15.11.2024

Event

Design-Related Research Symposium an der TUM München

Teilnehmende aus verschiedenen Disziplinen fanden sich beim Design-Related Research Symposium zusammen. DesCredits: Fotos: Lumi Kirk
Teilnehmende aus verschiedenen Disziplinen fanden sich beim Design-Related Research Symposium zusammen. DesCredits: Fotos: Lumi Kirk

Im vergangenen Jahr wurde die sogenannte Mediendissertation an der TUM München mit dem Ziel eingeführt, durch entwurfsbezogene Promotionsvorhaben, neue Erkenntnisse in gestaltungsrelevanten Fachbereichen zu erlangen. Vom 09.-11. Oktober fand nun die zweite Auflage des »Symposium Design-Related Research« statt.

Die Veranstaltung Anfang Oktober im Königssaal des Architektur Department der TUM School of Engineering and Design wurde von Prof. Uta Graff und Dr. Katharina Voigt (Lehrstuhl für Entwerfen und Gestalten), Prof. Dr. Ferdinand Ludwig, (Professur Green Technologies in Landscape Architecture) und Dr. Julian Schäfer (Professur Landschaftsarchitektur regionaler Freiräume) kuratiert und geleitet. Sie sollte den Teilnehmenden zum Austausch über genuin architektonische, landschaftsplanerische, städtebauliche und entwerferische Methoden und Medien dienen. Dazu fanden sich sowohl Promovierende, als auch Post-Docs und etablierte Wissenschaftler:innen zusammen und diskutierten aktuelle Prozesse, Formate und Erkenntnisse gegenwärtiger Architekturforschung. Dabei seien alle Maßstäbe der Disziplin – Landschaft, Stadt, Bauwerk, Innenraum, Objekt, Detail – von Relevanz, denn jeder einzelnen wohne ein besonderes durch gestalterische Arbeitsweisen hervorgebrachtes Wissen inne, betont Dr. Katharina Voigt. Und erklärt weiterhin, welchen Anspruch die Mediendissertation und damit auch das Design-Related Research Symposium verfolgen: Im Mittelpunkt der Diskussionen im Rahmen des Symposiums steht die Frage nach dem Explizit-Machen, dem Aufzeigen und der Vermittlung dieses Wissens.


Design-Related Research und Landschaft

Während im vergangenen Jahr ein besonderes Augenmerk auf Arbeiten im Architekturmaßstab und auf den Techniken des Entwerfens, wie Collage, Montage oder Zeichnung lag, nahmen diesjährig vor allem Beiträge aus dem Feld der Landschaftsarchitektur, Stadt- und Freiraumplanung Raum ein. Dazu stimmte eine Einführung durch Prof. Dr. ir. Lara Schrijver (Universität Antwerpen) und Jun.-Prof. Dr. Dorothee Rummel (Bauhaus Universität Weimar) aufs Thema ein. Sie gaben jeweils Einblick in ihre Forschung und ihren Werdegang und sprachen sich dabei für das Zusammenführen vielfältiger Perspektiven im Entwurfsprozess ebenso wie in der Forschung, als auch in die Nutzer:innenschaft gelebter Landschafts-, Stadt- und Architekturräume aus. Aus ihrer eigenen Erfahrung erläuterten sie die unabdingbare Wechselbeziehung der Wissenskonstitution in Praxis, Lehre und Forschung. Dabei gelte es für den der Landschafts-, Stadt- und Architekturforschung eigenen Erkenntnisgewinn und die mit dem Entwerfen in Beziehung stehenden Ergebnisse auch eigenständige Formen und Formate der Wissensvermittlung zu schaffen. Die Weise, wie Wissen hervorgebracht wird, schlägt sich also nicht nur in den verwandten Methoden nieder, sondern beeinflusst auch unmittelbar, wie und in welcher Form dieses Wissen dokumentiert, reflektiert und vermittelt wird., erläutert Dr. Katharina Voigt dazu im Nachgang.

