29.07.2020

Projekt

„Die IBA Basel 2020 ermöglicht das Unmögliche zu denken“

Kulturplatz

Projektziel: Städtebauliche Stärkung

Das IBA Projekt „Badischer Bahnhof“ sollte den Basler Bahnhof zum „herausragenden Ort für trinationales Zusammenleben und Mobilität“ transformieren. Rein baulich hat sich das Bahnhofsareal jedoch kaum verändert. Warum sich die Entwicklungen, die im Zuge der IBA Basel 2020 losgetreten wurden, trotzdem sehen lassen? Darüber haben wir uns mit dem Architekten und Basler Kantonsbaumeister Beat Aeberhard unterhalten.

Der Badische Bahnhof in Basel hat schon bei manch einem Zugfahrer Verwirrung gestiftet. Der Grund: Man ist zwar in Basel, aber noch in Deutschland. Der deutsche Bahnhof liegt auf Schweizer Grund. Erst mit Durchqueren des Zolls passiert man offiziell die Schweizer Grenze.
Der Badische Bahnhof ist vieles in einem: Grenzbahnhof, Kulturplatz, Einkaufsort, Treffpunkt und architektonische Attraktion. Vor allem aber ist er mit Anschluss an Fernverkehr, Regio-S-Bahn, Tram und Bus als Eingangstor und Verkehrsdrehscheibe für viele Pendler und Touristen von zentraler Bedeutung für die Agglomeration Basel.

Das IBA Projekt „Badischer Bahnhof“ ist Teil der IBA Projektgruppe „Aktive Bahnhöfe“. Das Ziel der Gruppe ist und war es, ausgewählte Bahnhöfe in der Region zu Katalysatoren der Stadtentwicklung zu machen, und damit zu Orten, die die angrenzenden Gemeinden und Stadtquartiere städtebaulich stärken. So auch am Badischen Bahnhof. Hier standen vor allem die Neugestaltung des Bahnhofsumfeldes sowie neue Nutzungen und Dienstleistungen im Bahnhofsgebäude zur Diskussion. Wirklich viel passiert ist auf dem Bahnhofsareal selber in den letzten zehn IBA Jahren jedoch wenig. Warum das so ist und warum das nicht schlimm ist, darüber haben wir uns mit Beat Aeberhard unterhalten.

„Der Bahnhof hat eine sehr große Trennwirkung, der Anschluss an die Innenstadt ist nicht einfach.“

Außen Schweiz, innen Deutschland: Der deutsche Bahnhof liegt auf Basler Grund. © IBA Basel / Foto: Daniel Spehr
Der Badische Bahnhof im Inneren. © IBA Basel / Foto: Daniel Spehr

„Der Prozess hinter dem IBA Projekt ist das Wesentliche.“

Beat Aeberhard, nicht im Bahnhof selber, sondern in den angrenzenden Quartieren stehen in den kommenden Jahren zahlreiche Maßnahmen an. Was ist geplant?

Es gibt ein Entwicklungskonzept „Badischer Bahnhof“. Das liegt schon seit einigen Jahren vor, ist aber alles andere als leicht umzusetzen. Der Bahnhof hat innerhalb des Stadtkörpers eine große Trennwirkung. Gleichzeitig sind wir uns natürlich der Bedeutung des Knotenpunkts bewusst und möchten diesen städtebaulich stärken. Mit der Neugestaltung der Rosentalstraße hat der Kanton einen ersten Schritt gemacht – in Richtung langfristige Umgestaltung des kompletten Bahnhofsareals. Die Anbindung an das Messeareal ist jetzt attraktiver. Daran anschließend soll das angrenzende Rosentalareal städtebaulich weiterentwickelt werden. Aktuell ist das Areal von außen nicht zugänglich, verfügt jedoch mit zusätzlich bis zu 5 000 Arbeitsplätzen und Wohneinheiten für rund 2 000 Bewohnerinnen und Bewohner über ein enormes Potenzial. Das entsprechende Leitbild konnten wir Anfang des Jahres der Bevölkerung vorstellen.

