boxleranlagen. In diesem Bereich ist die Wegeführung nun ertüchtigt. Zudem finden sich hier unter anderem ein neuer Barfußpfad neben dem Kneippbecken, eine Minigolfanlage sowie Rasenflächen mit Picknicktischen und Liegestühlen.
Bürgerpark Lindau von Atelier Loidl
Ebenfalls in Uferlage, jedoch am Bodensee, umschließt eine ganze Kette von Parks die Altstadt Lindaus. Das Projekt von Atelier Loidl Landschaftsarchitekten ist ebenfalls für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominiert. Im westlichen Teil der Lindauer Insel, jenseits des Bahnhofs, entstand eine Reihe neuer Freiräume. Die Planer*innen konzipierten ein Wegenetz, das die Parks mit verschiedenen Angeboten verbindet. Mit einer zurückhaltenden Gestaltungssprache sollte die sprichwörtliche Bühne der Aussicht, dem alten Baumbestand sowie dem Kontakt zum See überlassen werden. Im Bürgerpark führt eine Stufenanlage zum Bodensee und ermöglicht das Baden. Am Nordufer der Insel bietet der Sina-Kinkelin-Platz unter altem Baumbestand einen nun erweiterten Spielplatz. Die Planer*innen nahmen den historischen Luitpoldpark in das Gesamtkonzept auf und weiteten die Schützingerterrasse zur Promenade mit Alpenblick aus. Das Projekt entstand im Zeitraum von 2017 bis 2022.
Nordpark III Plattling von BEM Burkhardt | Engelmayer | Mendel
Ein weiteres der nominierten Projekte für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 findet sich in Plattling: der Nordpark III. Den nördlich des Bahnhofs gelegenen Park gestalteten die Planer*innen von BEM Burkhardt | Engelmayer | Mendel Landschaftsarchitekten Stadtplaner. Es handelt sich um den dritten Abschnitt des Parks, der auf dem ehemaligen Güterbahnhofareal entstanden ist. Das 2,5 Hektar große Areal besteht aus zwei Teilen: einem extensiven, landschaftlichen im Süden sowie einer Art Campus im Norden. So finden sich hier historische Bahn- und neuere Bauten, etwa für eine Musikschule und ein Forschungszentrum. Für den stärker architektonisch und formal geprägten Bereich wurden Plätze und Höfe aus regionalem Granit geschaffen, ergänzt um Wildstaudenpflanzungen. Parallel zu den Bahnflächen entstand zum einen ein Eidechsenwall aus Bauschutt. Zum anderen verläuft hier ein Weg für Rad- und Fußverkehr. Im Nordpark wurden 124 Bäume und über 200 Sträucher neu gepflanzt. Die Planer*innen setzten das Projekt von 2017 bis 2023 um.
Waldnaabkapelle bei Tirschenreuth von Brückner & Brückner und STADT LAND FANCK
Nahe Tirschenreuth liegt noch ein weiteres der für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominierten Projekte. Von 2019 bis 2022 realisierten Brückner & Brückner Architekten zusammen mit STADT LAND FANCK die Waldnaabkapelle. Die neu gebaute Wegkapelle liegt in den Auen des Flusses Waldnaab; sie steht direkt am Wasser. Infotafeln weisen den Weg zu ihr; auch Stellplätze für Fahrräder sind eingerichtet. Die Kapelle ist über einen einfachen Pfad aus heimischem Granatsplitt erreichbar. Auch für das Gebäude selbst kamen lokale Materialien zum Einsatz: So wie über dem Kaolingestein der Tirschenreuther Teichpfanne Nadelwälder wachsen, ist dem Beton des Kapellenfundaments Kaolinsand zugeschlagen. Darüber formen Balken aus Nadelholz den Raum der Kapelle. Die Waldnaabkapelle steht allen zu jeder Uhrzeit offen. An den Balken der Kapelle sind die Initialen der Spender*innen für den Bau markiert. Die Waldnabkapelle entstand zwischen 2019 und 2022.
Garten in Obersteinhausen von OK Landschaft
Ein weiteres Projekt unter den Nominierten liegt rund zehn Kilometer östlich von Deggendorf, in der kleinen Ortschaft Obersteinhausen. Hier gestaltete Landschaftsarchitekt Andreas Kicherer mit seinem Münchner Büro OK Landschaft den Hausgarten eines privaten Bauherrn. Für die Architektur des Gebäudes zeichnet Architekt Peter Haimerl verantwortlich. Der Standort liegt im Landschaftsschutzgebiet des Bayerischen Waldes; in der Gegend gibt es ein reiches Granitvorkommen. Durch die Außenanlagen zieht Stein als Gestaltungselement. Es kamen mehrere Findlinge zum Einsatz. Sie wurden unter anderem in Scheiben geschnitten, die nun eine Treppe im Bereich der Zufahrt bilden. Sie liegen als Wegeplatten eingebettet im gepflasterten Eingangsbereich oder in der Rasenfläche. Steinplatten formen eine Liegebank im Garten. Die Planer*innen arbeiteten mit der Topografie des Geländes und erstellten eine Abfolge von Gartenräumen. Zudem wurden Gruppen von heimischen Gehölzen gepflanzt. Das Projekt entstand im Zeitraum von 2018 bis 2021.
