26.04.2014

Gesellschaft

Fassadengrün als Staubfilter

Stärker als bislang angenommen, nämlich um bis zu 30 Prozent statt um ein bis zwei Prozent, könnte eine stärkere Begrünung entlang innerstädtischer Straßen die Luftverschmutzung reduzieren. Das haben Thomas Pugh vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und seine Kollegen von den Universitäten Birmingham und Lancaster in einer Studie herausgefunden. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Environmental Science and Technology veröffentlicht. Bäume, Büsche und Kletterpflanzen verbessern in  Häuserschluchten aus Glas und Beton die Luft, so das Ergebnis der Studie. „Gerade dort ist die Belastung ja am höchsten. In den Schluchten aus Straßen und Häusern kann die belastete Luft kaum entweichen. Das Forscherteam fand aber heraus, dass Fassadengrün wie Gras, Efeu oder anderen Pflanzen die Luft deutlich besser filtern als bislang angenommen: Statt um bis zu zwei Prozent könnten sie laut dieser Studie die Luftverschmutzung um mehr als das Zehnfache reduzieren.

In einer Computersimulation, welche die eingeschlossene Luft und chemische Reaktionen abbildet, die die Konzentration von Schadstoffen in der Luft beeinflussen, hat das Forscherteam die Auswirkungen von Pflanzen direkt in den Straßen mit denen von Pflanzen in Parks oder auf Dächern verglichen. Klarer Gewinner waren die begrünten Wände. Bäume an der Straßenseite schnitten ebenfalls gut ab, allerdings nur in weniger belasteten Straßen, in denen die Baumkronen die verschmutzte Luft nicht am Boden hielten. Um den Pflanzenanteil in Innenstädten zu erhöhen, schlagen die Wissenschaftler unter anderem Fassadengrün als eine Art „begrünte Plakatwand“ vor.

Wesentlicher Vorteil solcher Ideen ist auch, dass sie sich Stück für Stück, Straße für Straße umsetzen lassen. „Groß angelegte Initiativen zur Bekämpfung der Luftverschmutzung – wie Abwrackprämien für alte Autos, Katalysatoren oder die Einführung einer City-Maut – allein reichen nicht aus“, sagt Rob MacKenzie von der School of Geography, Earth and Environmental Sciences an der Universität Birmingham. „Begrünte Wände können zusätzlich helfen: Sie sind in der Lage, die Luft zu säubern, die in die Stadt einströmt und dort stehen bleibt. Strategisch platziert sind sie ein vergleichsweise einfacher Weg, Probleme lokal in den Griff zu bekommen.“ Das setze jedoch voraus, dass die Pflanzen unter den schwierigen Bedingungen in Städten nicht absterben, so Thomas Pugh. „Wir müssen noch sorgfältiger darauf achten, wie und wo wir solche Begrünungen anlegen, damit sie weder starkem Luftzug noch großer Hitze oder auch Vandalismus ausgesetzt sind.“ Dass der Unterhalt von Fassadenbegrünungen selbst sehr viel Energie braucht, darauf haben die Wissenschaftler allerdings nicht verwiesen. Ausführlicher sind die Ergebnisse der Studie auf den Seiten des KIT beschrieben.

Fotos: che nadela/flickr.com, Nicolas Nova/flickr.com

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