18.08.2021

Wettbewerb

Haldenwang: Neuer Glanz im Ortskern

Haldenwang

Ein neues Gebäude mit einem Dorfladen und Wohnungen soll den ehemaligen Gasthof Hirsch ersetzten. Zeichnung: Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten

Im Ortskern der Gemeinde Haldenwang stehen Veränderungen an. Dazu gehört die Neubebauung eines Grundstücks inmitten des Ortes. In einem Wettbewerb haben 13 Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros nun ihre Entwürfe für das Gelände des ehemaligen Gasthof Hirsch eingereicht. Jetzt stehen die Sieger*innen fest.

Ein neues Gebäude mit einem Dorfladen und Wohnungen soll den ehemaligen Gasthof Hirsch ersetzen. Zeichnung: Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten

Gegenstand des Wettbewerbs

Die Mitte des kleinen Ortes Haldenwang im Allgäu liegt brach. Dort wo jahrelang der Gasthof Hirsch einlud, braucht es einen Neuanfang. Die kleine Gemeinde mit ihren knapp 4 000 Einwohner*innen hat sich für einen Wettbewerb entschieden. Darin haben Hochbau- und Landschaftsarchitekt*innen überlegt, wer dem Hirschen nachfolgen kann. Nun ist der Siegerentwurf ausgewählt. Er schlägt einen Neubau mit Einzelhandel und Wohnen vor. Außerdem skizziert er Ideen, wie die umgebenen Freiräume gestaltet und an das Dorfzentrum angebunden werden können

Unterhalb der leicht erhöht, über dem Dorf wachenden Kirche lag in Haldenwang früher ein Gasthof. Der soll nun durch ein neues Gebäude mit einem Dorfladen und Wohnungen ersetzt werden. Darüber hinaus bedürfen die den Neubau umgebenen Freiflächen einer neuen Gestaltung. Ebenso ist die Gemeinde Haldenwang bestrebt, den alten Dorfplatz zu sanieren. Er liegt, genau wie die Kirche, leicht erhöht über dem Niveau der durch das Dorf führenden Straßen. Mit diesen Aufgaben haben sich 13 Architektur- und Landschaftsarchitekturbüros auseinandergesetzt. Im Rahmen eines Wettbewerbs erarbeiteten sie Konzepte für eine neue Ortsmitte von Haldenwang. Die Aufgabe lag im Entwurf eines realisierbaren Hochbaus sowie städtebaulicher Ideen für die Gestaltung der Frei- und Straßenräume von Haldenwang.

Lageplan © Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten
Grundriss im Lageplan © Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten

Seit 2014 wird in Haldenwang geplant

Die Planungen zur Sanierung des Ortskerns von Haldenwang laufen seit 2014. Im Jahr 2016 erwarb die Gemeinde das Grundstück des ehemaligen Gasthof Hirsch. Im Laufe der Jahre fanden dann mehrere Bürgerwerkstätten statt. In diesen und vielen Sitzungen des Gemeinderats von Haldenwang wurde gemeinsam diskutiert, wie das zentral gelegene Areal neu gestaltet wird. Nun liegen die Entwürfe zur Lösung dieser Aufgabe vor. Aus 13 Einreichungen hat das Preisgericht den Beitrag vom Team aus bogevischs buero architekten und Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten zum Sieger ausgewählt. Um den Weg weiter gemeinsam mit der Öffentlichkeit zu gehen, sind die Wettbewerbsergebnisse im Rathaus in Haldenwang ausgestellt.

