22.01.2015

Projekt

Gartenstadtfassade in Winterthur

Geld ist in der Landschaftsarchitektur nicht alles. Das bestätigen die Zahlen zum Einkommen von Landschaftsarchitekt*innen. Mehr zum Landschaftsarchitektur Gehalt hier.
Geld ist in der Landschaftsarchitektur nicht alles. Das bestätigen die Zahlen zum Einkommen von Landschaftsarchitekt*innen.

Die Landschaftsarchitekten von Rotzler Krebs Partner aus Winterthur in der Schweiz haben sich selbst eine kleine Arbeits-Oase geschaffen. Ihre Büroräume befinden sich in der Halle 181 auf dem ehemaligen Industriegelände Lagerplatz in Winterthur. Das Gebäude, das zum Sulzer -Areal gehört, wurde im vergangenen Jahr von Kilga Popp Architekten umgebaut und von zwei auf fünf Geschosse aufgestockt. Früher wurde in der Halle aus dem Jahr 1894 Blech verarbeitet – heute sind dort Arbeitsräume untergebracht. 
Im Zuge der Aufstockung haben die Architekten der Fassade des Längsbaus 181 eine neue, zweite Gewächshausfassade mit industrieller Haustechnik vorgebaut.

Was verdienen Landschaftsarchitekt*innen? Gehalt ist in diesem Berufsfeld nicht alles.
Aufgang in der Wintergartenfassade
Sitzplatz im Wintergarten
Blick in die Gartenstadtfassade
Die umgebaute Halle 181, Architektur: Kilga Popp Architekten, Winterthur

Als Verbindung zwischen Bestand und Anbau dient die entstandene 1,7 Meter schmale Doppelfassade nun sowohl als Klimapuffer, Schallschutz und begehbarer Verandaraum. Fragil und zugleich robust passt sich die neue Fassade in ihre Umgebung ein. Um eine gesamtheitliche Erscheinung sicherzustellen hat das Büro Rotzler Krebs Partner für die gesamte Fläche eine widerstandsfähige Grundbepflanzung etabliert. In paarweise gruppierten Pflanzcontainern ist das Grün gleichmäßig angeordnet. Die offene Gestaltung soll möglichst viel Freiraum für die Aneignung durch die anderen Mieter des Hauses bieten. Rotzler Krebs nennen ihren Wintergartenvorbau Gartenstadtfassade. In einem Büro im 1. Obergeschoss haben sie zudem ein botanisches Labor mit experimentellem Charakter eingerichtet. Der schmale, 5 Meter hohe Raum wird in seiner ganzen Höhe bespielt. Schlanke, transparente Gehölze, Schlinger, klimatische Grenzgänger sowie Tomaten und scharfe Chilis wachsen in lichter Atmosphäre. Zur Bewässerung dient ein Schlauchsystem in jedem Geschoss, das vom Regenwasser gespeist wird.
Die Architekten von Kilga Popp agierten gekonnt mit dem rauen Bestand des Industriegebäudes. Die Aufstockung um drei Geschosse in Holz-Beton-Konstruktion bewahrt zum einen den Industriecharme der Hallen und schafft zudem notwendige Neuerungen wie etwa starke Stahltreppen mit Eichentritten. Das Ergebnis sind atmosphärische, helle Büroräume, die nicht nur optisch einen Mehrwert für die Mitarbeiter darstellen. Ein Wintergarten vor dem Schreibtisch bringt viel Licht in die Räume und reduziert zugleich den Energiebedarf. Zudem verbessert er die Arbeitsatmosphäre maßgeblich – wer wünscht sich keinen inspirierenden Blick ins Immergrüne?
Finanziert werden muss ein solches Projekt natürlich auch. Der Lagerplatz in Winterthur ist ein kleines Paradies, gehegt von der Besitzerin, der Pensionskasse Abendrot aus Basel. Dank tragbarer Mietzinse wurden aus den anfänglichen Zwischennutzern Dauermieter und auch die umgebende Bausubstanz der Sulzer-Werke soll weitgehend erhalten bleiben. Eine langfristige, nachhaltige Entwicklung des gesamten Lagerplatzes ist in Planung. Die Fassadengestaltung der Halle 181 setzt schon jetzt eine attraktive Idee innovativ um und sucht Nachahmer. Und wie könnte sich ein Landschaftsarchitekturbüro authentischer präsentieren als innerhalb der eigenen, idyllischen Pflanzung.

Umbau Halle 181, Lagerplatz 21, Winterthur
Bauherr: Stiftung Abendrot, Basel
Architektur: Kilga Popp Architekten, Winterthur
Bauleitung und Kosten: Stadelmann+Ramensperger, Winterthur
Bauphysik: BWS Bauphysik, Winterthur
Landschaftsarchitektur: Rotzler Krebs Partner, Winterthur
Gewächshausfassade: Gysi+Berglas, Baar
Auftragsart: Direktauftrag
Gesamtkosten: 15 Millionen Schweizer Franken
Projekt und Realisation: 2012-2014
Standort: Google Maps

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