03.11.2021

Aktuelles

COP15: Weltnaturkonferenz

Bis 2030 sollen 30 Prozent der Landflächen und der Meere einen Schutzstatus erhalten.

Die COP15 ruft dazu auf

Im Oktober 2021 fand die Weltnaturkonferenz, die COP15, in der chinesischen Stadt Kunming statt. 200 Vertragsstaaten der UN-Konvention für die biologische Vielfalt (CBD) nahmen an der einwöchigen Veranstaltung teil. Alles, was Sie zu der Veranstaltung wissen müssen, lesen Sie hier.

Bis 2030 sollen 30 Prozent der Landflächen und der Meere einen Schutzstatus erhalten.
Die chinesischen Stadt Kunming ist Gastgeberin der Weltnaturkonferenz COP15 im Jahr 2022. Foto: Public domain, via Wikimedia Commons

COP15 ruft 30×30-Ziel aus

Der erste Teil der 15. Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD COP15) fand, mit einem Jahr Verspätung, vom 11. bis 15. Oktober 2021, im chinesischen Kunming statt. Die fast 200 Vertragsstaaten des Übereinkommens erarbeiteten in dieser Zeit in online-Konferenzen ein vorläufiges Rahmenabkommen. Konkret verhandelt und verabschiedet werden soll es dann im April und Mai 2022 während einer Präsenzveranstaltung.

Was sich schon auf der COP13 im Jahr 2016 und auf der 2018 folgenden COP14 abzeichnete wurde auf der COP nun endgültig klar: Die 20 Ziele, die sich die Vertragsstaaten während der COP10 im japanischen Aichi 2010 für das Jahr 2020 gesteckt haben – die sogenannten „Aichi-Ziele“ – , wurden zum größten Teil klar verfehlt. Immer noch gehen beispielsweise Waldflächen weltweit in rapider Geschwindigkeit zurück – ganz im Gegensatz zu Aichi-Ziel Nummer fünf, nach dem die Verlustrate auf mindestens die Hälfte reduziert werden sollte. Im Vergleich zu 2010 ist die Verlustrate 2020 sogar um mehr als 27 Prozent gestiegen, wie eine Analyse des Global Forest Watch zum Rückgang des globalen Primärwaldes zeigt.

Nach dem Entwurf der COP15 sollen nun bis 2030 immerhin 30 Prozent der Landfläche und der Meere Schutzstatus erhalten. Dieses „30×30“-Thema war eines der Kernpunkte, die während der COP15 diskutiert wurden. Auch die Delegation der Bundesregierung unter der Führung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ernannte zum Auftakt der Veranstaltung das 30-Prozent-Ziel an Land und im Meer als eines der drei Hauptthemen, mit der die Bundesrepublik in die Konferenz ging. Daneben setzt sich die deutsche Delegation für konkrete Reduktionsziele für Überdüngung oder Plastikmüll sowie für die renaturierung zerstörter Ökosysteme ein.

Die COP15 ruft dazu auf, dass bis 2030 immerhin 30 Prozent der Landflächen und der Meere einen Schutzstatus erhalten. Foto: Alvesgaspar, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Entwurf der Rahmenbedingungen lässt großen Interpretationsspielraum

Die Position der Bundesregierung fasst Schulze so zusammen: „Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hat unser Planet in so kurzer Zeit so viele Arten unwiederbringlich verloren. Im Schnitt verschwindet alle zehn Minuten eine Art. Der Verlust an biologischer Vielfalt hat längst auch wirtschaftlich gravierende Folgen. In dieser kritischen Lage kommt die Welt zusammen, um den Weg für eine neue globale Vereinbarung zu ebnen, die der Zerstörung der Ökosysteme und dem Artenverlust ein Stoppschild entgegensetzt. Die Weltnaturkonferenz ist die Chance für einen Neustart. Dabei reicht es nicht länger aus, einzelne Arten oder Gebiete unter Schutz zu stellen. Nach Jahrzehnten der Naturzerstörung müssen wir den Trend umkehren und ein Jahrzehnt der Renaturierung einleiten.“

Zum Vergleich: 2019 standen nur 15 Prozent der globalen Land- und Binnenwasserflächen sowie 7 Prozent der Meere unter Naturschutz, wie eine Studie des Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services (IPBES) ergab. Diese Flächen innerhalb von nicht einmal zehn Jahren auf 30 Prozent auszuweiten, ist, gerade mit Blick auf internationale Interessenkonflikte, ein edles und notwendiges, aber auch ziemlich ambitioniertes Vorhaben.

Der Entwurf der COP15 gibt keine genauen Anforderungen und Kriterien an die Qualität eines Naturschutzgebietes an. Foto: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / “Nordkirchen, Naturschutzgebiet Ichterloh -- 2018 -- 2131-7” / CC BY-SA 4.0

Ganz klar ist anhand des nun erarbeiteten Rahmenwerkentwurfs der COP15 auch nicht, was genau diese „30 Prozent“ eigentlich bedeuten sollen. Interpretationsspielraum gibt es reichlich. Sind 30 Prozent der Erdoberfläche gemeint? Oder tatsächlich 30 Prozent der Meere UND 30 Prozent der Binnenflächen? Soll jedes Land 30 Prozent seiner individuellen Staatsfläche schützen und wenn nein, wie sieht eine sinnvolle Verteilung aus? All dies sind Fragen, die nach dem ersten Teil der COP15 unbeantwortet bleiben.

Ebenso unklar ist die Frage nach der Art der Schutzgebiete. Im Entwurf gibt es keine Anforderungen an die Qualität eines Naturschutzgebietes. Kritiker*innen befürchten so, dass Flächen mit geringem Schutzwert als Schutzgebiet deklariert werden könnten, nur um die Zahlen zu erfüllen.

Der COB15-Entwurf ist also noch relativ vage und der Verhandlungsbedarf zur zweiten Runde vom 25. April bis 8. Mai groß. Rechtlich bindend wird der Rahmenentwurf allerdings auch dann nicht sein. Er fungiert seit jeher mehr als eine Art Vorschlag, an den sich die Staaten halten können oder eben nicht. Entscheidend wird letztendlich sein, als wie wichtig der Schutz der Artenvielfalt in den einzelnen Staaten der Weltgemeinschaft erkannt wird.

Mehr zur CBD COP15 erfahren Sie auf der Webseite der CBD.

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