Am 11. April 2025 fiel in Berlin die Entscheidung zur Vergabe des Deutschen Landschaftsarchitektur-Preises 2025 – ein Wettbewerb, der Maßstäbe für zukunftsweisende Freiraumgestaltung setzt. Der mit dem Ersten Preis ausgezeichnete Entwurf stammt von der Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH aus Berlin für die Landesgartenschau Höxter 2023. Insgesamt wurden neun weitere Projekte in thematisch unterschiedlichen Kategorien gewürdigt. Die Preisverleihung findet am 12. September 2025 in Berlin statt.

Ein Preis für Nachhaltigkeit, Innovation und gestalterische Qualität
Der Deutsche Landschaftsarchitektur-Preis wird alle zwei Jahre durch den Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla) vergeben. Ziel des Wettbewerbs ist es, gestalterisch herausragende und zugleich gesellschaftlich relevante Planungsleistungen auszuzeichnen – mit besonderem Fokus auf Nachhaltigkeit, Biodiversität, Klimaanpassung, Chancengleichheit und zukunftsfähige Stadtentwicklung.
Die diesjährige Ausgabe ist bereits die 17. seit der ersten Auslobung im Jahr 1993. Dieses Jahr wurden unter dem Vorsitz von Marianne Mommsen (relais Landschaftsarchitekten) insgesamt 35 nominierte Projekte durch ein Preisgericht bewertet und ausgezeichnet.
Hauptpreis: Landesgartenschau Höxter 2023
Der mit dem Hauptpreis ausgezeichnete Entwurf der Landesgartenschau Höxter 2023 stammt vom Berliner Büro Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH. Das Projekt überzeugte mit seiner integrativen Freiraumgestaltung, die Geschichte, Natur und moderne Stadtentwicklung auf eindrucksvolle Weise verbindet. Die Planung umfasste u. a. die historischen Wallanlagen rund um die Altstadt Höxters, die Weserpromenade, den Archäologiepark im Weserbogen sowie den Remtergarten des Klosters Corvey. Der Entwurf verbindet eindrucksvoll bestehende Elemente mit neuen Zugängen zur Weser, schafft Spiel- und Aufenthaltsbereiche und macht die Geschichte der Stadtwüstung Corvey erlebbar. Die Gestaltung zeichnet sich durch eine respektvolle Haltung gegenüber dem historischen Bestand und eine hohe atmosphärische Qualität aus.
Franz Reschke selbst ordnet den Preisgewinn wie folgt ein:
„Ein bisschen Überraschung, viel Freude – für uns ist der Preis eine tolle Wertschätzung für die intensive Arbeit in den Jahren 2020 bis 2023. Wir stecken ehrlich gesagt wie alle und immer – mitten in den nächsten und übernächsten Projekten. Deshalb war es besonders schön, das Projekt in Höxter noch einmal gemeinsam Revue passieren zu lassen. Wir sind jetzt noch einmal 10 bis 15 Personen mehr als vor vier Jahren und nicht jeder kennt alle alten Geschichten. Hier in Kurzform: Wir hatten uns für Anfang 2020 viel vorgenommen. 4 bis 5 Kolleg:innen haben viel Zeit und Energie in den Wettbewerb investiert, die Wettbewerbsabgabe dann sportlich um 23.55 Uhr. Ein Jahr später arbeitete bereits ein Team von knapp 15 Personen an dem Projekt. Insgesamt wurde es eine sehr lange Liste von Kolleg:innen aus den verschiedensten Disziplinen. Es war bis zum Schluss eine sehr gute Zusammenarbeit mit den Vertreter:innen der Stadt und der Gartenschau, die sich wie wir über den Preis gefreut haben.“
Auszeichnungen in neun Kategorien – ein breites Spektrum landschaftsarchitektonischer Qualität
Neben dem Hauptpreis vergab die Jury Auszeichnungen in insgesamt neun Kategorien.
