Die Frei- und Sportanlagen der Friedensschule Münster erfuhren durch das Büro frei[RAUM]planung eine Umgestaltung. Das Konzept der Planer*innen verfolgte dabei eine funktionale und gleichzeitig interessante Formensprache. Wie sie den Eingangsbereich des Schulareals gestalteten, was es mit dem Schüler*innenwald auf sich hat und wie sie Nachhaltigkeit und Umweltbildung in das Projekt integrierten, beschreiben die Planer*innen von fRp selbst in ihrer Projektvorstellung.

Sport-, Spiel- und Spaßbereiche der Friedensschule Münster
Die Friedensschule in Münster liegt zentral, südwestlich des Innenstadtbereiches. Sie bietet als katholische Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe zurzeit etwa 1 500 Schüler*innen einen Ort zum Lernen und zur altersgerechten Entfaltung. Zusätzlich zu diesen beiden Aspekten stellte der freiraumplanerische Wettbewerb des Bistums Münster, im Jahr 2015 ausgelobt, auch einen sportlichen Anspruch an die zu überplanenden Freianlagen.
Eine Herausforderung, der das Büro fRp aus Münster mit einer funktionalen, aber dennoch interessanten Formsprache begegnet. Klare Wegeführungen und großzügige Bewegungsräume erhalten durch angrenzende Grünflächen mit reichhaltiger Staudenpflanzung sowohl Aufenthaltsqualität als auch Struktur. Die Wege und Bewegungsräume definieren sich durch eine zurückhaltende Auswahl verschiedener Materialien als das, was sie sind: Sport-, Spiel-, Spaß- und Aufenthaltsbereiche.
Topografie – Wo immer ich hin will
Die Eingangsbereiche der Schule und Sporthalle befinden sich zusammengefasst auf einem Plateau. Grüne Inseln bieten Platz zum Chillen und dienen als Treffpunkte. Eine großzügige Treppenanlage mit Sitzstufen, Gehstufen und integrierter Rampe verbindet das Plateau mit den tiefer liegenden Pausen- und Sportflächen. Der Niveauversprung wird inszeniert statt retuschiert.
Als zentraler Aspekt einer jeden Schulhofgestaltung erweist sich die Barrierefreiheit. Diese meint nicht nur stufenlose Niveauüberwindung und ebenerdige Beläge – selbstverständlich sind Eingänge stufenlos zu erreichen. Sie zeigt sich auch in einer guten Orientierbarkeit und einer logischen Zuordnung der einzelnen Funktionsbereiche. So gehen an der Friedensschule Münster Lehrräume, den entsprechenden Fachbereichen folgend, in Freiräume über: Der Schulgarten und das Gewächshaus liegen in Fortsetzung des naturwissenschaftlichen Bereiches; Sportflächen reihen sich an Sport- und Schwimmhalle.
SPORT und SPIEL
Die orthogonalen Erfordernisse der einzelnen Sportflächen lassen sich, der Kubatur des Sportgebäudes folgend, in deren „Kielwasser“ konzentriert und synergetisch platzieren. Die benachbarte Zufahrt mit den Pkw-Stellplätzen stört den Sport nicht. Der Sportplatz dient darüber hinaus als effektiver Puffer zwischen Verkehrs- und Grünflächen.
Spiel benötigt Räume und Strukturen, die vielfältig animieren und vieles zulassen. In den Pausen findet ein steter Wechsel zwischen aktiver Beteiligung und interessierter Beobachtung statt. Spiel- und Sitzmöglichkeiten sind im Außenraum der Friedensschule Münster entsprechend miteinander verwoben, ohne sich gegenseitig zu stören. Die Elemente sind mal Spiel- und mal Sitzplatz, sodass die Freianlagen in ihrer Gesamtheit ein großzügiges und ausgewogenes Verhältnis an gebauten und natürlichen Freiräumen bieten.
GRÜN – HARTE SCHALE, WEICHER KERN
Die Gesamtanlage der Friedensschule Münster wird von einem Grüngürtel umgeben. Grüninseln und Baumgruppen lösen sich ähnlich wie schlendernde Schüler*innengruppen aus diesem Saum in die offenen Freiflächen. Einzelbäume wandern in lockerer Abfolge zwischen die Gebäude und über die befestigten Flächen. Die Baumbepflanzung kann als Schüler*innenwald kontinuierlich erweitert werden. So spiegeln die Bäume die Entwicklungsstufen der Schüler*innen wider und markieren im übertragenen Sinne deren Ausbildungsverlauf an der Schule: Mit jedem erfolgreich abgeschlossenen Schuljahr ist auch der Baum ein Stück gewachsen. Gerichtete Baumreihen gewährleisten einerseits die optische Verbindung von Gebäuden und Freiraum und andererseits die räumliche Gliederung der einzelnen Funktionsflächen. Durch die Öffnung des Schulgartens wird dieser zudem erlebbarer an den Pausenhof angebunden.
