Advertorial Artikel Parallax Article

Grün ist nicht immer gleich gut. Es braucht intelligente kommunale Strategien urbanes Grün zu stärken. Wie diese aussehen können, erprobte das Forschungsfeld „Green Urban Labs“ bis Mitte 2020. Unter dem Dach des ExWoSt-Forschungsprogramms entwickelten die grünen Stadtlabore bundesweit in zwölf Städten neue Wege einer urbanen Grünentwicklung. Wir stellen drei der Labore in Leipzig, Bochum und Ludwigsburg vor.

Leipzig: Könnte hier künftig eine Kaltluftschneise entstehen? Oder ein Gewerbegebiet? Oder beides? Die Green Urban Labs werben dafür, proaktiv Aspekte zur Verknüpfung zu entwickeln. (Foto: Urbanizers)

Leipzig: Grüne Infrastruktur gesamtstädtisch qualifizieren

 

Die „Green Urban Labs“ nehmen unter den forschungsbezogenen Maßnahmen aus dem Weißbuch „Stadtgrün“ des BMI eine zentrale Stellung ein. Das 2016 vom BBSR gestartete ExWoSt-Forschungsfeld erforschte zwölf innovative Modellvorhaben. Dabei ging es um die Frage, wie Kommunen urbanes Grün mit Blick auf Lebensqualität vor allem in wachsenden Städten verbessern können.

Die „Labs“ sind Reallabore, in denen neue Ansätze erprobt werden, die auf der Schwelle zwischen Wissenschaft und praktischer Erfahrung vor Ort entstehen. Der Prozess steht dabei im Fokus. Beginnend mit der Frage, wie Probleme angegangen und gelöst werden, bis hin zum final umgesetzten Produkt. Dabei ist Scheitern erlaubt, denn ohne Offenheit für Innovationen und den Mut, planerisch neues Terrain zu betreten, kann nichts Neues entstehen. Für diese Offenheit werden die „Pioniere“ in den Labs durch eine finanzielle Zuwendung und vielfältige Austauschformate im ExWoSt-Forschungsfeld unterstützt.

Leipzig ist bundesweit die am schnellsten wachsende Stadt. Bis vor wenigen Jahren ging es in der Grünentwicklung noch darum, frei gewordene Flächen oder Brachen in benachteiligten Quartieren attraktiver zu machen. Heute sind es eher Fragen, wie Grün- und Freiräume angesichts des enormen Bebauungsdrucks überhaupt gesichert werden können. Leipzig hat sich dafür entschieden, proaktiv zu handeln. Dabei setzt man vor allem auf Qualität.

Mit dem Leipziger Lab wurde eine raumbezogene Analyse und Zielformulierung für das gesamtstädtische Netz grün-blauer Infrastruktur vorgenommen. Deren Ergebnisse mündeten in einen „Masterplan Grün – Leipzig grün-blau 2030“. Da der Masterplan möglichst umsetzbar sein sollte, wurde die Entwicklung durch einen breit angelegten, ebenso ressortübergreifenden wie kooperativen Prozess abgesichert.

Neben einer ämter- und dezernatsübergreifenden Mitwirkung wurde dabei die Stadtgesellschaft unter Berücksichtigung zahlreicher Stakeholder umfassend beteiligt. Da die gesamte grüne Infrastruktur betrachtet wurde, waren Fragen wie die folgenden zu beantworten: Wo müssen Kaltluftschneisen entstehen oder erhalten bleiben, wo braucht es mehr Dachbegrünung? Wie kann man Flächen so mehrfach codieren, dass Ansprüche der Bewohner*innen oder Gewerbetreibenden mit solchen der Biodiversität gut zusammengehen? Auf diese Weise kann urbanes Grün als legitimierter Faktor in die laufenden Entwicklungsprozesse eingefügt werden.

Bochum: Wie im offenen Prozess Optionen entstehen

Ein Sportplatz, mitten in einem mit Grün unterversorgten sozial benachteiligten Bochumer Wohngebiet gelegen, sollte sich in ein „grünes Quartierszentrum“ wandeln. Nur wie? Die aufgegebene Sportplatzanlage „Am Hausacker“ mit 20 000 Quadratmeter enthält in der Theorie viele Möglichkeiten.

