20.07.2021

Projekt

Gartenschauen 2021 – Überblick


Gartenschauen 2021: BUGA in Thüringer Landeshauptstadt

In Deutschland finden 2021 vier Gartenschauen statt: eine Bundesgartenschau in Erfurt, zwei Landesgartenschauen in Ingolstadt und Überlingen sowie eine Gartenschau in Lindau. Alles was Sie zu den Gartenschauen 2021 wissen müssen, lesen Sie hier.

Nach der vielbeachteten und hochgelobten Bundesgartenschau in Heilbronn 2019 wird in diesem Jahr die thüringische Landeshauptstadt Erfurt hunderttausende Gäste zum Mega-Event der Gartenbaubranche empfangen. Wie keine zweite Stadt Deutschlands ist Erfurt als Stadt des Gartenbaus in die Geschichtsbücher eingegangen. Nicht zufällig hat das Deutsche Gartenbaumuseum in Erfurt seinen Sitz. Auch als Ausstellungsort des Gartenbaus hat Erfurt eine Bedeutung. Hier fand 1865 die erste internationale Gartenschau statt.
Die Bundesgartenschau präsentiert sich an drei Kernorten, davon an zwei prominenten Orten Erfurts – erstens im egapark am südwestlichen Stadtrand und zweitens auf dem Petersberg, der über der Altstadt thront. Neben egapark und Petersberg erlangt die Nördliche Geraaue durch die BUGA für die Stadt eine große Bedeutung. Nun zieht sich die Aue als durchgängiges grünes Band bis in die Innenstadt.

Das ornamentale Blumenbeet ist das größte Europas.
Die diesjährige BUGA verspricht „Blüten ohne Ende“.
Auf den insgesamt 36 Hektar steht das Blühende im Zentrum.
Die Kinderspielplätze sind eine besondere Attraktion.
Ruhezonen sind ebenfalls für die Besucher*innen vorgesehen.
Auf mehr als 15 000 Quadratmetern jahreszeitlich bepflanzten Blumenbeeten wird im egapark durchgeblüht.
Die Freiflächen sind für die BUGA landschaftsarchitektonisch und gärtnerisch stark aufgewertet worden.

Gartenschauen 2021: Landesgartenschau in Ingolstadt

 

Alle Fotos: BUGA Erfurt 2021 / Steve Bauerschmidt Photographie

Europas größtes ornamentales Blumenbeet

Gärtner*innen und Landschaftsarchitekt*innen dürfte der egapark schließlich ein Begriff sein. Er wurde für die „Erste Internationale Gartenbauausstellung der sozialistischen Länder . iga 1961“ von Reinhold Lingner angelegt. Hier pocht also das Herz der diesjährigen Gartenschau. Der Park präsentiert sich, wie man es von einer dem Gartenbau, der Blumenzucht und des Samenhandels verbundenen Stadt erwartet. „Blüten ohne Ende“ verspricht die BUGA. Dieses Versprechen könnte sie allein mit Europas größtem ornamentalen Blumenbeet einlösen, das den ega-Besucher*innen immer schon empfangen hat. Auf 6 000 Quadratmetern zeigen die Gärtner*innen, dass die Stadt ihrem Ruf verpflichtet ist. Auf vielen anderen Flächen, insgesamt 36 Hektar, steht das Blühende im Zentrum. Der vorhandene Rosengarten mit 20 000 Quadratmetern wurde um neue Sorten ergänzt. Wenn dort der Hauptblütenflor verblasst, werden Dahlienblüten übernehmen. Mit dem Liliengarten oder dem Karl-Foerster-Garten zieht die Schau bewusst Linien zurück in die Entstehungszeit des Parks, dessen landschaftsarchitektonisches Konzept international gelobt wurde.