VERKEHR – JEDER WIE ER MAG
Im Sinne einer Entzerrung von Kraft-, Rad- und Fußgängerverkehr erhielten die Radfahrer eine neue, separate Anbindung an das Gelände. Zum Erreichen der Fahrradabstellanlage werden die Pausen- und Sportflächen nun lediglich tangiert und nicht mehr gequert. Der Kraftverkehr wurde bewusst an der nordwestlichen Peripherie belassen, da auch der Ver- und Entsorgungsverkehr mit der Lage des Wirtschaftshofs festgelegt ist. Zonierungen und Begrünung fördern eine Entschleunigung des Korridors.
MATERIALIEN – WENIGER IST MEHR
Sowohl die Materialwahl als auch die Formensprache der einzelnen Elemente unterliegen einem reduzierten Gestaltungsduktus. So wurden Pflasterbelag, Stufen, Sitzblöcke und Podesteinfassungen aus Sichtbeton gefertigt. Untergeordnete Wegeflächen sind in wassergebundener Decke ausgeführt. Die Ausstattungselemente (wie Abfallbehälter, Fahrradparker und Poller) sind aus einer Produktfamilie zusammengestellt worden, mit geradlinig schlichtem Ausdruck und hohem Verschleißwiderstand.
Ein Auszug aus dem Juryprotokoll aus dem Jahr 2015 fasst den zugrundeliegenden Gestaltungsgedanken des Konzeptes für die Friedensschule Münster zusammen: „Der Arbeit gelingt es mit einfachen Mitteln einen funktionalen und gestalterischen Mehrwert für die Gesamtsituation zu erzeugen. Der vorgeschlagene Materialkanon überzeugt durch Reduktion und Zurückhaltung.“
Einen weiteren zentralen Aspekt in der Überplanung des Geländes stellt die Nachhaltigkeit und Förderung der Umweltbildung dar. Wasserdurchlässige Beläge tragen zur Grundwasserneubildung bei und entlasten das Kanalsystem. Staudenmischpflanzungen wurden gemeinsam mit den Schüler*innen gepflanzt. In den Randbereichen werden kleine verdichtete Stadtwälder, sogenannte Tiny Forest, angepflanzt. Es werden kleine Flächen mit einer großen Dichte (drei Stück pro Quadratmeter) standortgerechter Gehölze bepflanzt. Schnelles Wachstum durch wechselseitigen Konkurrenzdruck führt zu einer natürlichen Selektion. Hier kann die Schulgemeinschaft selbst aktiv werden und den „Schulwald” in den naturwissenschaftlichen Unterricht integrieren. Zudem wird das Klimabewusstsein durch die Schaffung eines eigenen Biotopes gestärkt. Der Sportbereich wird mit einem Baumraster aus standortgerechten Bäumen überstellt. Es wird eine Misch- statt Monopflanzung gewählt. Dies ist aus Sicht der Biodiversität und Pflanzengesundheit zu empfehlen. Das Baumraster ist stark genug, um zu ordnen. Die Baumscheiben bestehen zur Förderung der Biodiversität aus Wildblumenwiesen.
Die Ausführung des Projektes erfolgte in zwei Bauabschnitten. Der erste Abschnitt umfasste den zentralen Schulhofbereich und konnte der Schüler*innenschaft bereits im Jahr 2022 übergeben werden. Anschließend erfolgte die Fertigstellung der Außensportflächen, die im August 2024 feierlich eingeweiht wurden.
Büroprofil Das Büro frei[RAUM]planung verfügt über Standorte in Hilter, Osnabrück und Münster und ist in allen Bereichen der Landschaftsarchitektur tätig. Sowohl öffentliche als auch private Auftraggeber zählen zur Zielgruppe des Unternehmens, welches sich mit konkreter Objektplanung, sämtlichen Leistungen des gestalterischen Entwurfs, der detaillierten Ausführungsplanung, Bauüberwachung und des Kosten- und Zeitmanagements gleichermaßen befasst.
Seit der Gründung im Jahr 1998 durch Uwe Gernemann entwickelte sich f[R]p stetig weiter und firmierte durch den Einstieg von Jochen Schmitz in die Geschäftsleitung seit 2021 als Partnerschaftsgesellschaft mbB.
Als Mitglied der Architektenkammern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sowie des Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla) nehmen alle Mitarbeiter*innen stets aktiv an den verschiedensten fachtechnischen und berufspolitischen Entwicklungen teil.
Neben den Aspekten der Funktionalität und Ästhetik sind die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz maßgebliche Parameter aller Planungen und zentrale Werte des Büros.
Weitere Infos sind auf der Webseite des Büros zu finden.
Die Märzausgabe der G+L widmet sich dem Thema Schulen: Wie ein Schulhof im Jahr 2025 aussehen sollte, was sich Schüler*innen und Leher*innen wünschen und wie es an Deutschlands Schulen um digitale Bildung bestellt ist, erfahren Sie in den Projektvorstellungen, Interviews und Kommentaren der Märzausgabe. Das Heft ist hier im Shop erhältlich.
Ergänzend zum Heft gibt es auf der Webseite der G+L hier weitere Schulhofprojekte zu entdecken.