Auszeichnungen in neun Kategorien:
Kategorie Öffentlicher Raum
Projekt: Winkelriedplatz, Basel
Entwurfsverfasser*innen: Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Kategorie Wohnumfeld/Arbeitsumfeld
Projekt: Prinz-Eugen-Park, München
Entwurfsverfasser*innen: Arge TERRA.NOVA Landschaftsarchitektur, München
zusammen mit Club L94 Landschaftsarchitekten GmbH, Köln
Kategorie Pflanzenverwendung
Projekt: Grüner Bunker St. Pauli, Hamburg
Entwurfsverfasser*innen: Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB, Hamburg
Kategorie Infrastruktur und Mobilität
Projekt: Testfeld Reallabor Radbahn, Berlin-Kreuzberg
Entwurfsverfasser*innen: fabulism+nuko PartGmbB (Lysann Schmidt-Blaahs, Giulia Pozzi, Mirko Andolina)
Kategorie Sport, Spiel, Bewegung
Projekt: Kirchenpauerkai, Hamburg
Entwurfsverfasser*innen: Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH, Berlin
Kategorie Konzepte für Natur und Stadt
Projekt: Bürgerpark Grüne Mitte, Weinstadt
Entwurfsverfasser*innen: A24 Landschaft Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Kategorie Klimaschutz/Klimaanpassung
Projekt: #Schwammdrunter – Mobilitätsdrehscheibe Südportal Bahnhof Karlsruhe
Entwurfsverfasser*innen: bauchplan ).( Part.m.b.b, München
Kategorie Bauen im Bestand/Historische Anlagen
Projekt: Bürgerpark Lindau
Entwurfsverfasser*innen: Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH, Berlin
Kategorie Reifeprüfung – Projekte, 20 Jahre und älter
Projekt: Institut für Physik – Humboldt Universität, Berlin-Adlershof
Entwurfsverfasser*innen: Stefan Tischer, Augustin + Frank Architekten mit Joerg Th. Coqui, COQUI MALACHOWSKA COQUI Städtebau Landschaftsarchitektur
In der Kategorie Junge Landschaftsarchitektur wurde in diesem Jahr keine Auszeichnung vergeben.
Öffentlicher Raum: Winkelriedplatz, Basel
Der Winkelriedplatz bildet mit seinem imposanten Baumbestand das größte Grünareal im Basler Quartier Gundeldingen. Die Gestaltung schafft eine offene, gemeinschaftliche Atmosphäre mit frei nutzbaren Räumen, Spielangeboten und Wasserinstallationen. Zwei zentrale Platzbereiche setzen besondere Akzente: ein schwellenloses Wasserspiel und eine Quartiersbühne. Die Erhaltung und Integration des historischen Lindenbestandes und ein nachhaltiges Wassermanagement runden das Konzept ab.
Wohnumfeld/Arbeitsumfeld: Prinz-Eugen-Park, München
Das neue Stadtquartier entstand auf dem Areal der ehemaligen Kaserne und bietet Freiräume für etwa 4000 Bewohner:innen. Der Entwurf nutzt die naturnahen Strukturen des Altbaumbestandes, gliedert den Park in charaktervolle Teilbereiche und bietet vielfältige Spiel- und Erholungsmöglichkeiten. Extensive Wiesen, Trockenbiotope und naturnahe Gestaltungselemente fördern Biodiversität und klimatische Resilienz.
Pflanzenverwendung: Grüner Bunker St. Pauli, Hamburg
Ein ehemaliger Flakbunker wurde zu einem „grünen Hügel“ umgebaut. Die extensive Fassaden- und Dachbegrünung erstreckt sich über sechs Etagen und schließt einen öffentlichen Dachgarten ein. Die Pflanzenauswahl orientiert sich an natürlichen Sukzessionsprozessen und spiegelt die urbane Wildnis wider. Regenwassermanagement und partizipative Planung machen das Projekt zu einem Modell für nachhaltige Stadtentwicklung.
