Geschlossene Kaufhäuser prägen zunehmend das Bild vieler Innenstädte. Dennoch bieten gerade diese Immobilien mit den richtigen Konzepten eine seltene Gelegenheit, um Nachhaltigkeit und innovative Stadtplanung miteinander zu verbinden.
Kaufhäuser, einst die Magneten des innerstädtischen Einzelhandels, verlieren durch den Boom des Onlinehandels und verändertes Einkaufsverhalten zunehmend ihre Bedeutung. Doch anstatt diese Gebäude ihrem Schicksal zu überlassen, könnten sie mit kreativen Lösungen zu zentralen Orten der Stadtentwicklung werden. So eröffnen sie Perspektiven, die sowohl ökologische als auch soziale Vorteile bieten.
Wandel und Leerstand
Die Schließung von Kaufhäusern ist keine plötzliche Erscheinung, sondern eine direkte Folge des Strukturwandels im Einzelhandel. Schon seit den 1990er-Jahren wurden hunderte Standorte geschlossen, während sich gleichzeitig der Fokus immer stärker auf den Onlinehandel verlagerte. Besonders betroffen sind Mittelstädte, aber auch in Großstädten nimmt der Leerstand spürbar zu. Diese Entwicklung belastet nicht nur das Stadtbild, sondern wirkt sich auch negativ auf die Attraktivität und Funktionalität der Innenstädte aus.
Chancen der Kaufhaus-Umnutzung
Statt Abriss und Neubau, die erhebliche Ressourcen verschlingen, bietet die Umnutzung von Kaufhäusern eine umweltfreundliche Alternative. Diese Gebäude binden durch ihren soliden Bestand graue Energie und integrieren gleichzeitig neue Nutzungsformen. Dadurch profitieren Umwelt, Baukultur und die Städte, da multifunktionale Konzepte verschiedene Zielgruppen anziehen und die Lebendigkeit fördern.
Erfolgreiche Beispiele
Es gibt zahlreiche gelungene Beispiele, die zeigen, wie Kaufhäuser kreativ und sinnvoll umgenutzt werden können:
- Kultur und Kreativität: So wurden etwa ehemalige Kaufhäuser wie das „Soho House“ in Berlin in Hotels oder Kreativzentren umgewandelt.
- Bildung und Soziales: In Lübeck wird ein Karstadt-Gebäude zum „Haus der Bildung“ umgestaltet, das vielfältige Bildungsangebote vereint.
- Mixed-Use-Konzepte: Noch vielseitiger sind Konzepte, die Wohnen, Gastronomie und Büroflächen kombinieren. Diese schaffen nicht nur Synergien, sondern sie sprechen auch unterschiedliche Zielgruppen an und verlängern die Nutzungszeiten.
Herausforderungen
Trotz aller Chancen sind Umnutzungen keine leichte Aufgabe. Oft stehen strenge baurechtliche Vorgaben, hohe Umbaukosten oder komplexe Eigentumsverhältnisse einer schnellen Umsetzung im Weg. Zudem erfordert die Transformation nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Investoren und Architekten. Nur wenn diese Akteure gut kooperieren, lassen sich tragfähige und langfristige Lösungen finden.
Perspektiven für die Stadtentwicklung
Kaufhäuser als urbane Impulsgeber
Leerstehende Kaufhäuser sind mehr als nur ein Symbol für den Wandel im Einzelhandel – sie sind eine Chance. Denn mit der richtigen Planung und kreativen Ansätzen können diese Immobilien zu lebendigen Ankerpunkten in Innenstädten werden. Statt Verfall und Abriss können nachhaltige Lösungen geschaffen werden, die bestehende Ressourcen nutzen und das Stadtbild aufwerten.
Die Umsetzung solcher Projekte erfordert jedoch Engagement und Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Planern, Investoren und der Bevölkerung. Wenn es gelingt, die vielfältigen Herausforderungen zu meistern, können multifunktionale Zentren entstehen, die Handel, Kultur, Wohnen und Begegnung verbinden. Auf diese Weise tragen sie nicht nur zur Belebung der Innenstädte bei, sondern schaffen auch Orte mit neuer Identität und Strahlkraft.
Erfahren Sie mehr über die Studie „Obsolete Stadt“ und das Potenzial leerstehender Flächen für Wohnbebauung in unserem Artikel hier.