20.10.2024

Aktuelles

Europäischer Gartenpreis 2024

Ein grünes Gebäude mit vielen Bäumen
Der Grünbunker vom Hamburg is grün und hat gewonnen. Foto: blab

Der Europäische Gartenpreis 2024 ging in diesem Jahr an insgesamt zehn Projekte. Dabei stand das Thema „Grüne Oase“ im Vordergrund. Insbesondere in der Kategorie „Maßnahmen zur Klimaanpassung“ gibt es viele Lektionen.

Das Europäische Gartennetzwerk (EGHN) hat Partner in 15 europäischen Ländern. Gemeinsam mit der Stiftung Schloss Dyck, einem Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur in Jüchen, vergibt das Netzwerk seit 2010 jedes Jahr den Europäischen Gartenpreis. Dieser bewertet mehr als nur spektakuläre und traditionelle Gartenelemente: Der Preis ist breit angelegt und querschnittsorientiert. Er zeichnet innovative Konzepte mit städtebaulichen und nachhaltigen Aspekten aus, die besondere Angebote für Besuchende bieten und Wert auf bürgerschaftliches Engagement legen.
Aber auch die Qualität der Neuanlage oder des wiederhergestellten Gartens oder Parks spielt dabei natürlich eine Rolle. Die Nominierten und die Gewinnerprojekte sollen als Inspiration und Modell für andere Gartenprojekte dienen. Jedes Jahr gibt es zwei Standardkategorien, „Management oder Entwicklung eines historischen Parks oder Gartens“ sowie „Design oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Gartens“. Hinzu kommen weitere Kategorien, die das Spektrum ergänzen. Am 28. Juni 2024 wurde der Europäische Gartenpreis 2024 in Schloss Dyck an insgesamt zehn Preisträger vergeben.


Maßnahmen zur Klimaanpassung

In der Kategorie „Maßnahmen zur Klimaanpassung“ gab es gleich drei erste Europäische Gartenpreise 2024. Zum einen erhielt das Anwesen mit Park Mount Stewart in Großbritannien einen ersten Preis. Dieses vom National Trust verwaltete Ensemble aus Schloss, Garten und Park liegt am Ostufer des Strangford Lough in Nordirland. Schon seit dem frühen 19. Jahrhundert gibt es hier die „Sea Plantation“, die als Puffer gegen Winde dient und das lokale Klima verändert, indem sie die Temperaturen erhöht, die Salzablagerungen der Gischt auffängt und die Windgeschwindigkeit verringert. Derzeit messen Sensoren die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Bodentemperatur und -feuchte sowie den Niederschlag, um die Sea Plantation besser auf die Zukunft vorzubereiten.
Auch die Waterdunen in Breskens in den Niederlanden haben einen ersten Preis erhalten. Sie stellen eine Gegenmaßnahme zum Verlust der Gezeitennatur in der Region dar und sind gleichzeitig ein wichtiges Natur- und Erholungsgebiet. Das Wasser zwischen den Dünen kommt aus der Nordsee und hilft dabei, die Gezeiten zu dämpfen. Zudem bietet es Nahrung für Würmer, Krebse und Garnelen, die wiederum Vögel anziehen. So entwickeln sich die seltenen, wertvollen Salzwiesen, auf denen Meeresgemüse und Austern wachsen.
Der Grüne Bunker in St. Pauli in Hamburg erhielt ebenfalls einen ersten Preis in dieser Kategorie. Dieser frühere Flakbunker ist mit einer Grundfläche von 75 x 75 Metern einer der größten Hochbunker Deutschlands. Fünf pyramidenförmige Geschosse haben seine Höhe auf insgesamt 58 Meter aufgestockt. Ein 560 Meter langer grüner Bergweg führt über Rampen und Treppen auf das Dach, wo über 7.600 Quadratmeter öffentliche Grünflächen entstanden sind. Hinzu kommen 1.700 Quadratmeter Fassadenbegrünung. Das Hamburger Büro Landschaftsarchitektur+ hat das Projekt entworfen.