Neu und einheitlich: Die Signaletik hilft Reisenden sich zu orientieren – in den Bahnhöfen der Region... © Lengsfeld, designkonzepte GmbH
...aber auch für den zugehörigen Stadtraum gibt die Signaletik einen Überblick. © Lengsfeld, designkonzepte GmbH
Grenzbahnhof, Kulturplatz, Einkaufsort, Treffpunkt und architektonische Attraktion in Einem: Der Badische Bahnhof. © IBA Basel / Foto: Daniel Spehr

Der Bahnhofsvorplatz wird jedoch nicht neugemacht. Dabei wäre das doch ziemlich nötig.

Aufgrund der Ablehnung des Trams Erlenmatt durch das Stimmvolk wird die Neugestaltung leider erst später kommen. Auch nicht im Zuge der IBA ist es uns gelungen, den Vorplatz attraktiver zu gestalten. Aber ich bin sicher, dass im Laufe der Transformation des Rosentalareals zu einem innerstädtischen Gebiet dieses Projekt Fahrt aufnehmen wird. Es ist ein iterativer Prozess. Das komplette Areal wird profitieren, insbesondere wenn das „Herzstück“ mal da ist.

Das „Herzstück“?

Ja, das Herzstückprojekt ist eins der nächsten Großbauprojekte in Basel, eine durch Durchmesserlinien geregelte, unterirdische Direktverbindung zwischen Bahnhof SBB und dem Badischen Bahnhof. Bislang fungieren beide Bahnhöfe faktisch als Sackbahnhöfe, das Herzstück wird direkte und schnelle Nahverkehr-Verbindungen zwischen einzelnen Agglomerationsteilen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz ermöglichen, ohne dass man in Basel umsteigen muss. Das gesamte Bahnnetz, also auch der Fernverkehr, wird deutlich leistungsfähiger.

Im Zuge der IBA Basel wurde eine neue, einheitliche Signaletik für die Bahnhöfe in der Region entwickelt. Die entsprechenden Pläne sind an nicht ganz prominenten Stellen platziert. Trotz jahrelanger Arbeit. Für Kritiker ein Zeichen, dass das Projekt zäh läuft…

Ja, und damit haben sie auch Recht. Es ist zäh. Der Prozess dahinter ist das Wesentliche. Und, dass man es gemeinsam in der trinationalen Agglomeration mit unterschiedlichen Zuständigkeiten, Gesetzen und auch verschiedenen Vorstellungen zur Baukultur, geschafft hat, in den 18 Bahnhöfen im IBA Projekt eine gemeinsame trinationale Identität zu etablieren und sich auf ein Coporate Design, eine Coporate Identity festzulegen, ist an sich bemerkenswert. Die IBA Basel 2020 ist die erste IBA, die außerhalb Deutschlands stattfindet; und dann noch in drei Ländern. Die große Leistung der IBA Basel 2020 ist es, dass sie die Prozessqualität in den Vordergrund gerückt hat.

Beat Aeberhard ist seit 2015 Kantonsbaumeister von Basel-Stadt. Er leitet die Dienststelle Städtebau & Architektur, die das Planungsamt, das Hochbauamt und die Kantonale Denkmalpflege umfasst. Zuvor war er sieben Jahren Stadtarchitekt von Zug. Nach seinem Studium in Architektur an der ETH Lausanne und Zürich arbeitete er als selbständiger Architekt in Zürich und unterrichtete an der ETH Zürich. Aeberhard hält überdies einen Master of Science in Architecture and Urban Design der Columbia University in New York.

Warum wir eine IBA-Basel-Serie gestartet haben? Das lesen Sie hier.

Sämtliche Beiträge zur IBA Basel 2020 finden Sie hier.

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