In der Schweizer Hauptstadt Bern entwickelten die Planer*innen von Müller Wildbolz Partner die Fußgängerzone Bümpliz aus den 90er-Jahren weiter. Durch die Aufwertung sollte zum einen eine identitätsstiftende Gestaltung entstehen. Andererseits hatte das Projekt die Verbesserung des Stadtklimas zum Ziel. Wie die Planer*innen dies realisierten, lesen Sie hier.
Bestehende Anlage stadtklimatisch aufgewertet
Die Aufwertung und Entsiegelung der Fußgängerzone Bümpliz in Bern locken Zweibeiner bis Tausendfüssler. Die Aufwertung hat zum Ziel, eine zusammenfassende, identitätsstiftende Gestaltung mittels einfacher baulicher Massnahmen zu erreichen. Das Kostenbudget ist minimal und klar definiert.
Die Aufenthaltsqualität und der Spielwert sollen für unterschiedliche Nutzer*innen und Altersgruppen erhöht werden. Maßnahmen für die Verbesserung des Stadtklimas in Form von Entsiegelungen und Begrünungen spielen dabei eine wichtige Rolle. Der gegebene Kostenrahmen, sowie die Dichte des unterirdischen Leitungssystems lassen keine tiefgreifenderen Massnahmen zu. Das Projekt stellt ein zukunftsweisendes Pilotprojekt der Stadt Bern dar, mit geringen Mitteln eine bestehende Anlage im ökologischen wie auch im stadtklimatischen Sinne aufzuwerten
Chaussierung und Ruderalflächen statt Asphalt
Die Fußgängerzone Bümpliz liegt zwischen den beiden Grünräumen Bachmätteli und Schloss Bümpliz und wird durch den Stadtbach begleitet. Die den Straßenraum definierenden Fassaden verlaufen mehrheitlich parallel zueinander. Im Bereich des historischen Zentrums bildet das Restaurant Sternen mit seiner Ausrichtung eine Ausnahme.
Die in den 90er-Jahren gestaltete Fußgängerzone wurde in Asphalt ausgebildet und mit Pflasterfriesen in Längs- und Querrichtung rasterartig strukturiert. Das vorliegende Gestaltungskonzept baut auf dem bestehenden Friesraster auf. Die bis anhin ausschließlich mit Asphalt ausgefüllten Felder des Rasters sind neu, wo es Nutzung und Gegebenheiten vor Ort zulassen, mit Chaussierung und durchgrünenden Ruderalflächen gefüllt. Im Bereich des historisch bedeutungsvollen Gasthof Sternens spannt sich respektvoll eine großzügige freie Fläche auf und lässt die historischen Gebäude zur Geltung kommen.
Sichere Aufenthaltsbereiche geschaffen
Das chaussierte Band unter den bestehenden Bäumen weitet sich zu einem baumbestandenen Platz an der Bottigenstrasse aus. Diese Bereiche unter den Bäumen dienen dem Aufenthalt, nehmen sämtliche Infrastruktur auf und sind durch Spielelemente wie Schach, Backgammon und Hüpfsteine für die unterschiedlichsten Altersgruppen und Nutzer*innen ausgestattet. Die Gussroste der Baumscheiben wurden, wo es die Gegebenheiten vor Ort zulassen, entfernt und die Baumscheiben als Ruderalflächen ausgebildet.
Durch das Einführen des chaussierten Bandes sowie den grosszügigen Ruderalflächen wird der Straßenquerschnitt strukturiert und als weniger breit wahrgenommen, was den Anlieferungsverkehr abbremst und sichere Aufenthaltsbereiche schafft. Die gepflasterte Fläche vor dem Restaurant Sternen bietet dem Gasthof Sternen einen ehrwürdigen Auftakt und dient als multifunktionaler Platz im Zentrum der Fußgängerzone.
Weiterlesen: In der G+L 09/24 stellen wir 54 Stadtoasen aus fünf Ländern vor. Das Heft ist im Shop erhältlich. Weiter grüne Oasen sind hier zu entdecken.