23.05.2016

Wettbewerb

Fürst-Pückler-Ausstellung in Bonn

Heinrich von Pückler-Muskau (1785–1871) hat in seinen Parks und Gärten viele bis zum heutigen Tag für die Landschaftsarchitektur gültige Planungsgedanken entwickelt. Seine Gestaltungsleitlinien sind zur Zeit in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen: Die Garten- und Landschaftsarchitektin Christine Orel von Orel + Heidrich Landschaftsarchitekten aus Herzogenaurach hat eine Interpretation der Pücklerschen Prinzipien auf dem Dach des Museums umgesetzt.

Christine Orel ist Garten- und Landschaftsarchitektin. Sie gestaltete den Dachgarten. Foto: Toni Rotter
Auf der Dachterrasse wurde das Konzept des Fürsten Pückler umgesetzt. Foto: Restauro
Außen natürliche Bepflanzung, innen detaillierte Gestaltung. Dieses Konzept benannte Fürst Pückler als Zonierung. Foto: Restauro
UNESCO-Weltkulturerbe: Das Schloss Babelsberg und seine Landschaften gehören zu den drei Anlagen, die Fürst Pückler gestaltete. Foto: Stefan Petschinka, Köln
Das Konzept der Zonierung wird ausführlich dargestellt. Foto: Restauro
In der Ausstellung werden Pücklers Leben, die Gärten sowie seine Entwicklungen vorgestellt. Foto: Restauro
Element des Wasserleitungssystems aus Babelsberg, Foto: RESTAURO
Gezwungen gepflanzte Baumgruppe/
Natürlich gepflanzte Baumgruppe
Tafel III aus dem Atlas 
zu den Andeutungen über
Landschaftsgärtnerei
1834, Lithografie, koloriert, auf Papier, Foto: Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz
Computermodell des Park Babelsberg im Jahr 1880, Foto: Bundeskunsthalle Bonn
Wasserleitungssystem im Park Babelsberg im Jahr 1880, Computermodell, Foto: Bundeskunsthalle Bonn

Garten + Landschaft: Die Gestaltung eines solchen Dachgartens ist für Garten- und Landschaftsarchitekten eher unüblich, oder?
Christine Orel: Wir fallen aus dem Bild des üblichen Landschaftsarchitekten heraus, da wir bereits viele Gartenbilder gestaltet haben. Die Ausprägung der Kunst steht bei uns im Vordergrund, weshalb die Beauftragung auch in Bonn möglich wurde. Für uns war die Aufgabenstellung nicht so weit entfernt, weil ich mich viel mit diesen Themen beschäftige.

Mussten Sie bei der Umsetzung besondere Aspekte berücksichtigen?
Das allerwichtigste war die Berücksichtigung der Statik. Daher war Friederich Meibert – ebenfalls Garten- und Landschaftsarchitekt – unverzichtbar. Ich habe den künstlerischen Part übernommen und er den technischen. Wir hatten zwar die Angaben des Statikers, Herr Meibert hat diese dann aber nochmal überprüft.

Und konkret?
Die Größe der Gehölze musste gezielt ausgewählt werden, um den Geist Pücklers auf dem Dach wieder lebendig zu machen. Dann musste geprüft werden, wohin genau die Gehölze gestellt werden durften. Zum Teil wurde auch der ein oder andere Baum nochmal verschoben, damit die Statik funktioniert. Auch die Bodenmodellierung für die große Sichtachse zum Venusberg unterlag strengen statischen Vorgaben. Es wurden dort bis zu 70 cm Humus aufgetragen.

Gab es noch andere wichtige Aspekte?
Ein weiteres Thema ist die Absturzsicherung. Wir haben im Zuge der Gartengestaltung das Gelände bis zu 70 Zentimeter angehoben. Dazu kommen Überlegungen zur Windsituation und zur Tiefe des Geländes. Wie tief kann man an welcher Stelle arbeiten? Was liegt darunter? Auch die potentielle Besucheranzahl sowie die Bewegungen von Besucherströmen mussten wir einplanen.

Die Pflege des Gartens während der Ausstellungszeit übernimmt die Bundeskunsthalle selbst?
Die Pflege ist beauftragt, wird aber nicht von uns ausgeführt. Ich bin ab und zu vor Ort und beantworte Fragen. In 14 Tagen wird dann der Sommerflor gepflanzt, der dann bis zum Ende der Ausstellung bleibt.

Welche Herausforderungen haben sich für Sie ergeben?
Es gab ein großes Spektrum an Ideen, die sortiert werden mussten. Mein Ansatz war hier, die Pücklerschen Konzepte in die Gegenwart zu transportieren. Eine weitere spannende Herausforderung war, die unterschiedlichen Aspekte – Pücklersche Ansätze, Statik, Rahmenbedingungen der Beteiligten und eigene Ideen – in Einklang zu bringen und zu einer Einheit zu bringen, die ohne Bruch dasteht.

Was ist der Schlüssel zum Erfolg bei solchen Voraussetzungen?
Geduld und sich auf die Aufgabe positiv einlassen. Und man muss auch sagen, dass die Beteiligten sich sehr auf uns Planer eingelassen haben.

Wie ist das für Sie, einen temporären Garten zu gestalten?
Wir machen viele Projekte, die nach einer bestimmten Zeit wieder weggeräumt werden. Bei meiner ersten temporären habe ich noch um die schöne Bepflanzung getrauert, aber inzwischen hat es für mich die Kategorie der Aktionskunst erlangt.

Die Ausstellung „Parkomanie – Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler“ ist noch bis 18. September 2016 in der Bonner Bundeskunsthalle zu sehen. Eine Rezension lesen Sie bei unserer Schwesternzeitschrift Restauro. Die Garten- und Landschaftsarchitektin Christine Orel können Sie hier finden.

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