29.01.2016

Projekt

Freiraum mit Bindekraft

Der Garten der Religionen wurde in Karlsruhe zum 300-jährigen Bestehen der Stadt feierlich eröffnet. Unter 400 Vorschlägen setze sich dieser als eines von 15 Projekten in einem Ideenwettbewerb des Stadtmarketings durch.

Der Garten der Religionen in Karlsruhe ist ein Begegnungsort für die fünf Weltreligionen. Foto: Stephan Baumann
Der Menschheitskreis mit 40 Meter Durchmesser steht als Symbol für die Gemeinschaft aller Menschen. Foto: Stephan Baumann
Der Garten wird auch für Veranstaltungen und Versammlungen genutzt. Foto: Helleckes Landschaftsarchitektur
Die Wege bestehen aus Besenstrichbeton und sind ein wichtiges Verbindungselement. Foto: Helleckes Landschaftsarchitektur
Die Stahlwände zieren jeweils Zitate aus einer der fünf Weltreligionen. Foto: Helleckes Landschaftsarchitektur
Die begleitende Mauer ist mit weiteren Kernsätzen beschriftet. Foto: Helleckes Landschaftsarchitektur
Lageplan: Helleckes Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur als gesellschaftspolitisches Statement

Die Idee für den Garten der Religionen stammt von Karlsruhern, die im interreligiösen Dialog engagiert sind und sich als Arbeitsgemeinschaft ‚Ein Garten der Religionen für Karlsruhe’ zusammenschlossen. Gemeinsam mit ihnen hat das Landschaftsarchitekturbüro Helleckes die Planung für den Garten entwickelt und mit Unterstützung des Gartenbauamtes umgesetzt.

Ziel war es, einen Ort der Information und ungezwungenen Kommunikation über Religion zu schafften, der sich auch an Menschen ohne religiöse Bindung richtet. Der Garten sollte so im öffentlichen Raum einen Zugang bieten, in Offenheit und Respekt dem Anderen zu begegnen und sich an einem Ort der Ruhe und des Friedens die Frage zu stellen was bedeutet Religion für mich?

Der lange Entwicklungsprozess des Projektes mit der wachsenden interreligiösen Gruppe, aber auch der intensive Dialog mit Öffentlichkeit und Politik zeigt am „Garten der Religionen“ exemplarisch auf, welche positive Rolle prozessorientierte Landschaftsarchitektur in der gesellschaftspolitischen Diskussion einnehmen kann.

Annäherung und Identifizierung ermöglichen

Landschaftsarchitektonisch umgesetzt wird das Ergebnis der prozessorientierten Ideenfindung über die räumlichen Elemente Menschheitskreis, Weltreligionskreise, Gemeinschaftskreis und das verbindende Wegegeflecht. Der Menschheitskreis mit etwa 40 Meter Durchmesser steht als Symbol der Vollkommenheit für die Gemeinschaft aller Menschen.

Das Begehen des umlaufenden Weges lässt den Besucher die Dimension des Gartens erfassen und eröffnet eine erste Annäherung an die Thematik. Die begleitende Mauer ist mit Kernsätzen der unterschiedlichen Weltanschauungen beschriftet und lädt zum Sitzen und Betrachten ein.

Im Inneren werden die fünf Weltreligionen Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus als kleinere Sitzkreise in ein Lavendelfeld eingebettet. Sie sind von halbhohen Stahlwänden umschlossen, in die Zitate aus der jeweiligen Religion eingelasert sind. Weitere Tafeln repräsentieren Religionsgemeinschaften die am Projekt beteiligt sind und sich keiner der fünf Weltreligionen zuordnen.

Ein sechster Kreis mit Baumhain aus Zieräpfeln ist als Gemeinschaftsort leicht in das Gelände eingelassen. Hier können alle Besucher im Herz des Gartens zu kleineren Veranstaltungen zusammentreffen. „Im Garten spazieren heißt den Dialog suchen.“ Wege aus Besenstrichbeton bilden ein enges Netz und verbinden alle Elemente gleichrangig miteinander. Sie ermöglichen es aufeinander zuzugehen und machen die Gleichzeitigkeit der Religionen physisch erfahrbar.

Garten als Merkzeichen im räumlichen Kontext

Verortet ist der Garten der Religionen inmitten der weitläufigen Grünspange des Citypark Südstadt-Ost. Das Stadtgebiet befindet sich aktuell im Umbruch vom Gewerbeareal hin zum gemischt genutzten Stadtquartier mit Wohnschwerpunkt. In diesem Kontext aus heute noch heterogenen Stadtstrukturen bildet der kreisrunde Freiraum einen neuen Orientierungspunkt. Aufgrund der räumlichen Bindekraft wird der Ort von seinen Nachbarn bereits gut angenommen und kann dazu beitragen, künftig die Adressbildung im neuen Stadtteil zu stärken.

 

Bauherr: Stadt Karlsruhe
Landschaftsarchitekten: Helleckes Landschaftsarchitektur, Karlsruhe
Umsetzung: 2007 bis 2014

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