BUGA mit insgesamt 25 Außenstandorte

Neu entstanden zur Gartenschau ist außerdem das Wüsten- und Regenwaldhaus „Danakil“, benannt nach der lebensfeindlichen Wüste in Äthiopien. Hier werden spezifische Pflanzen und ihre Strategien für ein Überleben bei Wassermangel und -überfluss dargestellt. Wie zu erwarten werden den Besucher*innen Themengärten, Hallenschauen (stolze 23!) und aufwendig gestaltete Kinderspielplätze geboten. Bei schlechtem Wetter dürfte das Gartenbaumuseum besonders attraktiv sein.
Aus gartenbaulicher Sicht etwas beschaulicher geht es auf dem Petersberg zu – hier sind die Lage über der Altstadt und der historische Gebäudekomplex die großen Highlights. Doch sind die Freiflächen für die BUGA landschaftsarchitektonisch und gärtnerisch stark aufgewertet worden. Neben den neuen Wegeverbindungen und der daraus entstandenen Flächengliederung, ist das Thema Nutzpflanzen in den Fokus gerückt.
Über die drei Kernbereiche hinaus hat die Bundesgartenschau 25 Außenstandorte in ihr Konzept einbezogen, vorwiegend prominente Garten- und Parkanlagen Thüringens, an denen der Freistaat so reich ist und die im Zuge der BUGA aktiv vermarktet werden.

Die an der BUGA beteiligten Planer*innen gibt die Gartenschaugesellschaft wie folgt an:

Gelände der Landesgartenschau Ingolstadt im Oktober 2020, Foto: © Schalles
Sonnenuntergang am Landschaftssee, Foto: © Lea Rochus
Spielhügel auf dem Gartenschaugelände, Foto: © Lea Rochus
Kleinkindbereich und Wasserspielplatz, Foto: © HD-Photography
Wasserspielplatz, Foto: © Schalles
Wassergärten im Herbst, Foto: © Lea Rochus
Pflanzkristall der Parkterrasse, Foto: © Schalles

Gartenschauen 2021: Landesgartenschau in Überlingen

 

Unter dem Motto „Neues Grün für Generationen“ findet die Landesgartenschau Ingolstadt im dicht besiedelten Nordwesten der Stadt auf 23 Hektar Fläche die bayerische Landesgartenschau statt – wegen Corona mit einjähriger Verspätung. Es ist ein neuer Landschaftspark entstanden mit einem 6 000 Quadratmeter großen See sowie weitläufigen Wiesen, Spiel- und Sportflächen für die Menschen, die hier leben und arbeiten. Umgeben von Siedlungen, Straßen, Gewerbe und industrieller Landwirtschaft fanden die Landschaftsarchitekt*innen zu einer strengen Gestaltungssprache. Auf das Gelände führt der neue Piussteg, eine Fußgänger*innen- und Radfahrer*innenbrücke. Sie und die rund sechs Kilometer Rad- sowie Fußwege innerhalb des Parks werden auch nach der Schau viele Familien mit Kindern, alte und junge Menschen und die Mitarbeiter*innen der umliegenden Betriebe in die grüne Lunge locken.

4 000 Quadratmeter Obstwiese, 600 neu gepflanzte Bäume

Der Piussteg, geplant vom renommierten Stuttgarter Büro Schlaich Bergermann, ist inzwischen wichtiger Teil des aktuell entstehenden Ingolstädter Radschnellwegenetzes. Mit „Inspiration Natur“ hat man ein durchaus spannendes Motto gefunden, das die Gartenschaumacher*innen erstens auf zirka 4 000 Quadratmeter in Themengärten und zweitens im sogenannten Stadtlabor mit Leben füllen. Neben dem üblichen Veranstaltungsprogramm einer Gartenschau werden darüber hinaus in Ingolstadt die jungen Besucher*innen zu bunten Mitmachaktionen und zu Entdeckungstouren durch das Gartenschaugelände eingeladen. In die Daueranlage werden unter anderem rund 600 neu gepflanzte Bäume, 4 000 Quadratmeter Obstwiese und fünf Hektar Blumenwiese eingehen. Verantwortlich für die Gesamtplanung war das Büro Därr aus Halle an der Saale.

Villengärten mit schwimmenden Gärten, Foto: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH/Jürgen Heppeler
Uferpark, Foto: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH
Kneippen im Uferpark, Foto: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH
Uferpark, Foto: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH
Uferpark, Luftbild: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH/Jürgen Heppeler
Uferpark, Foto: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH
Schwimmende Gärten, Foto: Achim Mende
Landesgartenschau Überlingen, Foto: Landesgartenschau Überlingen
Beachbar Uferpark, Foto: Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH

Gartenschauen 2021: Gartenschau Lindau

 

