24.12.2021

Aktuelles

CopenHill von BIG ist World Building of The Year

Blick auf die Fassade vom Bauprojekt CopenHill mit abfahrenden Skifahrer*innen davor.

Das BIG Projekt Copenhill ist World Building of The Year 2021 (Foto: Rasmus Hjortshoj).

Anfang Dezember zeichnete das 14. World Architecture Festival (WAF) das Projekt von Bjarke Ingels und Co. in der Kategorie „Produktion, Energie und Recycling“ mit dem Award aus. Hier stellen wir das Projekt vor.

Vom 1. bis 3. Dezember 2021 fand das World Architecture Festival statt. Diesjährig wurde die Preisverleihung virtuell abgehalten. Dabei prämierte die Jury aus illustren Persönlichkeiten der internationalen Architekturszene bereits realisierte Bauprojekte und zukünftige Planungen. Eine Auszeichnung als World Building of The Year gewann das Projekt CopenHill des dänischen Büros BIG Architects. Es ist damit das beste Bauprojekt in der Kategorie Production, Energy & Recycling. Als Begründung benannte die Jury den herausragenden Umgang mit Themen wie Recycling und Zero Carbon. Paul Finch, Programm Direktor des Awards, formulierte es, wie folgt: Dank CopenHill wünschten sich die Menschen plötzlich ein Infrastrukturprojekt dieser Größe in ihrer direkten Nachbarschaft. Üblicherweise würde eine Müllverbrennungsanlage nach Möglichkeit am Stadtrand versteckt. Hier werde es zum Aushängeschild einer Stadt. Gleichzeitig inspiriere CopenHill auch andere Designer*innen dazu, in Bauprojekten einen sozialen Mehrwert mitzudenken. Dies sei bei CopenHill auf einzigartige Weise gelungen. BIG entwarf und baute eine Müllverbrennungsanlage, die Spaß mache.

Blick auf die Fassade vom Bauprojekt CopenHill mit abfahrenden Skifahrer*innen davor.
Das BIG Projekt Copenhill ist World Building of The Year 2021 (Foto: Rasmus Hjortshoj).

Symbiose aus Funktion und Vergnügen

CopenHill, auch unter dem Namen Amager Bakke bekannt, ist ein 2017 erbautes Kraftwerk im Industrieareal Kopenhagens. Auf den Dachflächen haben BIG Architects und SLA Landschaftsarchitekten einen Rooftop-Freizeitpark angelegt. Eine Skipiste, ein Wanderpfad durch Bäume und Hecken und eine Kletterwand gehören zum ungewöhnlichen Raumprogramm. Die räumlichen Bedürfnisse des komplexen Strom- und Wärmekraftwerkes sind für die Ausbuchtungen der Bergtopografie mitverantwortlich. Die inneren Prozesse sind von außen kaum wahrnehmbar. BIG verbarg die technischen Anlagen hinter einer glänzenden Metallhülle. Die gestapelten Aluminiumelemente generieren eine elegante und gleichzeitig spannungsvolle Fassade. Durch die freibleibenden Zwischenräume fällt einerseits am Tag Licht nach innen. Nachts dringt andererseits aus den Öffnungen Licht nach außen und der gesamte Bau strahlt wie eine überdimensionale Laterne. Vom Dach aus können die Nutzer*innen zudem schließlich ins Innere des Gebäudes blicken. Aus einem gläsernen Aufzug heraus sind Röhren, Kessel und auch Stiegen zu sehen. Technik, Nachhaltigkeit und Spaß gehen bei CopenHill Hand in Hand.

CopenHill ist damit das beste Bauprojekt in der Kategorie Production, Energy & Recycling. Das Gebäude dient auch als Skipiste (Foto: Rasmus Hjortshoj).
Die Skipiste umfasst 9 000 Quadratmeter und hat eine Länge von 490 Meter. Sie ist der höchste künstliche Skihügel der Welt (Foto: Rasmus Hjortshoj).

CopenHill: 85 Meter hoch, 16 000 Quadratmeter Dach

Es ist unterm Strich ein Projekt der Superlative. Das Kraftwerk selbst ist erstens 41 000 Quadratmeter groß. Die Skipiste umfasst zweitens 9 000 Quadratmeter und hat drittens eine Länge von 490 Meter. Sie ist zudem der höchste künstliche Skihügel der Welt. An einer Fassadenseite ist eine Kletterwand installiert. Mit einer Höhe von 85 Meter ist sie die höchste künstliche Kletterwand der Welt. Die insgesamt circa 16 000 Quadratmeter große Dachfläche ist eine Parklandschaft über der Stadt. Gleichzeitig werden Wärme absorbiert und Luftpartikel gefiltert.

