24.04.2019

Porträt

“Unsere Idee verbreitet sich”

weil ihm andere Plattformen nicht verantwortungsvoll genug waren (Foto: David Ing)


“Wir spenden 50 Prozent unserer Provisionshonorare für Gemeinschaftsprojekte.”

Das internationale Unternehmen Airbnb bekommt einen Konkurrenten – und der setzt auf Nachhaltigkeit und Transparenz. Wir sprachen mit dem Gründer von Fairbnb, Sito Veracruz, Stadtplaner aus Amsterdam, über seine Vorstellung von einem nachhaltigen Tourismus.

 

Was war Ihre Intention hinter der Gründung von Fairbnb?

Wir wollen mit Fairbnb eine verantwortungsvolle Alternative zu Ferienwohnungsplattformen bieten, die bislang nicht den lokalen Vorschriften entsprechen. Außerdem waren wir der Meinung, dass die Auswirkungen des Tourismus aus wirtschaftlicher Sicht besser verteilt werden sollten, indem man zu sozialen Projekten beiträgt und eben jene Orte stärkt, die bislang noch nicht vom Tourismus profitieren.

Was genau unterscheidet Ihr Portal von Airbnb?

Unsere Plattform unterscheidet sich in drei Punkten von anderen Plattformen für Unterkünfte. Erster Punkt: Nachhaltigkeit. Das heißt, wir erlauben lediglich legalen, also registrierten Wohnungen auf unserer Plattform zu erscheinen. Wir führen eine „1 Host, 1 Home“-Politik, um nicht zu Wohnungsspekulationen von Großinvestoren beizutragen, die oftmals hinter den erfolgreichsten Apartments stehen. Der zweite Punkt ist die Gemeinschaft: Wir agieren als Kooperative und werden durch ein Netzwerk von lokalen Knoten unterstützt.

Diese lokalen Knotenpunkte – Einheimische, die sich für unser Projekt interessieren – helfen uns, Projekte in ihren Städten zu finden. Außerdem schlagen sie uns zusätzliche Richtlinien für unsere Plattform vor, falls ihre Stadt keine angemessene Regelung für diesen Bereich hat. Und der dritte Punkt, der uns von anderen Portalen unterscheidet, ist die Solidarität: Wir spenden 50 Prozent unserer Provisionshonorare für Gemeinschaftsprojekte. Die Provision in unserer Plattform beträgt 15 Prozent. Die Hälfte davon kommt einem der Projekte zugute, die die Nachbarschaft vorab aussucht und das die Reisenden schließlich auswählen.

“Viele Menschen suchen nach einer Alternative.”

Inwieweit unterstützt Fairbnb den nachhaltigen Tourismus?

Wir sagen immer wieder, dass es unser Ziel ist, die positiven Auswirkungen des Tourismus zu erhöhen und seine negativen zu verringern – und das alles im Sinne der Nachhaltigkeit. Bei Diskussionen über nachhaltigen Tourismus ging es bisher nur um die wirtschaftlichen und ökologischen Aspekte; das Thema der sozialen Nachhaltigkeit vernachlässigte man eher. Da wollen wir nun ansetzen. Durch den Boom an Ferienwohnungen sind die Auswirkungen der Besucher in Wohngebieten sowie in normalen Gebäuden heute deutlich spürbarer. Auch der Einfluss des Tourismus in Bezug auf Gentrifizierung sowie auf die lokalen Gemeinschaften sind natürlich deutlicher als noch vor wenigen Jahren.

Gibt es bereits Resonanz in den Kommunen und Gemeinden?

Aber ja! Wir sind von der Unterstützung, die wir von so vielen Orten der Welt erhalten, begeistert. Viele Menschen suchen nach einer Alternative und glücklicherweise verbreitet sich unsere Projektidee immer weiter. Wir erhalten außerdem Anrufe von Gemeinden, die daran interessiert sind, das Angebot und die Vermietung ihrer Ferienhäuser besser zu regulieren, und wir unterstützen sie dabei.

Was sind die nächsten Schritte, wann kann man Fairbnb verwenden?

Demnächst startet unser Crowdfunding – wir werden auf der internationalen Crowdfunding-Plattform Indiegogo vertreten sein und freuen uns über jede Unterstützung. Während der Crowdfunding-Kampagne können sich die Nutzer bereits auf unserer Plattform anmelden, die im Juni in fünf Pilot-Beta-Städten gestartet wird: in Barcelona, Valencia, Bologna, Venedig und Amsterdam. Es handelt sich um die Städte, in denen wir, die Gründer, leben. Gleich nach dem Start in diesen Städten fangen wir an, auch andere Städte in Europa zu aktivieren.

Weitere Informationen zu Fairbnb finden Sie hier.

Einen ausführlichen Kommentar zum Thema können Sie in der Garten + Landschaft 05/2019 lesen.

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