Das Berufliche Schulzentrum (BSZ) für Wirtschaft „Prof. Dr. Zeigner“ in Dresden wurde umgestaltet, um den Schulhof funktionaler und klimafreundlicher zu gestalten. In enger Zusammenarbeit mit den Schüler*innen entstand ein Freiraumkonzept, das sowohl Aufenthaltsqualität als auch ökologische Aspekte berücksichtigt. In seiner Projektvorstellung gibt das verantwortlichen Planungsbüro Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten Einblick in die Umgestaltung der Außenanlagen.

Schulhof mit neuen Perspektiven
Das Berufsschulzentrum für Wirtschaft „Prof. Dr. Zeigner“ befindet sich in Dresden im Stadtteil Äußere Neustadt, den gründerzeitliche Blockrandbebauung prägt. Durch die bauliche Konfiguration von Bestandsgebäuden an der Melanchthonstraße und dem Erweiterungsbau an der gegenüberliegenden Tieckstraße ist zwischen den Gebäuden ein innenliegender Pausenhof entstanden. Um den beengten Platzverhältnissen Rechnung zu tragen, wurde das Sporthallendach als nutzbare Pausenfläche konzipiert.
Schüler*innen beteiligen sich
Ein optimierter Lernraum zeichnet sich dadurch aus, dass Nutzer*innen diesen mitgestalten können. Nicht die vom Planenden vorgesetzten Gestaltungsprämissen, sondern die realisierten Nutzerwünsche tragen dazu bei, dass sich die Lehrenden und die Lernenden mit dem Ort identifizieren können. Mit Entstehen einer schulischen Projektgruppe, die sich mit ihren Ideen in den Planungsprozess und somit in die Entwicklung einer intrinsisch motivierten Schulhofkonzeption einbringen wollte, entstand eine intensive Zusammenarbeit mit den Schüler*innen, um gestalterische, funktionale und ökologische Aspekte mit den Nutzerwünschen in Einklang zu bringen. Mehr Grün, Angebote für Spiel und Sport – ein grünes Klassenzimmer standen ganz oben auf der Liste der engagierten Schülerschaft.
Hohe Anforderungen
Die lange Projektlaufzeit kam den Beteiligten hierbei zugute. Der bereits in Form der vorliegenden Ausführungsplanung manifestierte Entwurf wurde überarbeitet, zeitgemäße klimagerechte Gestaltungsansätze eingebracht und auf die Nutzerwünsche abgestellte Nutzungsangebote integriert.
Neue Aufenthalts- und Lernbereiche
So entstand unter einer Baumreihe das Aktionsband mit Basketballkorb, Tischtennisplatte, Kickertisch und Sitzmöglichkeiten. Der Baumhain wurde kurzerhand zum grünen Klassenzimmer und trotz beengter Verhältnisse konnten zur Freude der Schule unterschiedlich lange Banklinien und ein Stehpult mit Hocker für Lehrer*innen im Schatten des Baumdaches eingeordnet werden, die den Unterricht im Freien künftig möglich machen. Eine quadratische Fläche aus Betonplatten kann multifunktional als Bühne oder als Schachspiel genutzt werden. In die Hecken wurden verschiedene Sträucher mit essbaren Früchten gepflanzt – ein ausdrücklicher Wunsch der Schüler*innen. Der Höhepunkt des Engagements der Schule zeigte sich in der mit Unterstützung der GaLaBau-Firma durchgeführten Baumpflanzung – ein sichtbares Symbol für die an der Schule gelebten Gemeinschaft.
Erweiterte Pausenfläche
Einen ganz besonders intensiven Wandel hat das Sporthallendach erfahren. Vom Architekten als außenliegender Pausenraum konzipiert, wurde aus der ursprünglich geplanten, rein funktionalen Betonplattenfläche ein begehbares Gründach mit Liegedecks, Sonnenschirmen und Tischgruppen für den Mensabetrieb. Die Herausforderung an dieser Stelle bestand vor allem darin, die Schnittstellen zwischen Architektur, Statik, Haustechnik und Landschaftsarchitektur zu koordinieren. Auf der einen Seite galt es, die erforderlichen Auflasten auf dem Umkehrdach nachzuweisen und die Vorgaben zur Dachentwässerung zu erfüllen, andererseits sollten Lösungsansätze gefunden werden, um ein möglichst leichtes Gründach mit einer großen Pflanzenvielfalt zu entwickeln und die Konstruktion der Ausstattungselemente an die statischen Anforderungen anzupassen. All das ist gelungen – das Dach präsentiert sich als grüne Oase in einem urbanen Umfeld und gewann 2023 in der Kategorie „Andere neu gestaltete Freiraumsysteme“ den 1. Preis im Wettbewerb „Gärten der Stadt“.
Nachhaltige Vegetation
Die hohe Freiraumqualität wurde nicht nur durch die Neupflanzung von 30 Laubbäumen, 40 Heckenpflanzen, 60 Sträuchern und mehr als 8 000 trockenheitsverträglichen Gräsern und Stauden erreicht, sondern insbesondere durch den Erhalt des alten Baumbestandes. Durch zielführende Maßnahmen wie das regelmäßige Wässern während der langen Bauzeit, großflächige Abgrenzung des geschützten Wurzelraumes sowie einmaliges Mulchen zur Optimierung der Bodenverhältnisse konnten zum Erhalt der bis zu 80 Jahre alten Bäume beitragen.