Das zuständige Sport- und Bäderamt hat sich deshalb auf ein neues Vorgehen eingelassen: Zusammen mit Fachleuten aus anderen Ressorts erarbeitete es ein Konzept, um im Prozess die verschiedenen Qualifikationen zu kombinieren und zielführend zu verknüpfen.

Der Hausacker in Bochum. Einst Sportplatz, bietet die Fläche heute viel Potenzial für neue Nutzungen. (Foto: Urbanizers)

Ludwigsburg: Unternehmer für urbanes Grün begeistern

Durch die offene kommunikative Haltung entstanden dabei Optionen, die der Entwicklung des Geländes Wendungen beschieden haben, die anders wohl kaum möglich gewesen wären. Das vor allem auch, weil man sich ehrlich darum bemühte, alle Interessen und Akteure einzubeziehen.

Der Hausacker erhält dadurch im Sinne der Umweltgerechtigkeit eine Multicodierung. Es entstehen nun nicht nur (wie anfangs geplant) Bewegungs- und Begegnungsangebote. Hinzu kommen die Verbesserung des Mikroklimas durch Flächenentsiegelung, die Begrünung und Baumpflanzung, das Reduzieren von Hitzeinseln sowie das Anlegen von Retentionsmulden und Baumrigolen.

Um Letztere zu finanzieren, konnte durch Vermittlung des Tiefbauamtes das ruhrgebietsübergreifende Förderprogramm der Emscher-Renaturierung aushelfen. Der Hausacker ist auf dem Weg, sich zu einem in jeder Beziehung koproduzierten grünen Ort und neuen Quartierszentrum zu wandeln. Da so viele Akteur*innen eingebunden sind, ist die Akzeptanz schon heute sehr hoch. Schließlich soll ein innovatives Betreibermodell Betrieb, Unterhaltung und Pflege der Anlage langfristig gewährleisten.

Innerstädtische Gewerbegebiete unterliegen einem wachsenden Konkurrenzdruck. Einerseits fordern viele Unternehmen eine qualifizierte und auch grünbezogene Gestaltung. Andererseits stehen die Gebiete wie in Ludwigsburg mit solchen in Stuttgart und in anderen Städten der Region in Konkurrenz. Die Stadt ist hier also als doppelte Akteurin gefragt: um den anzusiedelnden Unternehmen qualifizierte Angebote zu unterbreiten und gezielt Marketingstrategien nach außen zu kommunizieren.

Ludwigsburg: eine Potenzialfläche für Grün zwischen zwei Gewerbeeinheiten. Schwer vorzustellen, ja. Aber machbar – laut den Green Urban Labs. (Foto: Urbanizers)

Ein bestehendes Gewerbegebiet grün aufzuwerten, geht nicht ohne die ansässigen Unternehmen. Es galt zunächst, Potenziale aufzuzeigen. Die Stadt setzt dabei auf temporäre Interventionen, etwa durch mobile grüne Einheiten, und auf viel direkte Kommunikation, auch zwischen den Unternehmen.

Dabei ging die Stadt zunächst mit einem Entwicklungsplan in Vorleistung. Da die zentralen Flächen den Unternehmen gehören, müssen diese die Potenziale zunächst erkennen. Eine Herausforderung. Denn dazu zählt auch, Verkehrs- und Abstandsflächen zu entsiegeln und anderen Nutzungen zuzuführen. Und wohin dann mit dem privaten Pkw? Im Lab ging es auch darum, entsprechende Flächen zu multicodieren. Für die Stadt bedeutet das, stetig neue Möglichkeiten im Prozess zu entwickeln und die Unternehmen zu motivieren, diese in einer gemeinsamen Strategie umzusetzen.

Green Urban Labs geht in die zweite Runde: Bis zum 14. Mai 2021 können sich Kommunen für Green Urban Labs II bewerben.

Dies ist eine gekürzte Version des Artikels, der in der G+L 7/19 zum Thema “Prozesse” erschienen ist.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top