23.04.2014

Projekt

Charta „Zukunft Stadt und Grün“

Weichenstellung für die Zukunft der Stadtentwicklung: Wenn der zentrale Immobilienausschuss e.V. (ZIA), mit dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU), IKEA und dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten e.V. (BDLA) gemeinsame Sache machen stehen größere Veränderungen ins Haus. Ein Bündnis aus 21 branchenübergreifenden Verbänden, Stiftungen und Unternehmen haben am Dienstag in Berlin die Charta „Zukunft Stadt und Grün“ zunächst der Presse vorgestellt und anschließend der neuen Ministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit Barbara Hendricks übergeben.

Mit der Charta möchten die Beteiligten den positiven Effekt urbanen Grüns stärker erkennbar und nutzbar machen. Gefordert wird, städtisches Grün zu erhalten und neu zu schaffen und die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure zu verbessern. Für acht Wirkungs- und Handlungsfelder wie Klimawandel, Gesundheit, soziale Funktion, Standortqualität, Schutz von Boden Wasser und Luft, Artenreichtum und Förderung von bau- und vegetationstechnischer Forschung sind in der Charta nicht eben bescheidene Forderungen formuliert. Das Potenzial von Grün in unseren Städten soll dabei gefördert, ausstehende Probleme kritisch beleuchtet und eine langfristige Planung angegangen werden.

Initiatoren der Charta sind der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. (BGL) und die Stiftung DIE GRÜNE STADT. Unter den insgesamt 21 Erstunterzeichnern finden sich neben NABU, ZIA und bdla auch Namen wie Meyer Werft, IKEA und der Deutsche Golf Verband. Eine starke Gemeinschaft mit guten Ideen und starken Argumenten. Fast klingt es ein bisschen zu gut um wahr zu sein: Die unterzeichnenden Institutionen setzen sich ein für Lebensqualität, Erholung, Umweltschutz, Nachhaltigkeit und für Aufwertung von Wirtschaftsstandorten, Immobilien und Gemeinden. Der Skeptiker wird hellhörig: Welche Rolle spielen bei so viel Engagement wirtschaftliche Interessen?

Um sich ein vollständiges Bild der Charta zu machen lohnt sicher ein Blick hinter die Kulissen. Dabei stellt sich die Frage, was die unterschiedlichen Motive und Interessen der Unterzeichner der Charta sind und wo der Konsens der verschiedenen Parteien zu finden ist. Denn die Palette der Interpretationen von „Grün“ in der Stadt reicht von Parkplatzbau über Dachbegrünung zu urban gardening und Landschaftspark. Versteht nicht ein Verband wie der NABU etwas (gänzlich) anderes unter der optimalen Nutzung eines Freiraums als ein Immobilienverband? Wo ist die Schnittstelle zwischen gestaltetem Park, Wohnungsbau und Brutgebiet für seltene Vögel? Und ist es nur als angenehme Begleiterscheinung zu betrachten, dass insbesondere die in den Verbänden organisierten Mitglieder  und Unternehmen, die Landschaftsarchitektur betreiben bei Realisierung der Charta mit Aufträgen zu rechnen haben – oder ist das der Sinn der ganzen Sache?

Sicher lassen sich die partikulären Interessen der Unterzeichner im Sinne der großen Idee zurückstellen und so mit einander vereinbaren. Gleichzeitig profitieren in diesem Zusammenspiel die großen Namen vom noch besseren Image der Kleineren während die wirtschaftlich schlechter dastehenden Organisationen durch die Schlagkraft der Großen gewinnen. Es bleibt also zu hoffen, dass die Charta mit der Beantwortung der noch offenen Fragen ihren schönen Schein nicht verliert und blumige Worte und Bilder nicht nur benutzt werden um wirtschaftliche Interessen zu verfolgt.

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