Ebenfalls mit einem Jahr Verspätung öffnete die Landesgartenschau Überlingen. So finden in diesem Jahr gleich zwei Gartenschauen am Bodensee, an dessen Ufern bislang noch keine Veranstaltung dieser Art beheimatet war. Auf die Gartenschau Lindau kommen wir aber später noch.
Das Ufer des Schwäbischen Meeres ist über weite Strecken das Terrain, auf dem sich die Besucher*innen bewegen – wenn es durch die Villengärten und den Uferpark geht. In den Rasenflächen mit altem Baumbestand legte man während der Gartenschau Beete an. Den schmalen Streifen des westlich gelegenen heutigen Uferparks räumten relais Landschaftsarchitekten aus Berlin und Stuttgart auf. Sie gestalteten diesen „im Spannungsfeld von ökologischem Anspruch und den Nutzungsanforderungen eines Bürgerparks“ neu, wie die Gartenschaugesellschaft es formuliert. Die ökologische Dimension wird in Überlingen symbolisch durch das vom Aussterben bedrohte Vergissmeinnicht Myosotis rehsteineri gezeigt, das nur noch am Bodensee und am Starnberger See vorkommt.

Unter anderem beteiligt: relais Landschaftsarchitekten

Attraktivitätssteigernd wirkt für die Gartenschau, neben dem omnipräsenten Bodensee, ein Spaziergang durch den Stadtgraben hinauf zu den Rosennobelgärten und den Menzinger Gärten, die die Gartenschau dauerhaft für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht haben. Hier spielen unter anderem die Themen Obst- und Gemüseanbau eine Rolle. Wen dies nicht interessiert, wird immerhin durch Ein- und Ausblicke in verschwiegene Winkel der Altstadt oder von oben auf den Bodensee belohnt.
Neben dem Büro relais, das auch die Sanierung der Korrespondenzprojekte Landungsplatz, Uferpromenade und Mantelhafen geplant hat, waren noch die Büros 365° freiraum + umwelt (Überlingen) für die Grünvernetzung in der Stadt, Petra Pelz (Sehnde) für den Wechselflor und Mark Krieger (Hamburg) für die Staudenbepflanzung verantwortlich. Herbert Dreiseitl plante einen halbrunden Steg im Bodensee, an den die „Schwimmenden Gärten“ andocken.

Die diesjährige Gartenschau in Lindau verwandelt die Stadt in ein sinnliches Erlebnis aus Gärten, Wasser und Panorama. Foto: Linda Gartenschau 2021

Bayern veranstaltet im Wechsel eine „große“ und eine „kleine“ Landesgartenschau, was den Flächenumfang und das Budget kennzeichnet. Dank Corona finden aber in Bayern heuer zwei Gartenschauen statt, in Lindau nun die kleine.
Die weltweit bekannte Insel im Bodensee hat auf ihrem größten Teil ein überaus attraktives Altstadtensemble zu bieten. Etwa ein Viertel führte aber bis jetzt ein Schattendasein, teilweise als großer Parkplatz. Westlich der nun verkleinerten Gleisanlagen vor dem Sackbahnhof hat das Atelier Loidl aus Berlin einen Bürgerpark angelegt. Er soll zum Beispiel dafür sorgen, dass die Lindauer*innen und die zahlreichen Tourist*innen eine großzügige Grünfläche auf der Insel bekommen.

Pflanzenexpertin Petra Pelz in Erfurt, Lindau und Überlingen aktiv

Das auffälligste Element ist an dieser Stelle die große Stufenanlage, die in ihrer Westausrichtung für Sonnenuntergänge am Wasser prädestiniert ist. Auch der vorhandene Luitpoldpark mit dem alten Baumbestand sowie die Promenade zwischen Gleisanlagen und Luitpoldpark wurden ins Gartenschaugelände einbezogen und mit den typischen Themen versehen. Nicht nur in Überlingen und Erfurt, sondern auch in Lindau wurde Petra Pelz als Pflanzenexpertin gewonnen. Sie hat hier „farbenfrohe Kraftpakete“ angelegt. Die Gartenschau ist außerdem eine vorbereitende beziehungsweise die daraus entstehenden Daueranlagen eine flankierende Maßnahme für den Bau von Wohngebäuden auf der Insel.

Mehr zum Thema Gartenschauen, lesen Sie unter anderem hier:

Landesgartenschau Kamp-Lintfort (2020)

Landesgartenschau Bad Iburg (2018)

2018 widmeten wir eine komplette Garten+Landschaft-Ausgabe den Gartenschauen 2018

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