Sanierung Anette-Kolb-Anlage Nürnberg von adlerolesch
Vom Büro adlerolesch nominierte die Fachjury die Sanierung der Annette-Kolb-Anlage in Nürnberg für Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024. Die Planer*innen entwickelten in dem Projekt die Anlage von 1993 im Nürnberger Bebauungsgebiet Langwasser weiter. Sie setzt sich aus den drei Bereichen Aktivband, offene Wiese und extensiver Ruhebereich mit Trockengraben zusammen. Im ersten der genannten Bereiche wurden ein Platz sowie eine bestehende BMX-Bahn saniert. Neu hinzu kamen eine Calisthenics- sowie eine Sitzstufenanlage. Acht- bis Zwölfjährige können nun auf einem neuen, integrativen Spielplatz spielen. Den aktiver genutzten Bereich gestalteten die Planer*innen mit blauen Akzenten. Die Wiese und der Trockengraben wurden ebenfalls leicht angepasst. Insgesamt wurde, unter Rücksichtnahme auf den Baumbestand, ein neues Wegesystem angelegt. Für die Wegeflächen kamen, nach dem Zwei-Sinne-Prinzip, zwei optisch sowie haptisch kontrastierende Materialien zum Einsatz: bereits vorhandenes Granitpflaster sowie helle Betonfertigteile, die ein Band bilden. Das Büro adlerolesch setzte das Projekt von 2020 bis 2023 um.
Karoline-Goldhofer-Kita von LATZ+PARTNER
In Memmingen findet sich ein neuntes der für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominierten Projekte: die Karoline-Goldhofer-Kindertageseinrichtung. Den Außenbereich gestaltete das Büro LATZ+PARTNER LandschaftsArchitektur Stadtplanung. Sie arbeiteten eng mit dem Architekturbüro heilergeiger architekten und stadtplaner BDA sowie der Bauherrin, der Alois-Goldhofer-Stiftung, zusammen. Die Kita entstand aus dem Umbau des ehemaligen Wohnhauses der Stifterfamilie mit großem Garten. In dem Projekt wurde mit dem Bestand gearbeitet – sowohl beim Gebäude als auch in der Vegetation. Vorhandene Materialien wurden wiederverwendet, so beispielsweise in der Stützmauer im Eingangsbereich. Diese besteht aus den alten Dachziegeln und dem Holz gefällter Bäume. Die Kita verfolgt den Ansatz der Reggio-Pädagogik; im Garten stehen den Kindern Experimentier- und Bewegungsfelder, Sand- und Matschflächen, Spielflächen und Rückzugsorte zur Verfügung. Das Projekt entstand von 2016 bis 2019.
Oberwiesenfeldpark München von mahl gebhard konzepte
Ebenfalls für den Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preis 2024 nominiert ist der Oberwiesenfeldpark von mahl gebhard konzepte. Die über 40 000 Quadratmeter große öffentliche Freifläche liegt im Norden Münchens, neben der Wohnanlage Oberwiesenfeld. Für den Park modellierten die Planer*innen das Gelände: Lärmschutzwälle schirmen ihn vom Autoverkehr ab. Der Oberwiesenfeldpark kombiniert Spiel- und Sportmöglichkeiten, Erholungsangebote und Naturschutz. Neben Spielanlagen und Klettergerüsten gibt es sowohl eine asphaltierte Skateanlage als auch einen Dirtpark für Biker*innen. Auf multifunktionalen Sportflächen kann man Fußball, Basketball und Tischtennis spielen. Liegen und Bänke laden zu einer Pause ein; die Wiesenfläche steht verschiedenen Nutzungen offen. Am Rande des Parks angelegte Laichgewässer sowie Magerrasen bieten Lebensraum für die Fauna. Die Planer*innen realisierten das Projekt im Zeitraum von 2012 bis 2021.
Abstimmen für den Publikumspreis bis zum 23. August
Die Gewinner*innen des Hauptpreises sowie die Auszeichnungen in den fünf Kategorien werden auf der Preisverleihung am 27. September auf der Landesgartenschau Kirchheim bekannt gegeben. Zuvor können Sie noch am Publikumsvoting teilnehmen: Dieses läuft bis zum 23. August. Zum Voting geht es hier.
Weiterlesen: 2022 ging der Hauptpreis des Bayerischen Landschaftsarchitektur-Preises an den Prinz-Eugen-Park von Liebald + Aufermann Landschaftsarchitekten. Mehr über das Projekt sowie die anderen Gewinner*innen erfahren Sie hier.
Einen Überblick über die verschiedenen Landschaftsarchitektur-Preise bundesweit gibt unser Spezial zu dem Thema.