Neuer Kubus im Zentrum von Haldenwang

Der Siegerentwurf schlägt anstelle des Gasthof Hirsch einen polygonal geformten, kompakten Baukörper vor. Er gibt der Ortsmitte von Haldenwang eine klare, neue Identität. Dieser in Stahlbeton und Holz konstruierte Kubus bekommt eine vorgehängte, hinterlüftete Holzfassade. Im Erdgeschoss des Neubaus finden ein Dorfladen mit einem Café Platz. Aber auch Parkmöglichkeiten und ein ebenerdig zu erreichendes Warenlager sind integriert. An seiner Ostseite setzt sich das Gebäude von der Durchgangsstraße zurück. Dadurch entsteht vor dem Eingang des künftigen Dorfladens eine langgezogene Freifläche. Sie ist mit Bänken, Leuchten und Handläufen ausgestattet. Um hier, direkt an der Straße ausreichend Aufenthaltsqualität zu schaffen, soll das Tempo des Verkehrs auf 30 km/h entschleunigt werden. In den Obergeschossen des Neubaus finden elf Wohnungen unterschiedlicher Größe Raum. Jede von ihnen bekommt eine eingeschnittene Loggia. Die große Gemeinschaftsterrasse ergänzt die privaten Freibereiche an der Nord-West-Ecke des Hauses. Im Untergeschoss bietet eine Tiefgarage Stellplätze für die Bewohner*innen des Hauses.

Querschnitt durch das Gebäude © Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten
Längsschnitt durch das Gebäude © Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten

Das Wohnungsangebot

 

Während die Jury in der vorgeschlagenen Gestaltung der Freiräume Verbesserungsbedarf sieht, loben sie das vorgeschlagene Wohnungsangebot. Sowohl die angemessene Anzahl der Einheiten, als auch der breite Wohnungsmix und deren räumliche Qualität beeindrucken. Von einem zentralen polygonalen Treppenhaus sind jeweils fünf bzw. sechs Wohnungen erschlossen. Die Struktur der Grundrisse geht von einem dienenden Sanitär- und Erschließungsbereich am Treppenhaus aus. Dieser ermöglicht attraktive Raumzuschnitte mit eingeschnittenen Loggien nach Süden, Westen und Osten. Die klare robuste Raumstruktur unterstützt das Spiel verschiedener Wohnungszuschnitte. Die privaten Wohnbereiche finden eine wichtige Ergänzung in einer großzügigen Gemeinschaftsterrasse. Die bricht die größten Wandhöhen an der Nord-West-Ecke des Gebäudes und öffnet einen freien Blick gen Westen über Haldenwang. Mit dieser Gemeinschaftsterrasse werden die eher kleinen privaten Loggien an den Wohnungen durch eine attraktiven Freiraum ergänzt. Die Gemeinschaftsterrasse leistet einen wertvollen Beitrag zum sozialen Miteinander inmitten von Haldenwang.

Fassadenansicht vom vorgeschlagenen Wohnungsbau © Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten
Längsansicht der Fassade vom vorgeschlagenen Wohnungsbau © Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten

Wie es in Haldenwang weitergeht

 

Die Wettbewerbsjury sieht in dem von bogevischs buero architekten und Stautner und Schäf Landschaftsarchitekten erarbeitetem Konzept einen attraktiven Vorschlag zur städtebaulichen Neuordnung von Haldenwang. Das vorgeschlagene Gebäude bietet einen attraktiven Standort für den Dorfladen und zeigt qualitätvolle, zeitgemäße Wohnungen. Die Ideen für die Gestaltung der Freiflächen bedürfen jedoch einer Überarbeitung. Aber die stehen ohnehin an. Denn die Gemeinde Haldenwang geht nun in Vertragsverhandlungen mit den drei Siegerteams des Wettbewerbs. Erst wenn ein Vertrag mit einem Team geschlossen ist, wird die Vorentwurfsplanung weiterentwickelt. Sicher ist aber bereits, dass das Projekt aus Fördertöpfen unterstützt wird. Gelder kommen aus dem Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden“ und aus dem Kommunalen Wohnungsbauförderungsprogramm des Freistaates Bayern. Darüber hinaus wirkt das Amt für ländliche Entwicklung bei der Errichtung des Dorfladens mit.

Nicht ganz der Ortskern, aber nah dran: Für die Sanierung des Münchner Viktualienmarkts beschäftigen sich bogevischs buero architekten mit dem Bestand und der Bausubstanz. Welche Sanierung am Viktualienmarkt geplant ist und welche Planungsbüros noch involviert sind, haben wir für Sie zusammengefasst.

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