28.04.2025

Projekt

bhm Planungsgesellschaft: Rennbahnpark in Frankfurt am Main

Die Umgestaltung der ehemaligen Rennbahn nutzt den Aushub des Geländes für die Schaffung einer dynamischen Dünenlandschaft, die bewusst der natürlichen Sukzession überlassen wird. © BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner

Der Frankfurter Rennbahnpark ist ein Paradebeispiel für die moderne Landschaftsarchitektur, die ökologische Nachhaltigkeit mit urbaner Freizeitgestaltung vereint. Inmitten der Stadt wurde eine ehemalige Rennbahn zu einem Park umgestaltet, der nicht nur Erholungsflächen bietet, sondern auch zur Klimaanpassung und Förderung der Biodiversität beiträgt. Der Park wurde so konzipiert, dass er in seiner Struktur sowohl den ökologischen als auch den sozialen Anforderungen gerecht wird und dabei neue, zukunftsfähige Freiräume für die Stadtbevölkerung schafft. Wie der Park diese Herausforderung meistert, stellt das Büro bhm Planungsgesellschaft in der folgenden Projektvorstellung selbst vor.


Oase inmitten der Stadt

Die Landschaftsarchitektur ist heute geforderter denn je, wichtige Beiträge zur Klimaanpassung und ökologischen Funktionsfähigkeit unserer Städte zu leisten. Der Frankfurter Rennbahnpark ist aus dieser Perspektive ein richtungsweisendes Projekt, da hier eine urbane Brache revitalisiert wurde. Angebote für Erholung und Freizeit wurden verknüpft und mit dem Erhalt und der Entwicklung ökologisch wertvoller Flächen und dem urbanen Naturerlebnis kombiniert. So entstand eine ästhetische Einheit mit vielfältigen Freiraumangebote, die das Areal zu einem besonderen Parktypus werden ließen. Zentrale Aspekte des Entwurfes waren Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung, Entwicklung der vorhandenen Biodiversität sowie Klimaresilienz. Die landschaftlichen und ökologischen Qualitäten des Ortes spiegeln sich in einer besonderen Struktur und Gestaltsprache des Parks wider. Mit seiner urban-ökologischen Ausrichtung steht der Rennbahnpark im Zeichen einer nachhaltigen Koexistenz von menschlicher Freizeitgestaltung und ökologisch wertvollem Raum für die Natur.


Park in drei Zonen

Leitidee war, den Raum in drei ablesbare Zonen mit differenzierten Nutzungen zu gliedern: der ruhige Waldsaum, der Bereich der ehemaligen Rennbahnfläche und die große naturnahe Wiesenfläche mit den Magerrasenflächen im Zentrum. Im Band der ehemaligen Rennbahn wurden die nutzungsintensiven Sport- und Spielbereiche mit einer Calisthenics-Anlage, Kinderspielbereiche und Bolzplatz in einer lockeren Struktur von Wiesen und bänderartigen Baumhainen eingebunden, die die Form der Rennbahn aufnehmen. Spielgeräte erinnern aufgrund ihrer Gestaltung an die Geschichte und Nutzung des Ortes. Die Übergänge zur zentralen Fläche wurden durch Modellierungen und einzelne Objekte betont. Diese öffnen Blickpunkte, geben Orientierung und schaffen besondere Orte im Park. Die Modellierungen sind Teil eines nachhaltigen Bodenmanagements. Der Aushub wurde innerhalb des Parks wiederverwendet und beispielsweise zu einer dynamischen Dünenlandschaft im Osten geformt, die bewusst Sukzession zulässt. Eine in die Dünen integrierte Aussichtstreppe erinnert an die historischen Schiedsrichtertürme. Der „Skylineview“ gibt das Panorama auf die Frankfurter Hochhauskulisse frei und dient als Treffpunkt. Eine Treppe mit Sitzstufen am Teich und eine Aussichtsplattform wurden durch ihre Gestaltung zum besonderen Treffpunkt.

Der Rennbahnpark gliedert sich in drei klare Bereiche – den ruhigen Waldsaum, die historische Rennbahnfläche und die naturnahe Wiesenfläche, die den Park zu einem vielseitigen Erlebnisraum machen. © BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner

Weite als Grundbaustein für Aufenthaltsqualität und Zukunftsfähigkeit

Die Besonderheit des Ortes besteht vor allem in der Weite inmitten des städtischen Umfeldes. Zudem wurden alle Gestaltungsmittel auf die Gegebenheiten vor Ort ausgerichtet. Teilaspekte wurden weiterentwickelt und eine klare Gliederung der Fläche vorgenommen. So bleiben die vorhandenen Qualitäten des Ortes erhalten bzw. wurden zu einem besonderen Park weiterentwickelt. Hierbei stand der Ökologieaspekt, das Naturerlebnis inmitten der Stadt und die Integration von verschiedensten Aktivitätsangeboten wie Calisthenics, Spiel- und Sportmöglichkeiten und Ruhebereichen im Vordergrund der Planung und sorgen seither für Aufenthaltsqualität bzw. stärken die Zukunftsfähigkeit des städtischen Raumes. Der Wert der zentralen Wiesen und Rasenflächen und die daraus resultierende Weite sind dabei ebenso Rückgrat des Entwurfes, wie der umgebende Saum aus dichten Waldbereichen und der Blick auf die Skyline von Frankfurt.


