Die Stadt Nürnberg schreitet mutig in Richtung einer grüneren, lebenswerteren Zukunft. Mit dem wegweisenden Konzept des Berliner Landschaftsarchitekturbüros Sinai, das den renommierten Wettbewerb zur Bayerischen Landesgartenschau 2030 gewann, entstehen in der fränkischen Metropole sieben innovative grüne Oasen. Diese urbanen Rückzugsräume stehen sinnbildlich für den Wandel von einer versiegelten, hitzebelasteten Stadt zu einem klimaangepassten, biodiversen Lebensraum.
Warum grüne Oasen in Städten so wichtig sind
Der Klimawandel stellt Städte weltweit vor große Herausforderungen. Hitzewellen, Starkregen und mangelnde Biodiversität verschlechtern zunehmend die Lebensqualität in urbanen Räumen. Nürnberg reagiert darauf mit dem Konzept der Schwammstadt und dem Prinzip der Entsiegelung. Dabei geht es darum, versiegelte Flächen wieder aufzubrechen, Regenwasser lokal zu speichern und durch Begrünung Mikroklimata zu schaffen. Die grünen Oasen Nürnbergs dienen in diesem Zusammenhang nicht nur der Erholung, sondern leisten auch einen aktiven Beitrag zur ökologischen Stabilität, Artenvielfalt und Klimaanpassung.
Das Oasen-Konzept: Sanfte Transformation statt radikaler Umbau
Das Büro Sinai setzte sich gegen 21 andere internationale Landschaftsarchitekturbüros durch, indem es eine klare Vision entwickelte: Statt massive Eingriffe in den Stadtraum zu unternehmen, setzt das Konzept auf behutsame, ortsbezogene Maßnahmen. Jeder der sieben Orte wird als eigenständige Oase gedacht, mit spezifischem Charakter und Funktionen – doch alle gemeinsam bilden sie ein zusammenhängendes grünes Netzwerk, das die Stadt durchzieht. Diese Strategie schafft nicht nur neue Aufenthaltsqualitäten, sondern stärkt auch die Identität und Geschichte der Orte.
Die sieben grünen Oasen Nürnbergs im Überblick
1. Der Stadtgraben: Landschaftlicher Klimakorridor
Als ringförmiges Rückgrat der Altstadt dient der Stadtgraben künftig als kühler, naturnaher Rückzugsort. Unterschiedliche Vegetationstypen – von Dünenheiden über Wiesen bis zu kleinen Wäldern – passen sich an die jeweiligen mikroklimatischen Bedingungen an. Durch geschwungene Wege, Regenwassermulden und Aufenthaltsbereiche mit Blick auf die historischen Mauern entsteht ein Ort, der Ökologie und Erholung vereint. Der Stadtgraben wird damit zum Symbol für klimafreundlichen Stadtraum.
2. Der Zwinger: Gartenband für Stadt und Bürger
Parallel zum Graben verläuft der Zwinger, der als gestalteter Gartenraum interpretiert wird. Er bietet Raum für bürgernahe Nutzungen wie urbane Gärten, kleine Veranstaltungsflächen und Aufenthaltsbereiche. Während der Graben naturnah ist, stellt der Zwinger eine kulturelle Bühne dar – ein öko-kulturelles Band, das Erholung, Bildung und Begegnung ermöglicht.
3. Das Maxtor: Neue Wege in der Stadtmobilität
Das Maxtor-Areal erfährt eine umfassende Neuordnung. Durch die Bündelung des Verkehrs auf einer Seite entsteht ein verkehrsberuhigter Stadtraum, der die Verbindung zwischen den historischen Vierteln stärkt. Begrünte Inseln, Sitzgelegenheiten und schattenspendende Bäume schaffen einen lebenswerten Platz, der zum Verweilen und sozialen Austausch einlädt.
4. Grasersgasse: Die blühende Baumhalle
In der Grasersgasse wird ein einzigartiger Stadtraum geschaffen, in dem kleine Bäume und Naturstauden zu einer Art offener Baumhalle wachsen. Historische Elemente werden durch archäologische Fenster sichtbar gemacht, während die Reduktion des Verkehrs Platz für Begegnung, Spiel und Erholung schafft. Dieser Raum wird zur urbanen Oase mit starkem Bezug zur Geschichte des Ortes.
5. Theresienplatz: Entsiegelter Gartenplatz mit globalem Flair
Der Theresienplatz wird zur zentralen, grünen Achse mit einem vegetativen Kern aus Stauden, Sträuchern und Bäumen. Pflanzflächen aus verschiedenen Weltregionen symbolisieren Nürnbergs globale Geschichte und schaffen zugleich eine hohe Aufenthaltsqualität. Der Platz erhält damit eine neue Identität als grüne Mitte mit gastronomischen Angeboten und viel Raum für Begegnung.
6. Egidienplatz: Ideenraum mit historischem Bezug
Der Egidienplatz ist ein Ort voller Geschichte und Bedeutung. Das Konzept sieht vor, diesen Raum sensibel zu transformieren und sowohl der Vergangenheit als auch der Zukunft gerecht zu werden. Neue Grünstrukturen und Wasserinszenierungen sollen ihn beleben und gleichzeitig ein Bewusstsein für die historische Tiefe schaffen.
7. Insel Schütt: Stadtökologie trifft Freiraumqualität
Auch auf der Insel Schütt entstehen neue Grünräume, die sich besonders durch ihre Nähe zum Wasser auszeichnen. Aufenthaltsflächen, Spielangebote und schattenspendende Baumpflanzungen tragen zur Kühlung bei und machen die Insel zu einem beliebten Naherholungsort. Diese Oase verbindet urbanes
Nachhaltigkeit und Bürgerbeteiligung als Leitprinzip
Zentraler Bestandteil des Oasen-Konzepts ist die aktive Beteiligung der Nürnbergerinnen und Nürnberger. Viele Maßnahmen sind so konzipiert, dass sie in Zusammenarbeit mit Bürgergruppen und Initiativen gestaltet und weiterentwickelt werden können. Gleichzeitig setzt das gesamte Konzept auf ressourcenschonende Materialien, geringe Pflegeintensität und langfristige Nutzbarkeit – entscheidende Faktoren für echte Nachhaltigkeit im öffentlichen Raum.
Die Landesgartenschau 2030 als Katalysator
Die Bayerische Landesgartenschau 2030 ist nicht nur ein großes Event, sondern der Impulsgeber für den langfristigen Umbau der Stadt Nürnberg. Die geplanten Maßnahmen reichen weit über das Jahr 2030 hinaus und schaffen bleibende Werte für kommende Generationen. Neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen, klimatisch angenehme Rückzugsorte für die Stadtbevölkerung und gestärkte kulturelle Orte machen die grünen Oasen zu einem zentralen Element der Nürnberger Stadtentwicklung.
Nürnberg wird zur Modellstadt für urbane Transformation
Mit den sieben grünen Oasen geht Nürnberg einen zukunftsweisenden Weg, der andere Städte inspirieren könnte. Das gelungene Zusammenspiel aus Ökologie, Stadtgestaltung und Bürgerengagement zeigt, wie urbane Räume nachhaltig, klimaresilient und lebenswert gestaltet werden können. Die Stadt schafft damit nicht nur neue Parks, sondern ein neues Verständnis von Stadt als lebendigem, atmendem Organismus. Das Konzept der grünen Oasen Nürnberg macht deutlich: Die Städte der Zukunft entstehen nicht durch mehr Beton – sondern durch mehr Grün.
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