01.07.2016

Gesellschaft

Kraftakt für mehr Räder

Fahrradschnellwege sind in vielen modernen Verkehrsplanungen längst inbegriffen. Auch in Berlin soll der Anteil der Radfahrer steigen. Trotzdem schlagen Ideen für die Umnutzung alter Bahngleise immer wieder fehl, Alternativprojekte kommen nur langsam in Gang. Ein Statement zum Stand der Dinge von Thomas Heilmann, Senator für Justiz und Verbraucherschutz in Berlin und Kreisvorsitzender der CDU Steglitz-Zehlendorf.

Das Architekturbüro Staubach+Kuckertz entwickelten diesen Fahrradschnellweg.
Er sollte brachliegende Bahntrassen umnutzen, kam aber bislang nicht zu Stande. Visualisierungen: Staubach+Kuckertz

Viele skandinavische Metropolen beweisen bereits seit den 80er Jahren, dass durch die Förderung städtebaulicher Maßnahmen für einen sicheren und kreuzungsfreien Fahrradverkehr Auto-Staus oder überfüllte Busse und U-Bahnen der Vergangenheit angehören. Die Individualisierung von Verkehr entzerrt Konzentrationen zu den Stoßzeiten und verkürzt die jeweiligen Fahrtzeiten erheblich. Die CDU Steglitz-Zehlendorf will dieses Konzept nach Berlin holen und die Mobilität in einer jungen und kreativen Stadt zukunftsfähig machen.

Gerade in einem großflächigen Randbezirk im Südwesten Berlins ist die Wahlmöglichkeit zwischen attraktiven Verkehrsmitteln bisher begrenzt. Die S- und U-Bahndichte ist im Vergleich zu innerstädtischen Lagen gering und der Auto-Berufsverkehr konzentriert sich auf überlastete Ausfallstraßen. Nur durch eine Diversifizierung von Transportmöglichkeiten kann Berlin wachsen, ohne dabei Mobilitätseinbußen hinnehmen zu müssen.

Das Fahrradschnellwege-Konzept der CDU Steglitz-Zehlendorf greift auf stillgelegte Schienentrassen und Freiflächen zurück. Diese Freiflächen bilden bereits ein strahlenförmiges Netz, dessen Zentrum die Berliner Innenstadt bildet. Ziel ist es, einen räumlich völlig voneinander getrennten Auto- und Fahrradverkehr anzubieten. Alle Verkehrsmittel sollen gleichberechtigt und ohne Einschränkungen genutzt werden können. Ein einmaliger Vorteil, den Berlin wegen seiner vielen nicht bebauten Achsen leisten kann. Das Konzept will ganz bewusst nicht belehren, nicht bevorteilen, sondern die qualitativ bestmögliche Infrastruktur schaffen, bei der die Bürger selbst wählen, wie sie am besten von A nach B kommen.

Die konzeptualisierte Pilotstrecke von Zehlendorf bis zum Potsdamer Platz wird von der E-Bike- Schnellladestation über Fahrradservicepunkte bis hin zur sicheren und trockenen Abstellmöglichkeit für Rad und Ausrüstung mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet sein, die die bisherigen Nachteile des Fahrrads für Berufspendler marginalisieren. Im Gegensatz zu bisherigen Radwegen wird der Fahrradschnellweg Ampel- und Kreuzungsfrei sein. Ähnlich wie bei Autobahnen wird es Zufahrts- und Ausfahrtsrampen geben, die einen sicheren Verkehr für schnellerfahrende E-Bikes und langsamere Treträder gewährleisten.

Wichtig war der CDU, dass auch eine Wiederinbetriebnahme der sog. Stammbahn, der vormalig ersten Eisenbahnverbindung zwischen Potsdam und dem Potsdamer Platz trotz des Fahrradschnellwegs möglich bleibt. Diese Bahnverbindung könnte in 15 oder 20 Jahren noch einmal wichtig werden. An den meisten Streckenabschnitten ginge das gut nebeneinander. Dort wo der Platz fehlt, gibt es das Konzept, die Fahrradstrecke über der Bahnlinie – praktisch in der ersten Etage anzusiedeln. Damit kann langfristig beides realisiert werden: Stammbahn und Fahrradschnellweg.

Durch eine gemeinsame Finanzierung von öffentlicher und privater Hand können sowohl die Bereitstellung der Fahrradstrecke, wie auch der Unterhalt der Serviceangebote realisiert werden.

Nicht die künstliche Bevor- oder Benachteiligung einzelner Verkehrsmittel, sondern die freie Wahlmöglichkeit zwischen attraktiven und gleichberechtigten Angeboten sichern ein nachhaltiges Mobilitätskonzept für eine erfolgreiche Stadt.

Mehr über das Berliner Radwegeproblem lesen Sie in Garten+Landschaft 07/2016 – Die Rückkehr des Menschen.

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