Am 29. Oktober 2024 wurde in Barcelona der Europäische Preis für öffentlichen Raum verliehen, eine bedeutende Auszeichnung, die herausragende Projekte zur Schaffung, Wiederherstellung und Verbesserung öffentlicher Räume in europäischen Städten würdigt. In diesem Jahr gingen die Preise an den „Park am Warschauer Aufstandshügel“ in Polen und das Projekt zur Strandverbesserung sowie Hafenumgestaltung in Porto do Son, Spanien.
Ein Blick auf den Europäischen Preis für öffentlichen Raum
Der Europäische Preis für öffentlichen Raum wird alle zwei Jahre vom Centre de Cultura Contemporània de Barcelona (CCCB) organisiert. Ziel des Preises ist es, die besten Arbeiten zu erkennen, die öffentliche Räume transformieren und die Beziehung zwischen Bürgern und urbanen Umgebungen stärken. In diesem Jahr wurden insgesamt 297 Projekte aus 35 europäischen Ländern eingereicht, was die hohe Relevanz und das Interesse an der Gestaltung urbaner Freiräume unterstreicht.
Die Jury, bestehend aus renommierten Architekten und Stadtplanern, wählte zehn Finalisten aus zwei Kategorien: Allgemein und Küstengebiete. Diese Auswahl zeigt die Vielfalt an Ansätzen zur Gestaltung öffentlicher Räume in Europa und verdeutlicht die Bedeutung von öffentlichem Raum als Ort der Begegnung und des sozialen Austauschs.
Innovativer Gedenkort: Der Park am Warschauer Aufstandshügel
Der „Park am Warschauer Aufstandshügel“, entworfen von den Architekturbüros topoScape und Archigrest, wurde von der Jury besonders für seinen respektvollen Umgang mit der Geschichte des Ortes gewürdigt. Der Hügel selbst ist ein bedeutendes Denkmal, das an den Warschauer Aufstand von 1944 erinnert. Die Jury hob hervor, dass das Projekt es geschafft hat, die Erinnerung an diesen historischen Ort durch seine Materialität zu bewahren. Trümmer und Materialien aus dem Zweiten Weltkrieg wurden in den neuen Parkstrukturen verarbeitet, was dem Raum eine tiefere Bedeutung verleiht.
Die Gestaltung des Parks geht über das bloße Gedenken hinaus; sie schafft einen Raum für Erholung und soziale Interaktion. Der Park bietet verschiedene Freizeitmöglichkeiten, darunter Spazierwege, Spielplätze und Ruhebereiche. Diese Elemente fördern nicht nur die körperliche Aktivität der Besucher, sondern auch deren soziale Interaktion, indem sie einen einladenden Raum schaffen, der zum Verweilen einlädt.
Ein Ort des Gedenkens und der Erholung
Die Jury lobte die Fähigkeit des Projekts, eine Verbindung zwischen Erinnerung und Freizeitgestaltung herzustellen. Der Park wird nicht nur als Gedenkstätte wahrgenommen, sondern auch als lebendiger Raum, der das soziale Gefüge der Stadt stärkt. Durch die Integration von Natur und Geschichte wird ein einzigartiger öffentlicher Raum geschaffen, der sowohl Einheimische als auch Touristen anzieht.
Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Parks ist sein ökologischer Ansatz. Die Landschaftsgestaltung berücksichtigt lokale Pflanzenarten und fördert die Biodiversität. Invasive Arten werden zwar akzeptiert, jedoch wird gleichzeitig ein Bewusstsein für ökologische Fragestellungen geschaffen. Diese Herangehensweise zeigt, dass öffentliche Räume nicht nur funktional sein sollten, sondern auch zur Bildung über Umweltfragen beitragen können.
Küstenstadt Porto do Son: Eine neue Verbindung zum Meer
In der Kategorie „Küstengebiete“ wurde das Projekt zur Strandverbesserung und Hafenumgestaltung in Porto do Son ausgezeichnet. Die Architekturbüros CREUSeCARRASCO und RVR Arquitectos haben hier eine beeindruckende Transformation vollzogen. Die Jury würdigte insbesondere die gelungene Wiederherstellung der Beziehung zwischen dem Hafen und der Stadtbevölkerung.
