04.07.2024
Advertorial

Gesellschaft

„Stadt- und Verkehrsplanung müssen für lebenswerte Städte Hand in Hand gehen.“

Beat the Heat
Reinhard Fitz ist Head of International Business Development der Doppelmayr Seilbahnen GmbH und leitet die Entwicklung von multimodalen Mobilitätskonzepten mit Seilbahnen als integriertem Verkehrsmodus. Foto: Doppelmayr
Reinhard Fitz ist Head of International Business Development der Doppelmayr Seilbahnen GmbH und leitet die Entwicklung von multimodalen Mobilitätskonzepten mit Seilbahnen als integriertem Verkehrsmodus. Foto: Doppelmayr

Das österreichische Unternehmen Doppelmayr setzt sich weltweit für nachhaltige Mobilität ein. Doch von der tatsächlichen Mobilitätswende sind wir laut Reinhard Fitz, Head of International Business Development der Doppelmayr Seilbahnen GmbH, noch meilenweit entfernt. Wir sprachen mit ihm über die lebenswerte Stadt von Morgen und darüber, warum es für diese jetzt so dringend Führungspersönlichkeiten braucht, die vorangehen.


wenig Kapazität und viel Überzeugungsarbeit

Reinhard Fitz, wie kaum ein anderes Unternehmen steht Doppelmayr für alternative Mobilität in einer vom Kraftfahrzeug geprägten Welt. Wo stehen wir international in puncto Mobilitätswende?

International gibt es noch viel Handlungsbedarf, um die angestrebte Mobilitätswende zu ermöglichen. Viele Megastädte haben keine Zeit, eine entsprechende ÖPNV-Infrastruktur aufzubauen. Durch den täglichen Zuzug in die Städte gibt es große Herausforderungen, hier eine Mobilitätswende und einen qualitativ hochwertigen ÖPNV zu erreichen. Der Druck auf die Verkehrsinfrastruktur, insbesondere auf das Straßennetz, ist enorm. Die jährlich steigenden Verkehrszahlen stellen eine echte Herausforderung für die Infrastruktur dar. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur oft sanierungsbedürftig ist. Daraus ergibt sich ein Dilemma. Einerseits soll der Verkehr fließen, andererseits ist der Verkehrsfluss gestört. Wir haben zu wenig Kapazität auf den Straßen. Und der öffentliche Verkehr ist nicht immer optimal ausgebaut. Wir haben also viel aufzuholen. Gerade in unserer westlichen Welt gibt es viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Insbesondere Entscheidungsträger sollten sich mit den Themen und Anforderungen der Menschen, die beispielsweise täglich pendeln, auseinandersetzen. Es fehlt eine neue, multimodale, vernetzte Mobilitätswelt. Diese zu entwickeln und voranzutreiben, aber auch zu nutzen, sollte das Ziel aller sein. Die Gewöhnung an das Auto muss reduziert und der Umstieg auf den ÖPNV attraktiver gemacht werden.


Verkehrsfluss optimieren

Was sind Ihrer Meinung nach die größten Potenziale, um den Treibhausgasausstoß im Bereich der Mobilität signifikant zu reduzieren? Wo müssen wir ran?

Rund ein Fünftel der Emissionen sind mobilitätsbedingt. Hier gilt es, den Ausbau des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs schneller und intelligenter voranzutreiben. Der Individualverkehr, der rund 60 Prozent der Emissionen im europäischen Verkehrssektor verursacht, muss deutlich reduziert werden. Gleichzeitig sollten effiziente und gut vernetzte Verkehrsmittel wie Bahn, Straßenbahn, Bus und neue Verkehrslösungen besser aufeinander abgestimmt werden. Es lohnt sich immer, in zusätzliche Infrastruktur zu investieren und deren Attraktivität zu steigern. Natürlich muss man sich fragen: Womit bin ich unterwegs? Nehme ich den Dieselbus oder fahre ich elektrisch? Die Treibhausgase fangen nicht erst in der Betriebsphase an, sondern schon vorher. Um es kurz zu machen: Jeder Beitrag zählt. Damit meine ich auch den bei Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, und deren kleinstmöglichen Fußabdruck. Die Fahrten mit dem Fahrrad oder Roller und die damit verbundenen letzten Meilen sind durch deren Mitnahme im öffentlichen Verkehr sicherzustellen. Eine Konzentration auf den öffentlichen Verkehr würde die Straßen entlasten.

