Blau-grüne Infrastruktur ist ein Konzept, das auf die Integration natürlicher Wasserkreisläufe und grüner Landschaftselemente in die städtische Planung abzielt. Es verbindet wasserbasierte (blau) und vegetationsbasierte (grün) Lösungen, um Städte widerstandsfähiger gegenüber Klimaveränderungen zu machen und gleichzeitig die Lebensqualität und Biodiversität zu fördern. Dieses Konzept wird immer wichtiger, um den Herausforderungen von Starkregen, Überschwemmungen und steigenden Temperaturen in urbanen Gebieten zu begegnen.
Herausforderungen: Klimawandel und Urbanisierung
Die zunehmende Versiegelung von Flächen in Städten führt dazu, dass Regenwasser nicht mehr versickern kann, sondern schnell in die Kanalisation abfließt. Dies erhöht das Risiko von Überflutungen bei Starkregenereignissen. Gleichzeitig tragen urbane Wärmeinseln, verursacht durch Beton und Asphalt, zur Aufheizung von Städten bei. Der Klimawandel verschärft diese Probleme durch intensivere Niederschläge und längere Hitzeperioden.
Blau-grüne Infrastruktur bietet eine nachhaltige Möglichkeit, diese Probleme anzugehen, indem natürliche Prozesse nachgeahmt und in die Stadtgestaltung integriert werden.
Lösungen der blau-grünen Infrastruktur
Regenwassergärten
Regenwassergärten sind bepflanzte Mulden oder Vertiefungen, die Regenwasser von Dächern oder Straßen auffangen. Sie ermöglichen eine langsame Versickerung und Reinigung des Wassers durch den Boden, bevor es das Grundwasser erreicht. Dies verringert die Belastung der Kanalisation und reduziert das Risiko von Überflutungen. Regenwassergärten bieten gleichzeitig Lebensraum für Insekten und Vögel, fördern die Biodiversität und tragen zur optischen Aufwertung von Stadtquartieren bei.
Grüne Dächer
Grüne Dächer sind mit Pflanzen bewachsene Dachflächen, die Regenwasser speichern und langsam wieder abgeben. Sie tragen zur Kühlung von Gebäuden bei, verbessern die Luftqualität und bieten einen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. In dicht besiedelten Städten wie Berlin oder Kopenhagen tragen grüne Dächer dazu bei, urbane Wärmeinseln zu reduzieren und die Wassermengen bei Starkregenereignissen zu regulieren.
Renaturierte Flüsse
Flüsse, die in ihrer natürlichen Form renaturiert werden, können Hochwasser besser kontrollieren, da Überflutungsflächen geschaffen werden, auf denen das Wasser langsam versickert. Ein Beispiel ist die Isar in München, die durch Renaturierungsmaßnahmen nicht nur den Hochwasserschutz verbessert, sondern auch als Naherholungsgebiet dient. Solche Projekte fördern die Biodiversität und stärken die Bindung der Stadtbewohner an die Natur.
Feuchtgebiete
Feuchtgebiete wie Moore und Sumpfgebiete speichern große Mengen Wasser und fungieren als natürliche Puffer bei Überschwemmungen. In urbanen Kontexten können künstlich angelegte Feuchtgebiete Wasser filtern, Schadstoffe abbauen und die Biodiversität fördern. Gleichzeitig wirken sie als Kohlenstoffsenken, was zur Klimaanpassung beiträgt.
Vorteile der blau-grünen Infrastruktur
- Erhöhte Wasserretention
Durch die Integration von Elementen wie Regenwassergärten und Feuchtgebieten wird das Wasser länger im urbanen Raum gehalten, was Überschwemmungen verhindert und die Grundwasserneubildung fördert.
- Verbesserung des Mikroklimas
Grüne Dächer und Pflanzenflächen kühlen die Umgebungstemperaturen und reduzieren die Auswirkungen von Hitzeinseln. Verdunstung sorgt zusätzlich für eine angenehme Luftfeuchtigkeit.
- Förderung der Biodiversität
Blau-grüne Infrastruktur schafft neue Lebensräume für Pflanzen, Insekten und Tiere. Renaturierte Flüsse und Feuchtgebiete erhöhen die Artenvielfalt in Städten.
- Lebensqualität der Stadtbewohner
Grünflächen fördern das psychische Wohlbefinden, bieten Erholungsmöglichkeiten und verbessern die Luftqualität. Sie tragen zu einer attraktiveren Stadtgestaltung bei und fördern soziale Interaktionen.
- Klimaanpassung und Nachhaltigkeit
Durch die Reduzierung von Starkregenfolgen, die Speicherung von Kohlenstoff und die Kühlung von Städten leistet die blau-grüne Infrastruktur einen wesentlichen Beitrag zur Anpassung an den Klimawandel.
Beispiele erfolgreicher Umsetzung
– Singapur: Mit dem Konzept „City in a Garden“ hat Singapur zahlreiche Regenwassergärten und begrünte Fassaden integriert, um Überschwemmungen zu verhindern und die Stadt zu begrünen.
– Kopenhagen: Dänemarks Hauptstadt hat nach starken Überschwemmungen ein umfassendes Regenwasser-Management implementiert, das auf Grünflächen und urbane Wasserwege setzt.
– Berlin: Projekte wie die „Berliner Schwammstadt“ kombinieren begrünte Dächer und Fassaden mit Regenwasserbewirtschaftung, um die Kanalisation zu entlasten.
Fazit
Blau-grüne Infrastruktur ist ein zukunftsweisender Ansatz, um Städte widerstandsfähiger, nachhaltiger und lebenswerter zu machen. Indem sie natürliche Prozesse integriert, bietet sie Lösungen für die drängendsten Umweltprobleme unserer Zeit, verbessert das städtische Mikroklima und steigert die Lebensqualität der Bewohner. Städte, die diesen Weg einschlagen, profitieren nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial.
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