05.01.2022

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Fahrradkommunalkonferenz

Das Schnoorviertel in Bremen.

Das Schnoorviertel in Bremen. Foto: Carlos Ibáñez / unsplash

Es gibt kaum eine deutschere Wortschöpfung. Erst auf den zweiten Blick wird bei „Fahrradkommunalkonferenz“ klar: Es geht ums Fahrrad, um Kommunen und eine Konferenz. Zu diesen Themen kamen Ende November 2021 Verantwortliche in Bremen zusammen. Unter dem Motto „Wandel wagen!“ richteten sie einen Blick in die Zukunft des Radverkehrs in unseren Städten. 

Das Motto der diesjährigen Fahrradkommunalkonferenz lautete „Wandel wagen!“. Schon das Ausrufungszeichen verweist auf die Dringlichkeit, die dem Thema innewohnt. Der zweite Teil des Konferenzthemas verweist auf die aktuelle Situation. Es werden keine neue Ziele für den Radverkehr in Kommunen gesucht. Vielmehr geht es nun darum, wie bestehend Ziele erreicht werden können. Eigentlich schade, dass es so eine Konferenz braucht. Bisher gingen wir immer davon aus, dass in der Planung entwickelte Ziele ihren Weg in die Realität finden. Beim Thema Radverkehr scheint das anders. Da es ein landesweit relevantes Thema ist, förderte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur die Konferenz und das Deutsche Institut für Urbanistik konzipierte und setzte sie um.

Eine Fahrradfahrerin fährt auf einer Verkehrsstraße. Foto: Yannic Läderach / unsplash

Fahrradkommunalkonferenz

Die Konferenz mit unsäglichen Namen „Fahrradkommunalkonferenz“ gilt als zentrale Fachkonferenz für diejenigen, in Kommunen für Radverkehr verantwortlich sind. Die Konferenz findet seit 2007 jährlich statt, jeweils an einem anderen Orten. Die Gastgeberin war im November 2021 die Freie Hansestadt Bremen. Dementsprechend tauschten sich am 22. und 23. November 2021 Verantwortliche für den Radverkehr aus verschiedenen deutschen Kommunen aus.

Im Fokus stand die Frage, wie Maßnahmen zur Verbesserung des Radverkehrs schneller umgesetzt werden können. Außerdem wurde auf der Fahrradkommunalkonferenz debattiert, wie weitere Ziele zum Ausbau des Radverkehrs erreicht werden können. Der Austausch widmete sich Umsetzungsstrategien und Handlungsoptionen für geschützte Radinfrastruktur, Förderprogrammen, zivilgesellschaftlichen Bewegungen, Flächenkonkurrenzen und Radlogistik. Darüber hinaus war aber auch der Fachkräftemangel ein Thema. Auf dem Weg zur Umsetzung von Maßnahmen bedarf es auch neuer und innovativer Konzepte zur Personalgewinnung in Kommunen. 

Radverkehr in den Kommunen

Aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur war zu hören, dass der Radverkehr in den Kommunen lebt. Er wird dort gestaltet, geplant und verbessert. Das Ministerium selbst kann nur finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, die in den Kommunen dann in Projekte fließen. Aktuell handelt es sich um Rekordmittel für den Radverkehr. Denn mit rund 1,5 Milliarden Euro stellt eine riesige Geldsumme zur Verfügung. Sie soll helfen mehr und bessere Radwege zu schaffen, Fahrradparkhäuser zu gestalten, sichere Kreuzungen oder Radschnellwege zu bauen. Die Mittel für viele Maßnahmen sind da. Jetzt müssen sie konsequent abgerufen und gezielt vor Ort eingesetzt werden. Dieser zweite Schritt scheint nicht einfach. Darauf verweist schon das dynamische Ausrufungszeichen im Motto der Fahrradkommunalkonferenz „Wandel gestalten!“.

Bremen als Gastgeberin

Die Fahrradkommunalkonferenz war 2021 ein Ort, an dem die Teilnehmenden lernen konnten,  welche Möglichkeiten, Angebote und guten Vorbilder für die Verbesserung des Radverkehrs es bereits gibt. Die Konferenz bot die Chance, voneinander zu lernen, sich auszutauschen und Ideen zu bekommen. In der Gastgeberkommune Bremen waren dann auch gleich gute Bespiele für die Umsetzung zu sehen. Hier starteten bereits etliche verkehrspolitische Innovationen. Dazu gehört die erste Fahrradstraße, die ersten „mobilpunkte” und erste Fahrradzonen.