Grünber Wald omg. Foto blab

Management historischer Anlagen

Für das Management historischer Anlagen ging ein erster Preis beim Europäischen Gartenpreis 2024 an das Walmer Castle and Gardens in Deal, Großbritannien. Das Schloss zeichnet sich durch seine Vielfalt aus: Strand, Wald, Wiesen, formale Gärten, ein Küchengarten und außergewöhnliche Staudenrabatten kommen zusammen. English Heritage verwaltet den Garten und sieht ihn als Auftakt für ein ganzes Programm weiterer zeitgenössischer Gärten. Zuletzt wurde auch eine Wildblumenwiese wiederhergestellt.
Ein zweiter Preis ging an die Gärten des Manoir d’Eyrignac in Salignac-Eyvigues in Frankreich. Das Haus und seine Gärten sind schon seit 22 Generationen in Familienbesitz und seit 1987 ist der Garten öffentlich zugänglich. Er wurde ursprünglich im 18. Jahrhundert als formaler französischer Garten angelegt und im 19. Jahrhundert im englischen Stil umgestaltet. Heute verbindet der Garten Aspekte eines Renaissance-Gartens mit mittelalterlichen Nutzgärten und einer zeitgenössischen immergrünen Gestaltung. Über 300 Buchsbaum- und Eibenskulpturen säumen die großen Alleen und demonstrieren die Kunst des Formschnitts mit Schere, Schnur und Lot.
Auch der Schlosspark Lednice in Tschechien erhielt einen 2. Preis. Das Schloss stammt in seiner heutigen Form aus dem 19. Jahrhundert. 1811 wurde die Umgestaltung des Parks abgeschlossen, die englischen Vorbildern erhielt. Unter anderem wurden Inseln im See modelliert und künstliche Erhebungen geschaffen. In den letzten Jahren erhielt der Park eine Neugestaltung, in deren Rahmen unter anderem das Palmenhaus mit seinem halbrunden Dach erneuert wurde.


Gestaltung zeitgenössischer Anlagen

In der Kategorie „Entwurf oder Konzept eines zeitgenössischen Parks oder Garten“ ging ein 1. Preis beim Europäischen Gartenpreis 2024 an das Festival International de Jardins / Hortillonages in Amiens, Frankreich. Dieses sommerliche Event bietet Gärten, Landschaften und Kunstwerke auf den schwimmenden Hortillonages-Inseln, die sowohl zu Fuß als auch per Boot zugänglich sind. Das Gartenfestival gibt es seit 2010. Es hat das Ziel, die Verbindungen zwischen zeitgenössischen Gärten und Kunstwerken, Ökologie, sozialer Integration und nachhaltiger regionaler Entwicklung zu stärken.
Ein 2. Preis ging nach Zürich für den Atmos Dachgarten von Studio Vulkan Landschaftsarchitektur und EM2N Architekten. Das Atmos-Areal schafft öffentlichen Raum und bietet dabei einen grünen Garten. Auf 1.500 Quadratmetern ist Platz für Ruhe und Inspiration. Zudem ist der stark begrünte Dachgarten mit seinen Hochbeeten Teil des Wassermanagementsystems: Er dient als Wasserspeicher und sammelt ausreichend Bewässerung für seine eigenen Pflanzen.
Ebenfalls einen 2. Preis erhielt der Hepworth Wakefield Garden in Großbritannien von Tom Stuart-Smith. Es handelt sich um einen Skulpturengarten am Calder River. Freiflächen, stufenlose Wege und Sitzgelegenheiten ermöglichen es, den Garten in Rue zu erkunden. Mit über 14.000 Stauden, 120 Metern Buchenhecke, 60.000 Blumenzwiebeln sowie 52 Bäumen und Sträuchern ist der Garten zu jeder Jahreszeit attraktiv. Zudem sind viele der gewählten Pflanzen trockenheitsresistent.


Sonderpreis der Stiftung Schloss Dyck beim Europäischen Gartenpreis 2024

Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens hat die Stiftung Schloss Dyck ihren Sonderpreis an ein Gartenprojekt vergeben, das sich den üblichen Kategorien entzieht und Besonderes leistet: „Nad Dzherelom“ ist eine grüne Oase der Ruhe in der ukrainischen Stadt Lviv. Früher war dieser Ort ein Steinbruch, nun ist er eine Oase der Ruhe für Binnenflüchtlinge, die leider dringend nötig ist. Dabei zeigt der Park auch, wie es möglich ist, mit geringem Ressourceneinsatz einen unwirtlichen, verlassenen Steinbruch in einen Park zu verwandeln. Ein neuer See stellt das Herzstück des Parks dar. Er bietet Erholung und sammelt zudem das Regenwasser der Umgebung. Um das Ökosystem so wenig wie möglich zu stören, wurde die Topographie des Geländes nicht verändert. Unter anderem hat das Projekt auch einen Preis von New European Bauhaus 2024 erhalten. Es zeigt, wie man mit kostengünstigen, schnell wirksamen Maßnahmen vernachlässigte Naturräume wiederbeleben kann.

Die Jurymitglieder des Europäischen Gartenpreises im Jahr 2024 waren Roswitha Arnold (Vorsitzende/ Deutschland), Kerstin Abicht (Deutschland), Ed Bennis (Großbritannien), Gunnar Ericson (Schweden), Jacob Fischer (Dänemark), Davorin Gazvoda (Slowenien), Johanna Leissner (Deutschland), Philipp Sattler (Deutschland), Jens Spanjer (Deutschland), Lieneke van Campen (Niederlande) und Michael Walker (Großbritannien).

Mehr über den Europäischen Gartenpreis erfahren Sie hier.

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