Langfristige Gestaltung mit natürlicher Integration

Neben der Weiterentwicklung der vorhandenen Struktur und der Qualität des Bestandes ergab sich die wesentliche Aufgabe, große Flächen die der Naturentwicklung gewidmet sind, behutsam in ein robustes Parkkonzept zu überführen. Gleichzeitig galt es dem Park ein langfristiges, robustes Raumgerüst zu geben, welches auf den weiten Flächen neue Aufenthaltsqualitäten bietet und die Veränderung zu einem öffentlichen Park ablesbar macht. Der Entwurf erhält dabei die Geschichte des Ortes als Rennbahn, akzentuiert und ergänzt sie durch neue Parkelemente, und schafft so die Neuinterpretation der Fläche als städtische Parkanlage. Die Elemente wurden durch die dominierende Weite des Ortes und ein klar ablesbares Erschließungskonzept verknüpft und gestalterisch eingebunden.


Innovative Pflanzenverwendung, robuste Materialien als Schlüsselfaktoren

Auch das Vegetationskonzept trägt zum Erfolg der Parkanlage bei. Es lässt sich in einfachen Worten beschreiben: Erhalt, Förderung, Nachhaltigkeit, Entwicklung. So blieben der umgebende Gehölzsaum, die ehemalige Rennbahn und die zentrale Wiesenfläche des ehemaligen Golfplatzes räumlich und strukturell bestehen und funktional miteinander verbunden. Für die im Zentrum vorhandenen, ökologisch wertvollen Sandmagerrasen wurden Maßnahmen ergriffen, die den Bestand langfristig sichern. Generell wurde für alle Vegetationsflächen ein detailliertes Pflegemanagement erarbeitet, dass neben sämtlichen Pflanzungen auch auf die Ansaaten eingeht. Ziel dieses Konzeptes ist es, den Park behutsam aus dem Bestand zu entwickeln.


Langfristige Bepflanzung

Die ehemalige Rennbahn wurde zum nutzbaren Parkbereich umgebaut, in dem neben zahlreichen Nutzungsangeboten auch wichtige Erschließungs- und Vegetationselemente ihren Platz fanden. Längliche, die Form der Rennbahn aufnehmende Streifen gliedern die jetzige Rasenfläche. Diese Streifen treten durch blühende, insektenfreundliche Ansaaten und Gehölz- bzw. Stauden- und Gräserpflanzungen in Erscheinung. Durch die bewusste Auswahl von Gehölzen wurde ein differenziertes, sich über mehrere Jahre hinweg entwickelndes Vegetationskonzept umgesetzt, das langfristig eine klare Gliederung der Parkfläche sichert und so Räume für eine Vielzahl an Nutzung schafft. Ergänzt wurden diese Pflanzungen durch Bäume, die die übergeordnete Struktur aufgreifen und dank der Pflanzung in Reihen die Bewegungen der Pferde in den Kurven assoziativ aufnehmen. Bewusst wurden nur standortheimische Baum- und Gehölzarten gewählt, die gleichzeitig auf die Anforderungen des Klimawandels reagieren können.

 

Der Park nutzt innovative Pflanzenstrategien, um die bestehende Biodiversität zu fördern und setzt auf standortheimische Gehölzarten, die den klimatischen Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind. © BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner
© BHM Planungsgesellschaft mbH, N. Benner