Denn Bremen ist  mit über 25 Prozent Radverkehrsanteil eine Fahrradstadt. Jede*r Radfahrer*in, der*die hier unterwegs ist, spürt die Verbesserungen. Dennoch muss es weitergehen, sagt die Gastgeberin. Bremen plant ein Netz von Rad-Premiumrouten, die zum Teil schon in der Umsetzung sind. Aber auch in Bremen läuft nicht alles glatt. Auf der Konferenz kommen auch Konflikte zur Sprache, die mit der Umsetzung der Radverkehrsförderung in begrenzten Straßenräumen verbunden sind. Insbesondere für solche schwierigen Themen ist der Austausch mit anderen Verantwortlichen auf der Fahrradkommunalkonferenz von großem Wert. 

Das Schnoorviertel in Bremen. Foto: Carlos Ibáñez / unsplash

Keynotes, Diskussionen und Arbeitsgruppen

Wichtige Einführungen in die Diskussionen der Konferenz kamen aus Rostock und Berlin. Zunächst berichtete der Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Rostock. Die Bezirksbürgermeisterin des Berliner Friedrichshain-Kreuzberg brachte ebenso einführende Worte nach Bremen. Aber nicht nur Keynote-Vorträge animierten die Teilnehmenden der Fahrradkommunalkonferenz zum Austausch. Auch eine Podiumsdiskussion zur Frage „Wie erreichen Städte ihre ambitionierten Ziele?“ machte verschiedene Perspektiven deutlich. In dieser Runde diskutierten Vertreter*innen aus Berlin, Bremen, Detmold und Aachen miteinander. Aber auch der Impuls vom Deutschen Städtetag zu „Kommunen gestalten die Verkehrswende – Mehr Platz für Rad- und Fußverkehr“ oder Berichte wie „Radverkehrsförderung in Bremen im Wandel der Zeit“ regten den Austausch an.

Themen der Arbeitsgruppen

Wie auf Tagungen üblich wurde auch auf der 15. Fahrradkommunalkonferenz in Bremen in Arbeitsgruppen gearbeitet. Eine erste Gruppe widmete sich dem Thema „Radfahren – aber sicher: Radwegführung an Knotenpunkten – pro und contra von „geschützten Kreuzungen“. In einer zweiten, parallelen Runde stand auf der Agenda: „Wie kommen Kommunen in die Umsetzung? Beispiele für gute Ideen aus der Verwaltung“. Die Arbeitsgruppe 3 widmete sich dem Thema „Ko-Kreation und Radentscheide: Erfahrungen aus Darmstadt“. In der vierten Runde ging es um „Flächenkonkurrenz: Was tun wenn der Platz nicht reicht?“ und die Gruppe 5 widmete sich dem Themenfeld „Lasten für Räder – Räder für Lasten“. In dieser Gruppe gab es sogar die Möglichkeit, Lastenräder im Außenbereich Probe zu fahren. 

Ähnliche Themen, andere Foki

Im zweiten Teil der Arbeitsgruppen-Phase standen ähnliche Themen wie in der ersten Runde, jedoch mit anderen Schwerpunkten auf der Tagesordnung. So diskutierte diesmal die Gruppe 1 „Radfahren – aber sicher: Geschützte Infrastruktur im Längsverkehr“. In der Gruppe 2 lautete die Frage „Wie kommen Kommunen in die Umsetzung? Möglichkeiten mit aktuellen Förderprogrammen des Bundes“. Die dritte Arbeitsgruppe widmete sich wieder „Ko-Kreation und Radentscheide“. Diesmal blickten sie auf Wege zur guten Zusammenarbeit von Verwaltung und Zivilgesellschaft. Auch die vierte Gruppe blieb beim Thema Flächenkonkurrenz. Sie gingen diesmal jedoch gemeinsam auf einen Walkshop. Und auch Gruppe 5 blieb dem Thema „Lasten für Räder – Räder für Lasten“ treu und diskutierte weitere Aspekte des Themas. 

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