11.08.2020

Projekt

„Die Mediathek ist ein Treffpunkt für die Menschen der Region.“


Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart

Ursprünglich wollte die Gemeinde Sierentz mit dem IBA Projekt “Domaine Haas” ja nur eine alte Scheune zur trinationalen Mediathek umgestalten. Das war aber nur der Anfang. Inzwischen hat die Gemeinde Sierentz die Domaine Haas mit zwei weiteren IBA Projekten vernetzt und damit zum Ausgangspunkt einer städtebaulichen Studie gemacht. Zu Beginn aber ging es um das Grundstück der Familie Haas – ein Bauernhof inklusive Mühle und botanischem Garten – und die neue Mediathek. Wie drlw architectes den Spagat zwischen Alt und Neu geschafft und welche Symbolik die neuen Strukturen haben, erfahren wir vom leitenden Architekten Denis Dietschy.

Denis Dietschy, die Mediathek der Domaine Haas in Sierentz wurde 2014 gebaut. Welche Rolle haben drlw architectes bei dem Projekt gespielt?

Die Mediathek existierte vor unserem architektonischen Eingriff nicht. Aber um unsere Rolle als Architekten zu verstehen, müssen wir die Domaine Haas in ihrer Gesamtheit betrachten: Sie befindet sich im Zentrum des Dorfes, entlang des Flusses. Es handelt sich um einen alten Bauernhof, der aus einer alten Mühle und einem botanischen Garten besteht und sich während mehrerer Generationen im Besitz der Familie Haas befand, bis diese sich dazu entschloss, das Anwesen der Gemeinde zu überlassen. Im Gegenzug verlangte sie, dass die Gemeinde das Areal nicht in Wohnraum wandelt, sondern die Domaine in ein bereits existierendes Schulprojekt integriert. Die Kommune verpflichtete sich daher, das bestehende Gelände zu respektieren und darauf öffentliche Einrichtungen zu entwickeln.

Mehrere Generationen? Die Domaine Haas scheint eine lange Geschichte zu haben …

Das Gebiet hat in der Tat eine lange Geschichte, und diese ist sehr wichtig für das Projekt. Die Domaine Haas ist ein ehemaliges Herrenhaus. Die Herrenhäuser gehörten damals wohlhabenden Familien, die sich an den Bächen etablierten, um Mühlen zu bauen. Als wir an dem Projekt arbeiteten, war es uns wichtig, seine Geschichte aufzunehmen. Wir wollten damit zeigen, dass Geschichte nicht immer enden muss. Dieses moderne Gebäude im Herzen des Dorfes zu bauen, war ein außergewöhnliches Abenteuer.

Sie haben also mit drlw architectes eine neue Mediathek für die Gemeinde gebaut?

Genau, wir haben die Scheune und die Ställe, die bereits vorhanden waren, wiederverwendet. Das bestehende Gebäude haben wir geöffnet und direkt daneben einen sehr modernen Glasanbau errichtet. Eine Fußgängerbrücke verbindet die beiden Gebäude und verkörpert die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Außerdem entstand vor kurzem eine Schule auf dem Gelände.

Treffpunkt im Herzen des Dorfes

Was meinen Sie mit der Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart?

Wir haben das alte Gebäude komplett umstrukturiert. Man könnte sagen, dass wir Kinder und Jugendliche im neuen Teil untergebracht haben, während der ältere Teil für die Erwachsenen vorgesehen ist. Die beiden Gebäude sind durch die Fußgängerbrücke verbunden, die als Vermittler der Geschichte wirkt – sehr symbolische Architektur also.

Wie kommt das in der Gemeinde an?

Die Mediathek läuft sehr gut. Der Ort wird von vielen Menschen genutzt, und die Mediathek ist zu einem integralen Bestandteil des Dorfes geworden. Das hängt auch damit zusammen, dass wir sie als einen offenen Ort konzipiert haben, der im Herzen des Dorfes liegt. Viele Menschen kommen hierher, um ihre Zeit zu verbringen oder einfach nur um einen Kaffee zu trinken. Die Mediathek dient nicht nur der Gemeinde Sierentz als Treffpunkt, sondern auch den umliegenden Dörfern.

“Es gibt nicht nur Franzosen oder Elsässer.”

Wie fügt sich die Mediathek in die trinationale Region ein?

Sierentz soll zur Attraktivität der Region Basel beitragen. Die Region ist die Heimat vieler Einwohner, von denen die meisten in der Umgebung von Basel arbeiten. Dadurch entsteht eine kulturelle Mischung. Ich finde es spannend, dass die Mediathek ein Ort des schriftlichen und mündlichen Austauschs zwischen diesen verschiedenen Kulturen sein kann.

Hat der trinationale Aspekt des Projekts Ihre Architektur beeinflusst?

Ja, was die Symbolik betrifft. Wie haben einen offenen Raum geschaffen, der die Vergangenheit respektiert und gleichzeitig offen für die Zukunft ist. Es ist ein Treffpunkt für alle Menschen, die in der Region leben. Es gibt nicht nur Franzosen oder Elsässer. All diese Dörfer in der Grenzregion beherbergen nun Menschen allerorts.

Warum wir eine IBA-Basel-Serie gestartet haben? Das lesen Sie hier.

Hier finden Sie weitere Interviews zu Projekten der IBA Basel.

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