Neben Nova Gorica in Slowenien und Gorizia in Italien feiert die EU Chemnitz 2025 als Kulturhauptstadt Europas – 80 Jahre nach Kriegsende und 36 Jahre nach dem Fall der Mauer. Doch allem Jubel zum Trotz sind die derzeitigen Herausforderungen vor Ort weiterhin enorm: Demografischer Wandel, wirtschaftliche Umstrukturierungen, politische Spannungen, Leerstand und eine sanierungswürdige Infrastruktur zeichnen Chemnitz. In der Februarausgabe der G+L untersuchen wir diese Schmerzpunkte intensiv und diskutieren das Potenzial der Kulturhauptstadt Europas 2025 für die ehemalige Karl-Marx-Stadt.
Tief verwurzelt
Im Jahr 2025, 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und 36 Jahre nach dem Fall der Mauer, steht Chemnitz im Rampenlicht als Kulturhauptstadt Europas – eine Auszeichnung, die Hoffnungen, Herausforderungen und immense Erwartungen weckt. Neben Nova Gorica in Slowenien und Gorizia in Italien, die gemeinsam und grenzüberschreitend ebenfalls den Titel Kulturhauptstadt Europas 2025 tragen, ist es Chemnitz, das für Deutschland die kreative Bühne Europas betritt. Doch was bedeutet dieser Titel für eine Stadt, die tief verwurzelt in einer industriellen Vergangenheit und gleichzeitig gezeichnet ist von Strukturwandel, Leerstand und einer sanierungsbedürftigen Infrastruktur?
Sanierungsbedürftiger Leerstand
Unser Heft im Februar widmet sich diesen Fragen und wagt einen tiefgehenden Blick auf die Potenziale und Hindernisse, denen sich Chemnitz stellen muss. In einer Zeit, in der Städte zunehmend mit demografischen Umbrüchen und wirtschaftlichen Herausforderungen ringen, kann das Format der Kulturhauptstadt eine Plattform bieten, um über sich hinauszuwachsen – nicht nur als Kulturstätte, sondern als lebendiger, zukunftsgewandter Stadtorganismus. Für die ehemalige Karl-Marx-Stadt, die in der jüngeren Geschichte als Sinnbild für wirtschaftliche Umstrukturierungen und politische Spannungen diente, könnte die neue Rolle einen Aufbruch markieren und damit ein wichtiges Zeichen für eine Stadt setzen, die sich neu erfinden muss. Doch neben diesem Optimismus bleiben die Aufgaben enorm: Leerstand prägt das Stadtbild, und viele Infrastruktureinrichtungen sind sanierungsbedürftig – ein vertrauter Anblick in vielen ostdeutschen Städten. Im Zentrum steht daher die Frage, wie Chemnitz mit den Narben der Vergangenheit umgehen kann und will.
Vorreiter für Kultur und Soziales
Die Kulturhauptstadt bietet hier nicht nur einen Titel, sondern ein konkretes Werkzeug, um das narrative und architektonische Erbe der Stadt zu beleuchten und neue Räume zu schaffen, die junge Menschen und neue kreative Kräfte anziehen können. In dieser Ausgabe stellen wir das inhaltliche Konzept der diesjährigen deutschen Kulturhauptstadt sowie zentrale Projekte vor. Darüber hinaus befragen wir Kulturmanager Stefan Schmidtke, Programm-Geschäftsführer der Projektgesellschaft der Kulturhauptstadt, zu Herausforderungen in Chemnitz, dem anstehenden Jahr und zur Zukunft der Stadt. Expert*innen aus Architektur und Stadtplanung sowie Bürger*innen und Künstler*innen vor Ort setzen sich seit Jahren für die Gestaltung einer lebenswerten Stadt ein. Chemnitz‘ Zukunft wird nicht allein von Konzepten und Projekten abhängen, sondern auch davon, wie es gelingt, die Menschen mitzunehmen, sie aktiv zu beteiligen und der Stadt eine klare Vision zu geben. Unsere Hoffnung: Chemnitz könnte als Beispiel dafür stehen, wie eine einstige Industriestadt über den Titel hinaus eine kulturelle und soziale Identität findet, die langfristig eine hohe Lebensqualität sichert.
Das Heft gibt es hier im Shop.
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