Menschengemachter grüner Berg

Unter der künstlichen Gebirgslandschaft verborgen, findet der eigentliche Betrieb des Gebäudes statt. Jährlich werden hier 440 000 Tonnen Müll in Energie umgewandelt. Die Anlage gehört dank modernster Abgasfilter zu den saubersten der Welt. Die dabei anfallende Energie versorgt 150 000 Haushalte mit Strom und Wärme. Die Anlage ersetzte eine veraltete Verbrennungsanlage am gleichen Standort. Baunetz berichtete, dass laut Entwurf auch an der Fassade Pflanzen ranken sollen. Auf lange Sicht soll so das gesamte Kraftwerk zu einem menschengemachten grünen Berg werden.

Unter der künstlichen Gebirgslandschaft verborgen, findet der eigentliche Betrieb von CopenHill statt (Foto: Press/CopenHill).
Die Anlage von CopenHill gehört dank modernster Abgasfilter zu den saubersten der Welt (Foto: Press/CopenHill).

WAF Award für Scharfsinn und Witz

Zwei Jahre nach Fertigstellung bestätigt der Award 2021 diese Einzigartigkeit von CopenHill offiziell. Die Jury prämierte CopenHill als 14. Gebäude in der Kategorie World Building oft the Year seit der Award 2008 ins Leben gerufen wurde. Die Symbiose aus nachhaltiger Architektur, sozialem Mehrwert und sauberer Energieproduktion konnte überzeugen. Dabei stand am Anfang ein verrückt klingender Einfall. Doch die ungewöhnliche Idee einer Skipiste auf einer Müllverbrennungsanlage wurde realisiert. Stararchitekt Bjarke Ingels zeigt, wie den Herausforderungen der Zukunft mit Scharfsinn und Witz begegnet werden kann. Die Integration des Kraftwerks nicht nur in die städtische Silhouette, sondern auch in den Freizeitalltag der Kopenhagener*innen ist originell. Die Zusammenlegung von Zweckmäßigkeit und Spaß zeigt auf, wie Städte dichter und gleichzeitig lebenswerter werden könnten. Es ist ein Projekt, dass beispielhaft für Kopenhagen steht. Die dänische Hauptstadt will bis 2025 klimaneutral sen. Dabei sucht die Metropole die Verschmelzung aus Nachhaltigkeit und integrativer Gestaltung des Öffentlichen Raumes.

CopenHill als Exempel

Der Süddeutschen Zeitung sagte Bjarke Ingels 2019, CopenHill sei der architektonische Ausdruck von etwas, das sonst unsichtbar geblieben wäre. Er nennt Amager Bakke zudem einen Ausdruck hedonistischer Nachhaltigkeit. Es sei zuallererst nachhaltig, weil es so den Bürger*innen diene. Der ökologische Mehrwert für die Umwelt sei in diesem Verständnis außerdem ein logischer Schritt. Das weltweit agierende Büro sorgt mit seinen Bauprojekten immer wieder für Aufsehen. Futuristische Visionen einerseits und ein spielerischer Umgang mit Belangen der Nachhaltigkeit andererseits sind für BIG Markenzeichen. Sie führten das Büro und seinen Gründer zur Berühmtheit. Seine Projekte verknüpfen oft verschiedene Funktionen und Ansprüche. Das Stadtbild von Kopenhagen der jüngeren Zeit prägte er mit diesem Ansatz entscheidend mit. CopenHill ist exemplarisch für Kopenhagen. Und es ist exemplarisch für BIG. Die Auszeichnung als World Building of the Year bescheinigt nun, dass dieser Ansatz auch von der breiteren Architekturszene als zukunftsweisen und inspirierend anerkannt wird.

Interesse an weiteren Projekten der Bjarke Ingels Group? Der Autohersteller Toyota will am Fuße des Mount Fuji in Japan auf 200 Hektar eine Smart-City-Modellmetropole bauen. BIG sind die verantwortlichen Architekt*innen der mit dem Namen „Woven City“.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top