04.03.2019

Redaktion

G+L im März: Textur


“Erst die Bodengestaltung schafft hier den öffentlichen Raum, setzt ihm Grenzen und unterstützt die Möglichkeiten des Aufenthalts.”

Bodenbeläge sind das wesentliche Gestaltungsmittel eines Freiraums. Die Textur des gewählten Materials entscheidet über Wirkung und Nutzung eines Ortes. In der Märzausgabe 2019 der G+L zeigen wir an Projekten aus dem In- und Ausland wie wirkungsvoll die Materialentscheidung sein kann und was es Neues gibt zum Thema Naturstein und Beton. G+L Redakteurin Theresa Ramisch über die Motivation das Heft zu machen und welche Bedeutung Bodenbeläge haben. 

 

Ich gebe zu: Das Thema des vorliegenden Hefts war nie eines, das mich besonders beschäftigt hat. Bodenbeläge. Beton und Naturstein. Für mich als Stadtplanerin, die in größeren Maßstäben denkt, klang das erst einmal trocken – ja, sogar nebensächlich. Aber: Als Redakteurin sehe ich immer wieder unterschiedliche Projekte, entdecke deren Verbindungen untereinander, arbeite mich in die Thematik ein und entwickle eine zumehmende Faszination. Und was soll ich sagen? Beton und Naturstein haben einen neuen Fan.

Aber wie sollte man auch anders reagieren, wenn man sich Projekte wie den „Camí de les Guixeres“ im katalanischen Igualada anschaut? Die Planer von Batlle i Roig definierten hier, durch einen 800 Meter langen Weg, ein ehemaliges Gipsabbaugebiet vollkommen neu. Ein neuer Besuchermagnet, in dem Natur und Landschaft Hauptprotagonisten bleiben. Das Büro nutzt für sein Projekt lokale, recycelte Abbruch­materialen, entwickelt mit diesen Regenwasserrückhalte­möglichkeiten und gleicht die fehlende Beleuchtung mit lumineszierendem Beton aus. Purer Ideenreichtum. Ähnlich ging es mir beim Projekt von Topotek 1 im dänischen Aabenraa. Hier nutzten die Planer zur Gestaltung der Stadtmitte traditionelle Baustoffe, jedoch auf unkonventionelle Weise, die überrascht und sich gleichzeitig perfekt ins Stadtbild einfügt. Erst die Bodengestaltung schafft hier den öffentlichen Raum, setzt ihm Grenzen und unterstützt die Möglichkeiten des Aufenthalts.

“Was ich gelernt habe: Bodenbeläge sind alles andere als trocken.”

Was ich gelernt habe: Bodenbeläge sind alles andere als trocken. Sie sind eine Frage der Haltung, wie Maren Brakebusch von Vogt Landschaftsarchitekten und Hans-Hermann Krafft Von WES folgerichtig in ihren Artikeln festhalten. Der ewige Kampf um den niedrigsten Preis führt dazu, dass heute kaum mehr regionale Steine genutzt werden. Gestaltungen sehen gleich aus. Die Steine, die aus Dubai und Co. kommen, bringen uns in Argumentationszwang. Das vorliegende Heft zeigt bildhaft, warum Städte auf lokale Bodenmaterialien setzen sollten. Gleichzeitig liefern uns die Materialexperten Diana Drewes und Sascha Peters ein Update zu CO2-freien Baustoffen. Vielleicht ist dies ja künftig ein nachhaltiger Kompromiss?

Ich für meinen Teil rechne mit weiteren Aha-Momenten. Auch wenn ich an die drei kommenden Ausgaben der G+L denke. Denn die sind besonders. Im April, Mai und Juni behandeln wir mit der Mini-Serie „Städte für morgen“ drei ausgewählte Themen, die unsere Städte derzeit unter Zugzwang bringen: die Gestaltung nachhaltiger Wohnquartiere, die richtigen Strategien im Umgang mit Tourismus und Freiräume als politische Räume im Sinne des demokratischen Ansatzes – frei zugänglich für alle.

Außerdem – wo ich gerade schon dabei bin – möchte ich mich noch bei Ihnen bedanken. Wir bekamen in letzter Zeit oftmals das Feedback, dass unsere Texte mit weißer Schrift auf grünem Grund nicht ideal zu lesen sind. Uns sind solche Rückmeldungen sehr wichtig. Wir nehmen sie ernst und haben das Layout dementsprechend angepasst. Wir hoffen, nun besteht wieder glasklare Sicht für erhellende Momente.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Die G+L zum Thema Texturen können Sie hier bestellen.

Coming up:

In der April-Ausgabe der G+L geht es um Nachhaltigkeit – ein Prinzip das sich zu Tode gesiegt hat. Seine Relevanz bleibt ungebrochen. Im April diskutieren wir die Frage, wie und wo Städte bauliche Lösungen schaffen, die sich nicht auf die Erfüllung vorgegebener Standards beschränken, sondern Ideen entwickeln, die das Konzept Nachhaltigkeit auf spannende Weise weiterdrehen.

Copyright Coverbild: Hanns Joosten

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