Vor der Umgestaltung war die Verbindung zwischen Hafen und Stadt unzureichend; der Hafen war isoliert und bot kaum Anreize für Bürgeraktivitäten. Das neue Design fördert nun direkte Kontakte zwischen den Bürgern und dem Meer. Die Renaturierung der Strandpromenade mit schützenden Dünen ist ein zentrales Element des Projekts. Diese Düne schützt nicht nur die bestehende Parklandschaft, sondern bietet auch einen Raum für Erholung und Freizeitaktivitäten.
Ein mutiger Schritt in die Zukunft
Die Entscheidung, die alte Schutzmauer beizubehalten und neue Einrichtungen auf der Rückseite zu errichten, wurde von der Jury als besonders mutig angesehen. Diese Herangehensweise ermöglicht es den Bürgern von Porto do Son, den Hafenbereich neu zu entdecken und zu nutzen. Die neuen Einrichtungen sind so gestaltet, dass sie das Gemeinschaftsleben fördern; sie bieten Platz für Märkte, Veranstaltungen und andere Aktivitäten.
Die Jury hob hervor, dass das Projekt eine tiefgehende Auseinandersetzung mit aktuellen urbanen Herausforderungen zeigt: Es berücksichtigt den Klimawandel sowie die Notwendigkeit einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Durch die Schaffung eines Zugangs zum Wasser für alle Bürger wird nicht nur das Gemeinschaftsgefühl gestärkt, sondern auch ein Bewusstsein für die Bedeutung natürlicher Ressourcen gefördert.
Ein Preis mit europäischer Dimension
Der Europäische Preis für öffentlichen Raum hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2000 als bedeutende Auszeichnung etabliert. In diesem Jahr wurden insgesamt 297 Projekte aus 35 europäischen Ländern eingereicht. Die Preisverleihung findet im Rahmen eines Programms statt, das vom CCCB organisiert wird. Die Jury bestand aus renommierten Fachleuten aus den Bereichen Architektur und Stadtplanung und wählte zehn Finalisten aus zwei Kategorien aus: Allgemein und Küstengebiete. Diese Auswahl zeigt die Vielfalt an Ansätzen zur Gestaltung öffentlicher Räume in Europa.
Finalisten: Vielfalt an Ideen
Die Finalisten in der allgemeinen Kategorie umfassten Projekte wie die „Boca de la Mina Promenade“ in Reus (Spanien) sowie das „Urban Forest“ in Tbilisi (Georgien). Diese Projekte zeichnen sich durch kreative Ansätze zur Verbesserung städtischer Räume aus und bieten inspirierende Lösungen für ähnliche Herausforderungen in anderen Städten.
In der Kategorie Küstengebiete wurden ebenfalls bemerkenswerte Projekte nominiert, darunter die „Redevelopment of Dún Laoghaire Baths“ in Dublin (Irland) sowie die „Coastal Walk“ in Palamós (Spanien). Alle nominierten Projekte zeigen eindrucksvoll, wie öffentliche Räume gestaltet werden können, um sowohl ästhetische als auch funktionale Bedürfnisse zu erfüllen.
Fazit: Die Zukunft öffentlicher Räume
Der Europäische Preis für öffentlichen Raum ist nicht nur eine Auszeichnung für herausragende architektonische Leistungen; er ist auch ein Aufruf zur Reflexion über die Qualität des Lebensraums in europäischen Städten. Durch die Förderung von Projekten, die sowohl ökologisch nachhaltig als auch sozial integrativ sind, trägt dieser Preis dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung öffentlicher Räume zu schärfen.
In einer Zeit des Klimawandels und urbaner Herausforderungen ist es entscheidend, dass Städte innovative Lösungen finden, um ihre öffentlichen Räume zu transformieren. Die ausgezeichneten Projekte des Jahres 2024 setzen Maßstäbe dafür, wie Geschichte gewahrt werden kann und gleichzeitig moderne Bedürfnisse erfüllt werden können. Sie zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass öffentliche Räume Orte des Gedenkens ebenso wie Orte des Lebens sein können – ein Gleichgewicht zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Durch diese Initiativen wird deutlich: Öffentliche Räume sind mehr als nur Flächen im städtischen Gefüge; sie sind lebendige Orte der Begegnung, des Lernens und des Gedenkens – unverzichtbar für eine lebenswerte Stadtgesellschaft in Europa.
Erfahren Sie mehr über den neuen öffentlichen Raum Strand Aldwych im Herzen Londons, eröffnet im Dezember 2022.