Am 15. September 2024 ist Walter Zink im Alter von 90 Jahren verstorben. Er war der Gründer und langjährige Inhaber der Firma ZinCo sowie ein Pionier der Dachbegrünung. Ein Nachruf.
Die Dachbegrünung boomt: Jedes Jahr steigt sie um rund 10 Prozent und viele Großstädte bezuschussen Projekte zur Begrünung von Dächern und Fassaden. Ein wichtiger Pionier für grüne Dächer ist nun verstorben. Walter Zink setzte sich über Jahrzehnte hinweg für die kreative Nutzung von Hausdächern ein, seien es Solarzellen oder grüne Gärten. Bereits 1976 veröffentlichte er ein Buch, das erklärte, wie Hausbesitzer vom Flachdach zum Dachgarten gelangen können. Mehr über seine Arbeit und seinen Einfluss hier.
Dachbegrünung als Schwerpunkt des Unternehmens
Im Alter von 23 Jahren gründete Walter Zink in seinem Heimatdorf Unterensingen bei Nürtingen seinen ersten Betrieb als Spengler und Flaschner. Zunächst arbeitete er allein und führte Metallarbeiten an Dach und Fassade aus. Später kamen Mitarbeitende hinzu und bald entschied er, Produkte für das Flachdach künftig nicht mehr in Handarbeit, sondern stattdessen industriell herzustellen. Daraus entstand die Firma Flachdach-Zubehör, kurz „FZ“ genannt.
In den frühen 1970er Jahren erkannte Walter Zink als einer der ersten Pioniere in Deutschland das Potenzial der Solarnutzung auf Dächern. Mit hunderten von Partnerbetrieben in ganz Deutschland arbeitete er daran, dieses Thema voranzubringen. Er gehörte auch zum ersten Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. und war von 1976 an ihr Schatzmeister.
Nach der Öl- und Energiekrise Anfang der 1980er Jahre verlangsamte sich der Markt für Solarenergie. Walter Zink veräußerte diesen Unternehmensanteil und fokussierte sich auf das Thema Dachbegrünung, das immer mehr Aufmerksamkeit erhielt. Er gehörte europaweit zu den Pionieren dieser nachhaltigen Form der Dachnutzung.
Schnell entwickelte sich die Dachbegrünung zum Schwerpunkt des Unternehmens. Anfangs trat es als Systemanbieter und Ausführungsbetrieb auf. Daraus verselbstständigten sich MDT (Metall- und Dachtechnik) sowie GDT (Grün-Dach-Technik) als ausführende Betriebe, die Walter Zink Mitte der 90er Jahre an jeweils führende Mitarbeitende verkaufte.
Gründung des Deutschen Dachgärtner Verbandes
Einer der größten Erfolge von Walter Zink war die Herausgabe des Fachbuchs „Vom Flachdach zum Dachgarten“ im Jahr 1976. In diesem Buch wurden zum ersten Mal Grundprinzipien, Wirkungsweisen und Vorteile der Dachbegrünung ausführlich beschrieben. Eines der ersten Projekte, das in der Anfangszeit des Fokus auf begrünte Dächer entstand, war ein städtisches Gebäude in Esslingen am Zollberg. Bis heute besteht dieses Dach im Originalzustand, ohne saniert werden zu müssen, und zeigt einen prächtigen Garten.
Wenige Jahre nach Erscheinen des Buchs entwickelte sich die ZinCo zu einem der bekanntesten Hersteller für Dachbegrünungssysteme. Der nationale Erfolg führte bald auch zu internationaler Nachfrage, wie etwa bei der Highline in New York, der neuen Nationaloper in Athen und der bekannten Skipiste auf einer Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen.
Im Jahr 1985 initiierte Walter Zink die Gründung des Deutschen Dachgärtner Verbandes, unter dessen Regie unter anderem die weltweit ersten Fachregeln für Gründächer entstanden. Im Jahr 2018 ging er im Bundesverband GebäudeGrün BuGG auf.
Vom kleinen Carport bis zur riesigen Dachlandschaft
Zu Beginn des neuen Jahrtausends war es Zeit für den Generationenwechsel. Walter Zink verkaufte das Unternehmen in Form eines Management-Buy-Outs an die vier Mitarbeiter Ulrich Schäfer, Dieter Schenk, Roland Appl und Frank Stribel.
Seitdem hat das Unternehmen unter anderem einen Systemaufbau für bewässerte Extensivbegrünung für Regionen mit langen Trockenperioden entworfen, das „Klima-Gründach“ sowie das „Retentions-Gründach“ eingeführt sowie das Kompetenzzentrum für Gebäudebegrünung Stadtklima mitbegründet. Es hat viele Preise gewonnen und ist beispielsweise bei den UN-Weltklimakonferenzen zu finden. Seit 2024 ist ZinCo Teil der Holcim-Gruppe, einem Schweizer Unternehmensverbund für nachhaltige Baumaterialien und Kreislaufwirtschaft.
Heute ist das Fachunternehmen für Dachbegrünung in zahlreichen Ländern aktiv und hat Projekte auf allen Kontinenten realisiert, vom kleinen Carport bis zu riesigen Dachlandschaften. Dabei ist stets die Idee von Friedensreich Hundertwasser präsent – eine große Inspiration für Walter Zink- : „Überall, wo im Winter Schnee liegen bleibt, soll es im Sommer grün sein“.
Sind Gründachstrategien genug?
Grüne Dächer sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern schaffen auch einen wertvollen Ausgleich zur fortschreitenden Versiegelung überbauter Flächen. Damit bieten sie wichtige kühle Flächen für Städte, erhöhen die Biodiversität und bieten Anwohnern soziale Räume. ZinCo zeigt, wie Städte sich dank grüner Dächer dem Klimawandel anpassen können, indem sie etwa Solaranlagen, biodiverse Pflanzen, Anlagen zur Wasserretention und Absturzsicherungen miteinander kombinieren.
Mit dem Thema der grünen Dächer und Fassaden haben wir uns übrigens auch in der Juni-Ausgabe der G+L beschäftigt. Dort beschreiben wir, wie die Fläche an Gründächern in Deutschland im Jahr 2022 auf 160 Millionen Quadratmeter gestiegen ist. Fast jede größere Kommune hierzulande hat eine Gründachstrategie – doch ist Deutschland wirklich weltweit führend, was die Gebäudebegrünung angeht? Antworten gibt es hier.