Nachhaltige Materialien

Neben Pflanzungen war auch die Materialauswahl entscheidend. Auch sie lässt sich mit wenigen Schlagworten zusammenfassen: robust, langlebig, regional, nachhaltig. Der prägende Rundweg, der die Form der Rennbahn aufnimmt, wurde als wassergebundene Wegedecke ausgeführt, um so die versiegelte Oberfläche zu minimieren und die Optik eines Parks zu unterstreichen. Der westlich gelegene Skyview, dessen Plattform durch Massivholz- und Natursteinblöcken geprägt ist, lädt zum Verweilen ein und gibt den Blick auf die Skyline von Frankfurt frei. Er ist wahlweise über eine Treppe aus regionalem Sandstein oder einen barrierefreien Weg erreichbar. Die Trainingselemente der Calistehnicsanlage wurden bewusst in Metall ausgeführt. Der notwendige Fallschutzbelag fügt sich aufgrund der Farbgestaltung in den Park ein.  Die Gestaltung des Spielplatzes orientiert sich an der Geschichte der ehemaligen Pferderennbahn. Das EPDM-Spielfeld des Bolzplatzes wird an den langen Seiten von Natursteinelementen gerahmt, die als Sitzmöglichkeiten und als Bande dienen. Neben Naturstein und Holz, welches nochmals in Form von Stelen an den Zugängen des Parks in Erscheinung tritt, kam auch Metall zum Einsatz. Sowohl die Aussichtsplattform im Osten des Areals, als auch das Landschaftsfenster am Teich wurden aus Metall hergestellt. Die Aussichtsplattform ist geprägt durch eine Treppenwange aus Cortenstahl, in die die Silhouette von Rennpferden integriert wurde. Das Landschaftsfenster besticht hingegen durch einen Steg, der sich über den Teich zieht und von großen Metallbögen gerahmt wird.


Innovative Pflegekonzepte

Bei der Auswahl und Konzeption der Materialien bzw. Bepflanzung wurden stets Themen der Pflege und des Unterhalts mitgedacht. Alle Materialien sind langlebig und robust. Die Pflanzungen wurden entsprechend der Anforderungen durch den Klimawandel ausgewählt und ein langfristiges Entwicklungs- und Pflegekonzept erstellt. Der Kernbereich mit den prägenden Sandmagerrasenflächen blieb erhalten und wurde durch rund 7 300 Quadratmeter neuer Sandmagerrasenfläche ergänzt. Um diese sehr wertvollen mageren Standorte langfristig zu erhalten und zu pflegen, wurde ein Beweidungskonzept entwickelt. Fest in die Gestaltung des Parks integrierte Weidezaunpfosten dienen als Fixpunkte für Schafzäune. Die großen Rasenflächen im intensiv genutzten Randbereich wurden durch Wiesen-, Stauden- und Gehölzbänder strukturiert, deren Dimension und Abstand zueinander so gewählt wurde, dass die Flächen problemlos mit Aufsitzmähern gepflegt werden können.


Berücksichtigung demografische Entwicklung und sozialer Aspekte

Soziale Aspekte spielten eine große Rolle bei der Konzeption des Rennbahnparks. Die vielen Freizeitangebote und großzügigen Aufenthaltsbereiche bieten ausreichend Platz zur Zusammenkunft und für sportliche Aktivitäten. Der Aufbau einer Kinderfarm im Norden des Areals dient als zusätzliches Angebot und soll den Kindern und Jugendlichen der angrenzenden Stadtteile als Lernort und Treffpunkt zur Verfügung stehen. Bereits in der Planung wurden sehr viele Nutzergruppen und Akteure (UNB, Grünflächenamt, Calisthenics-Gruppe, Verein der Kinderfarm etc.) in einen intensiven, interdisziplinären und partizipativen Planungsprozess eingebunden. Auch durch eine aktive Bürgerinfo mit eigener Projekthomepage, Kinder- und Jugendbeteiligung und Presseterminen konnte ein breiter Konsens über die Ziele und die besondere Struktur des Parks erreicht werden.


bhmp - Stadt, Landschaft, Denken, Entwerfen.

Die Weiterentwicklung unserer Lebensumwelt stellt eine komplexe Planungsaufgabe dar. Bei bhmp arbeiten wir daher ganz bewusst in interdisziplinären Teams mit engagierten Mitarbeiter*innen unterschiedlicher Fachdisziplinen. So bearbeiten wir Fragestellungen aus mehreren Perspektiven heraus und entwickeln ganzheitliche Lösungsansätze. Dabei ist der intensive Dialog mit unseren Auftraggebern ein zentrales Element unserer Unternehmenskultur. Zentrale Grundlage unserer Arbeit ist ein breit gefächertes und hohes Wissensniveau, auf dessen Grundlage wir auch besondere Aufgaben übernehmen: Übergeordnete Analysen, Gutachten, Projektmanagement führen wir ebenso wie Bürgerbeteiligungsverfahren erfolgreich durch. Über die reine Fachplanung hinaus, können wir damit in der Beratung von Kommunen und Unternehmen, sowie der Projektbegleitung Verantwortung übernehmen. Wir legen Wert auf gute handwerkliche Qualität und die Angemessenheit der Lösung für den Ort und den Kontext der Aufgabe. Bei der Planung und Umsetzung ist für uns Verlässlichkeit selbstverständlich. Auch deshalb können wir auf langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unseren zahlreichen gewerblichen und kommunalen Auftraggebern zurückblicken.

In unserer Septemberausgabe dreht sich alles um Stadtoasen. Finden Sie hier weitere spannende Projekte.  

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