Attraktives Schulgelände
Alle Maßnahmen zur Zonierung des Schulhofes in Rückzugsräume und Treffpunkte für sportliche Aktivitäten sollten dazu beitragen, dass die Schüler*innen der Berufsschule das Gelände in den Pausen nicht verlassen, sondern die Angebote zur Versorgung der Grundbedürfnisse wie Essen, Bewegung, Begegnung und Entspannung nutzen und der Zusammenhalt durch auf dem Pausenhof gemeinsam verbrachte Zeit und Interaktion gestärkt wird. Von der Stadtverwaltung bis hin zum Hausmeisterteam der Schule haben alle Mitwirkenden die Projektentwicklung unterstützt. Denn durch Zusammenarbeit auf allen Ebenen, Akzeptanz in der Bevölkerung und einer dauerhaft gesicherten fachgerechten Pflege können Außenanlagen langfristig in einem guten Zustand erhalten werden und zur Resilienz unserer Städte beitragen.
Technische Details
Um den aktuellen klimatischen Entwicklungen gerecht zu werden, wird das Regenwasser teilweise in eine der Sporthalle vorgelagerten Versickerungsanlage abgeleitet. Teilweise wird es auch in einer Zisterne in der Nähe des Altbaus für die Brauchwassernutzung zwischengespeichert. Der Tiefhof als Dreh- und Angelpunkt schafft mittels behindertengerechter Rampe die barrierefreie Verbindung zwischen Neubau, Pausenhof und Altbau. Integration ist ein wichtiger Bestandteil im Alltag der Berufsschule – die Gebäude und der Außenraum sind barrierefrei erschlossen. Stets positive Resonanz hat das Projekt bei interessierten Bürger*innen erfahren, die beim Tag der Architektur oder den Dresdner Gartenspaziergängen die Möglichkeit bekommen haben, sich detailliert zu informieren.
Details zur Ausführung
Das Sporthallendach ist eine komplexe Konstruktion, bei der alle Komponenten aufeinander abgestimmt worden sind. Es handelt sich um ein Umkehrdach mit Druckentwässerung mit 0% Gefälle. Die Montage der Einbauten auf dem Dach war daher ohne Durchdringung der Dachhaut ausführbar. Vom Statiker wurden begrenzte Lastannahmen vorgegeben, die zwingend für Einbauten auf dem Dach einzuhalten waren. Im Zusammenhang mit diesen technischen Vorgaben wurden im Zuge der Planung intensive Abstimmungen geführt, um die Anforderungen des Architekten, des Haustechnikplaners und des Statikers zu erfüllen. Bei den Abstimmungen wurde des Weiteren berücksichtigt, dass bei der Lieferung und Montage ein Kran erforderlich ist, um die Einbauten beziehungsweise Einbauteile auf das Sporthallendach zu heben. Die Windsogsicherung für den Randbereich erfolgte mittels Betonplatten. Im Innenbereich der Dachfläche wird die Windsogsicherung durch ausreichend Auflast aus Plattenbelag sowie Substrat gewährleistet. Ein umlaufendes Geländer dient als Absturzsicherung.
Die Konstruktion des Terrassenbelages, der Sonnenschirme, der Tischgruppen und Liegedecks wurde explizit auf die konkreten Rahmenbedingungen auf dem Sporthallendach angepasst:
- Montage auf dem Dach ohne Durchdringung der Dachhaut
- Materialien und Konstruktion entsprechend Lastannahmen des Statikers
- Plattenbelag auf Stelzlagern und Befestigungsart der Einbauten zur Gewährleistung der Druckentwässerung
Die extensive Dachbegrünung wurde mit einer Aufbauhöhe von 170 Millimeter (Minimum) bis 190 Millimeter (Maximum) aufgebracht. Die flächige Pflanzung wird locker mit Bändern aus Gräsern und Lavendel strukturiert. Die Liegedecks bestehen aus einem Metallrahmen, einer hölzernen Unterkonstruktion und an die trapezförmige Form eingepassten Kanthölzern. In einer Aussparung innerhalb der Liegefläche war Platz, den Sonnenschirm einzubringen, der mittels verdeckten Betonplatten gegen Wind gesichert ist. Die Farbgebung für den Rahmen der Liegedecks und die Schirme erfolgte in Anlehnung an die Farben, die für Akzentuierungen im Innenraum des Neubaus verwendet worden sind, in Blau und Rot.
Büroprofil
Identitätsstiftende Landschaftsarchitektur: Seit 1996 gestaltet UKL – Ulrich Krüger Landschaftsarchitekten mit Standorten in Dresden und Magdeburg inspirierende, nachhaltige Freiräume. Mit einem engagierten Team von 30 Mitarbeitenden realisieren wir überregional anspruchsvolle Projekte, die Mensch und Natur verbinden.
Philosophie und Arbeitsweise: Landschaftsarchitektur bedeutet für uns Verantwortung – ästhetisch, ökologisch und sozial. Diese Grundlagen sowie der Respekt vor der Eigenart des Ortes bestimmen unser Wirken. Dabei legen wir Wert darauf, Entwürfe von der großräumigen, konzeptionellen Idee bis ins Detail zu entwickeln. Unsere Gestaltungen basieren auf einer tiefgehenden Analyse des Ortes („genius loci“) und vereinen kreative Vision mit funktionaler Nachhaltigkeit. Ziel ist es, lebenswerte Orte mit hoher Identifikationskraft zu schaffen, die den aktuellen Erfordernissen des Klimawandels und den Bedürfnissen der Menschen gerecht werden. Eine stimmige Materialwahl und klimaangepasste, pflegeleichte Pflanzkonzepte stehen im Fokus.
Leistungsschwerpunkte: In vier spezialisierten Teams entwickeln wir Freiraumplanungen in allen Leistungsphasen der HOAI – von Studien bis zur Detailplanung. Mit einem eigenen Wettbewerbsteam nehmen wir erfolgreich mit unseren Partnern an interdisziplinären und freiraumplanerischen Wettbewerben teil.
Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.
Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.