Damit können wir den Lebensraum Stadt aufwerten. Es würde die Lebensqualität deutlich erhöhen, wenn in der Stadt attraktive Angebote vorhanden wären. Ein weiterer Steuerungshebel hängt direkt mit dem Energiepreis und mit der CO2-Bepreisung zusammen. Wenn der Energiepreis steigt, ändert sich das ein oder andere Mobilitätsverhalten. Nicht mehr jede Fahrt würde mit dem Auto gemacht werden. Gleichzeitig hätte man bei strengeren Emissionsvorschriften auch die Möglichkeit, nicht jedes Fahrzeug in die Innenstädte fahren zu lassen. Der Einsatz von intelligenten Verkehrssteuerungssystemen, die den Verkehrsfluss optimieren, hilft dabei, Staus zu reduzieren und dadurch den CO2-Ausstoß minimieren. Es ist diese Kombination aus regulatorischen, technologischen und infrastrukturellen Verbesserungen, die mit Sicherheit Veränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung auslösen und das Verhalten der Menschen beeinflussen wird.


Die Öffentlichkeit muss Interesse haben

Wie mutig sind politische Entscheidungsträger*innen Ihrer Meinung nach im Bereich Mobilität?

Viel zu wenig. Wir reden alle von der Mobilitätswende, vom Klimawandel und von Maßnahmen gegen den Klimawandel. Wie lange wollen wir noch zuwarten? Oder trauen wir uns endlich, erste Schritte in Angriff zu nehmen? Wir müssen jetzt handeln und Fakten schaffen, um loslegen zu können. In Europa sind die politischen Entscheidungswege aufgrund der demokratischen Verhältnisse länger. Das ist auch gut so. Aber es braucht Führungspersönlichkeiten, die vorangehen und sagen: „Wir verändern etwas zum Positiven“. Durch eine transparente und offene Kommunikation mit der Bevölkerung sollte das möglich sein. Ich bin überzeugt, wenn das öffentliche Interesse überwiegt, dann muss die Durchsetzbarkeit schneller da sein.


Artenvielfalt und hochwertige Ökologie

Wer sich für die Mobilitätswende einsetzt, engagiert sich zugleich für Klimaanpassungsmaßnahmen. Hier leistet Doppelmayr in den Metropolen dieser Welt einen wertvollen Beitrag. Gleichzeitig setzt das Unternehmen eine große Zahl an Projekte in Skigebieten – und damit schützenswerten Naturgebieten im hochalpinen Raum – um. Hakt hier nicht die Corporate Social Responsibility?

Auf den ersten Blick mag das so erscheinen. Wir bei Doppelmayr sind uns bewusst, dass jede neue Infrastruktur, die man in die Natur setzt, ein Eingriff ist. Die Sehnsuchtsregionen sind da und sie ziehen viele Menschen an. Meistens haben wir dort bereits gut entwickelte Tourismusdestinationen. Das heißt, es sind prosperierende Wirtschaftsregionen. Die lokale Bevölkerung würde sicherlich vor einer Herausforderung stehen, wenn der Tourismus wegbrechen würde. Ich sehe die Seilbahn als Infrastruktureinrichtung. Und die Funktion der Seilbahn als Erschließer dieser alpinen Räume für die Nutzung dieser alpinen Räume. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, dass man in diesem sensiblen Bereich einen sehr kleinen Fußabdruck hinterlassen sollte. Und genau darauf konzentrieren wir uns gemeinsam mit unseren Kunden. Ziel ist es, so wenig Eingriffe wie möglich in die Natur zu tätigen. Wird ein Projekt gebaut, ist es naturschutzrechtlich vorgeschrieben, den Ist-Zustand nicht zu verschlechtern, bzw. durch eingriffsreduzierende Ersatzmaßnahmen die Flächeninanspruchnahme zu kompensieren und vorab vereinbarte Schutzziele einzuhalten. Das bedeutet, dass sich die Landschaft nach dem Eingriff sehr schnell erholen kann. Eine hochwertige Ökologie und die Artenvielfalt müssen vorhanden sein und im Interesse aller liegen.


Flächen für die Mobilität

Doppelmayr baut aber auch Automated People Mover wie den Cable Liner®. Die Eröffnung eines entsprechenden AirTrains in Newark New Jersey, USA, ist für 2029 geplant. Blicken wir nochmal gesondert auf die USA. In puncto alternative Mobilitätslösungen scheint das Land nur sehr langsam voranzukommen, stößt aber mit China und der EU die meisten Treibhausgase aus. Wie schätzen Sie die Verkehrswende in den USA ein? Insbesondere im Vergleich zu China?

Die USA sind kein Vorreiter in Sachen ÖPNV, aber das ist historisch bedingt. In den Großstädten wie New York, Los Angeles oder San Francisco gibt es sicherlich Bestrebungen. Und da werden auch relativ schnell Veränderungen herbeigeführt. Das kommt auch von dem Druck, dass sie die benötigten Transportkapazitäten nicht mehr haben. Aber das föderale System und zum Teil auch politische Differenzen in den USA behindern dies.