Infrastruktur und Mobilität: Testfeld Reallabor Radbahn, Berlin-Kreuzberg
Das Projekt verwandelte eine ehemals als Parkplatz genutzte Fläche in einen überdachten linearen Park. Zwei „Inseln“ bieten Raum für soziale Interaktion und Radmobilität. Extensive Pflanzung, Regenwasserversickerung, Wiederverwendung von Baumaterialien und die Kooperation mit der TU Berlin machen das Testfeld zu einem Reallabor für klimagerechte Infrastruktur.
Sport, Spiel, Bewegung: Kirchenpauerkai, Hamburg
Am Elbufer entstand eine langgestreckte Parklandschaft mit vielfältigen Bewegungsangeboten. Die Integration in das Quartier Baakenhafen schafft eine enge Verzahnung zwischen Stadt und Freiraum. Kranplätze mit Treppenanlagen laden zum Verweilen ein und bieten attraktive Aufenthaltsqualitäten.
Konzepte für Natur und Stadt: Bürgerpark Grüne Mitte, Weinstadt
Der Bürgerpark verbindet landwirtschaftliche Nutzflächen mit modernen Erholungsräumen. Das partizipativ entwickelte Konzept fördert soziale Teilhabe und schafft einen Ort mit lokaler Identität. Obstwiesen, Gärten, Spiel- und Sportflächen sowie natürlich belassene Bachläufe bilden ein vielfältiges Angebot.
Klimaschutz/Klimaanpassung: #Schwammdrunter, Karlsruhe
Der Bahnhofplatz Karlsruhe Süd wurde in einen klimaresilienten Stadtraum mit zwei Baumhainen, Wasserspiel und Regenwassermanagementsystem umgewandelt. Trotz Unterbauung mit Tiefgarage ermöglicht das Konzept ein funktionierendes Schwammstadtprinzip.
Bauen im Bestand/Historische Anlagen: Bürgerpark Lindau
Die Neugestaltung westlicher Freiräume der Inselstadt Lindau verbindet historische Elemente wie Ufermauern und Parkstrukturen mit neuen Spiel- und Aufenthaltsangeboten. Ein direkter Zugang zum See, neue Blühwiesen und eine sensible Erneuerung alter Anlagen stärken die Qualitäten der Stadtlandschaft.
Reifeprüfung: Institut für Physik, Humboldt Universität Berlin-Adlershof
Das früh realisierte Projekt verbindet Fassadenbegrünung, Regenwassermanagement und Gebäudekühlung in einem vorbildlichen Modell für nachhaltiges Bauen. Das Monitoring ermöglichte über zwei Jahrzehnte hinweg wertvolle Erkenntnisse für zukunftsfähige Infrastruktur.
Jury mit Expertise und Weitblick
Das Preisgericht setzte sich aus Fachleuten mit fundierter Erfahrung in Praxis, Wissenschaft, Medien und Pflanzenverwendung zusammen. Die Mitglieder wurden durch das Präsidium des bdla berufen:
- Carola Antón, antón landschaft, Zürich
- Jan-Gerd Bruns, Bruns Pflanzen, Bad Zwischenahn
- Jana Gäng, Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart
- Prof. Stephan Lenzen, RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekt:innen, Bonn, bdla-Präsident
- Prof. Irene Lohaus, Lohaus Carl Köhlmos Landschaftsarchitekten Stadtplaner, Hannover
- Prof. Jonas Reif, Pflanzenverwendung und Vegetationskonzepte, FH Erfurt
- Jan Stadelmann, S2L Landschaftsarchitektur & Stadtplanung, Zürich, Co-Präsident BSLA
- Juryvorsitz: Marianne Mommsen, relais Landschaftsarchitekten Heck Mommsen PartGmbB, Berlin
Preisverleihung im September 2025 – Dokumentation folgt
Die feierliche Übergabe der Preise erfolgt am 12. September 2025 im Rahmen einer öffentlichen Festveranstaltung in Berlin. Im Anschluss wird der bdla eine umfangreiche Dokumentation veröffentlichen, in der alle ausgezeichneten sowie nominierten Projekte vorgestellt werden.
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