Entwurfsbezogenes Forschen steht bei der Mediendissertation im Mittelpunkt - Die Dokumentation ud Vermittlung des Wissens sucht neue Wege. Credits: Fotos: Lumi Kirk

Breites Spektrum an Themen

Im Anschluss kamen diverse Vortragende zu Wort. Ihre Promotionsvorhaben spannen ein weites Feld auf. Neben einigen Arbeiten im Architekturmaßstab, wurden auch solche die sich mit großmaßstäblichen Stadt- und landschaftsräumlichen Zusammenhängen und Infrastrukturen auseinandersetzen thematisiert. Ein Projekt zur aktiven Integration von Pflanzen in die Gebäudestruktur kommt etwa aus dem Bereich Green Building Technologies. Im Design-Related Research Symposium wurden Perspektiven zur Raumbildung durch und mit Pflanzen ebenso diskutiert wie Aspekte der Biodiversität, des Mikroklimas oder die Zeitdimension von am Pflanzenwachstum orientierter Gebäudeentwicklung. Ein anderer Vortrag löste sich von der Gebäudeebene und betrachtete auf stadträumlicher Ebene die Wechselbeziehung von Grün-, Frei- und Innenräumen am Beispiel von Dharravi in Mumbai in Indien. Dazu entstand ein Austausch zu Fragen nach dem Raumgeben für Gemeinschaft, Collaboration und dem Aushandeln privater und öffentlicher Räume. Eine noch weitreichendere Dimension eröffnete ein Forschungsprojekt zur Landschaftsarchitektur und Infrastruktur der historischen Wasserversorgung der Quanat-Systeme in Iran. Durch das Erforschen von historisch bewährten Beispielen der Landschafts- und Stadtplanung könnten Erkenntnisse für die Gestaltung künftiger Blau-Grüner-Infrastrukturen abgeleitet werden. Im Symposium wurde debattiert, dass hierfür, Ökologien des Zusammenlebens, das Adressieren der Bedürfnisse unterschiedlicher Lebewesen und der Vernetzung ihrer Lebensräume sowie die zwischen ihnen bestehenden Wechselbeziehungen Beachtung finden müssten.

Der Austausch in Workshops und Gesprächen in Kleingruppen bot die Chance den Diskurs zwischen Promotionsabsolvent:innen und aktuell Promovierenden zu stärken. Credits: Fotos: Lumi Kirk

Austausch zwischen Promovierenden im Vordergrund

Die genannten Beispiele zeigen auf, wie divers und umfassend die Vorhaben im Zuge der Mediendissertation sind. Ein lebendiger Austausch ist deshalb enorm wichtig. Neben der Präsentation der Promotionsthemen diente das Symposium deshalb weiterhin dazu, den Diskurs zwischen Promotionsabsolvent:innen und aktuell Promovierenden zu bestärken. Durch eine lebendige Post-Doc-Kultur könnten beide Seiten profitieren. Dazu gaben Dr. Friederike Well, Dr. Julian Schäfer und Dr. Katharina Voigt in Workshops und Gesprächen in Kleingruppen ihr Wissen an gegenwärtige und zukünftige Promovend:innen weiter. Im Rahmen ihres Vortrags gewährte Dr. Friederike Well außerdem Einblick in Prozess, Arbeitsweisen und Erkenntnisse ihrer Promotion sowie in die Reflexion der Herausforderungen und Hürden, die sich ihr im Prozess stellten. Das Symposium schließt damit eine bisher oft bestehende Lücke der fehlenden Weitergabe von Einsichten zwischen Forscher:innen unterschiedlicher Phasen akademischer Karrieren und gibt insbesondere Nachwuchswissenschaftler:innen Gelegenheit von anderen zu lernen., erläutert Dr. Katharina Voigt die Relevanz des Formats.

Das Design-Related Research Symposium übernimmt somit gleich mehrere wichtige Rollen in dem noch recht neuen Format der entwurfsbezogenen Forschung. Um die Erkenntnisse auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, haben Prof. Uta Graff, Prof. Dr. Ferdinand Ludwig und Dr. Katharina Voigt 2020 außerdem das Magazin Dimensions. Journal of Architectural Knowledge ins Leben gerufen. Es erscheint zweimal jährlich im transcript Verlag Bielefeld, und bietet in jeweils zu bestimmten Themen kuratierten Ausgaben in Print und Open Access einen Einblick in das breite Spektrum gegenwärtiger Forschungskultur in den Gestaltungsdisziplinen. Die Erkenntnisse aus den Dissertationen und ein gelingendes Explizit-Machen, Aufzeigen und Vermitteln des generierten Wissens bietet spannende Potentiale. Die weiteren Entwicklungen rund um die Mediendissertation an der TU München bleiben deshalb mit Spannung abzuwarten.

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