China hat sehr schnell durchsetzbare Regulierungen und das ist der differenzierende Unterschied. Die USA setzt auf technologische Innovationen und neue Mobilitätsdienstleistungen. Die Straßen sind jetzt schon überlastet. Da wird es keine wesentliche Entlastung geben. Die Attraktivität wird nicht steigen, die Stauzeiten werden nicht sinken. Pendler*innen werden immer das Verkehrsmittel wählen, das sie am schnellsten von A nach B bringt. Und das hat China mit seiner Verkehrs- und Stadtplanung schon einiges gut gemacht, mit dem weltweit am schnellsten wachsenden städtischen Hochgeschwindigkeitsbahnnetz sehr schnell Überlandverbindungen zu realisieren und Flächen für Mobilität zu reservieren – ohne Wenn und Aber.


Ziele vereinen

Zwischen 2030 und 2050 sollen jährlich an die 250 000 Menschen weltweit in Folgen des Klimawandels – unter anderem extreme Hitze – sterben. Sie sind mit Doppelmayr extrem viel in den Metropolen dieser Welt unterwegs. Welche Systeme, Innovationen, Strategien würden Sie gerne mehr in internationalen Städten sehen?

Ich bin für mehr Grün und Wasser als betonierte Flächen. Grünflächen und Windschneisen sind in der Stadt unbedingt erforderlich. Windschneisen, dass der Wind die Stadt durchlüften kann. Die Hitze raus und die Kälte aus dem Umland rein. Vor allem das Ausblasen des Smogs ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt, um eine bessere Luftqualität zu erreichen. Dazu braucht es aber auch das Wissen in den Städten. Wo sind die Hitze-Hotspots? Da muss man die versiegelten Flächen auflockern, Dach- und Fassadenbegrünung reinbringen, um den Wärmestau und die Luftqualität zu verbessern. Dann sehe ich Chancen in der strategischen Ausrichtung einer Stadt. Stadt- und Verkehrsplanung gehen Hand in Hand. Bisher wurden die beiden Disziplinen getrennt betrachtet. Das kann in Zukunft nicht mehr so sein. Wir brauchen ein gemeinsames Vorgehen, um gerade hier eine kohärente und nachhaltige Entwicklung zu beschleunigen. Die Widmung von Flächen für unterschiedliche, auch gemischte Nutzungen wird immer wichtiger. Wie gehe ich mit den Ressourcen, mit den Flächenressourcen richtig um? Wem gebe ich welchen Anteil? Mobilität ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Da kann die Seilbahn mit einem kleinen Fußabdruck am Boden helfen. Unterhalb der Seilbahn können wir die Grünflächen bestehen lassen und haben somit keine Bodenversiegelung. Die Seilbahntrasse und -strecke kann gleichzeitig auch als Wind- und Kühlkorridor mitgedacht und -geplant werden. So werden mehrere Ziele miteinander vereint.


Kurzvita

Reinhard Fitz ist Head of International Business Development der Doppelmayr Seilbahnen GmbH und leitet die Entwicklung von multimodalen Mobilitätskonzepten mit Seilbahnen als integriertem Verkehrsmodus. Er verfügt über 25 Jahre Erfahrung in der Doppelmayr Gruppe, angefangen vom Projektingenieur bis hin zum Key-Accounter, und ist spezialisiert in Projektentwicklung, Projekt- und Kommunikationsmanagement bei urbanen Infrastrukturprojekten und Projekten mit komplexen Projektanforderungen.


Doppelmayr Gruppe

Die Doppelmayr Gruppe repräsentiert insbesondere Qualitäts-, Technologie- und Marktführerschaft im Bau von Seilbahnsystemen für den Personen- und Materialtransport sowie hochtechnologischer Intralogistik-Lösungen. Das Unternehmen blickt auf eine 130-jährige Geschichte und auf ein Jahrhundert an Erfahrung in der Planung, Entwicklung, Konstruktion, Produktion und Bau von Seilbahnen zurück. Diese bewährte Technologie und die damit erzielte Zuverlässigkeit trägt dazu bei, dass die Seilbahn eine beliebte und leistungsstarke Mobilitätslösung geworden ist – in Ski- und Ausflugsgebieten sowie in Städten weltweit.

 

www.doppelmayr.com

 

Dieses Interview ist Teil der Beat the Heat Initiative, die Doppelmayr supportet. Mehr zu Beat the Heat erfahren Sie hier.

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