03.02.2025

Aktuelles

Künstliche Intelligenz in der Landschaftsarchitektur

Digitize to realize
Künstliche Intelligenz in der Landschaftsarchitektur: Durch datenbasierte Analysen und automatisierte Entwürfe optimiert KI nachhaltige und ästhetische Designs. Foto: Unsplash
Künstliche Intelligenz in der Landschaftsarchitektur: Durch datenbasierte Analysen und automatisierte Entwürfe optimiert KI nachhaltige und ästhetische Designs. Foto: Unsplash

Chat GPT & Co. sind rasch zum festen Bestandteil im Alltag vieler Menschen geworden. Auch in der Landschaftsarchitektur hat die Künstliche Intelligenz so einige Anwendungsmöglichkeiten. Doch noch kommt sie eher wenig zum Einsatz – darüber lesen Sie hier mehr.

Künstliche Intelligenz oder KI hat das Ziel, die menschliche Intelligenz nachzuahmen. Sie nutzt vorhandene Daten und generiert zugleich neue, um kognitive Fähigkeiten zu imitieren. Entsprechend kommt KI zum Beispiel zum Schreiben von Texten und Social-Media-Beiträgen, für Übersetzungen und für das Erstellen von Tabellen mit komplexen Datensätzen zum Einsatz.

In der Landschaftsarchitektur bietet das Tool Potenzial in den Bereichen Design, Datenanalyse, Modellierung, Smarte Bewässerung, Wartung und Nutzererfahrung zum Einsatz. Zum Beispiel lassen sich BIM-Modelle durch die KI-gestützte Analyse von Klima-, Boden- und Sonneneinstrahlungsdaten optimieren. Die KI kann innerhalb kurzer Zeit verschiedene Entwürfe erstellen, was dabei hilft, eine kreative Entscheidung zu treffen.


Anpassung von Designelementen

Noch steht die KI in der Landschaftsarchitektur in Deutschland am Anfang, aber es gibt bereits vielversprechende Möglichkeiten. Landschaftsarchitekt*innen haben eine große Auswahl an Tools, die sie in ihre Arbeit integrieren können. Dies kann Vorteile wie verbesserte Entwurfsprozesse, nachhaltige Lösungen und gesteigerte Effizienz mit sich bringen.

Die folgenden Möglichkeiten für die Nutzung von KI in der Landschaftsarchitektur sind bereits denkbar:

Entwurfsoptimierung: Mithilfe von Tools wie DreamzAR, RescapeAI und Neighborbrite kann KI verschiedene Entwurfsoptionen generieren und zugleich bewerten. Zudem lassen sich Renderings optimieren.
Datenanalyse: Selbst große Datenmengen, die beispielsweise von einer Stadt oder Gemeinde stammen, lassen sich mit KI analysieren, was etwa bei der Entscheidungsfindung rund um Umweltbedingungen oder Nutzungsanalysen hilft.
Automatisierung von Routineaufgaben: Wiederkehrende Aufgaben, die relativ einfach sind, können durch KI automatisiert werden, was Zeit und Ressourcen spart und Fehler reduziert. Dazu gehören Aufgaben wie die Erstellung von Pflanzplänen und die Berechnung von Flächen.
Optimierung von Wassermanagement: Mithilfe von KI-gestützten Algorithmen können Landschaftsarchitekturbüros Regenfälle, Bodenbeschaffenheit und Topografie analysieren, um das Regenwassermanagement zu optimieren.
Wartung und Pflege: KI kann vorhersagen, welche Pflanzen wann wachsen und blühen, welche am wahrscheinlichsten überleben, und welche sich am besten für bestimmte Gegebenheiten eignen. So lässt sich die Pflege von Gärten und Parks verbessern.
Nutzererfahrung: Für die Interaktion mit der Öffentlichkeit sowie in partizipativen Prozessen ist KI ebenfalls hilfreich. Zum Beispiel lassen sich mit der Technologie Designelemente verändern, anpassen und visualisieren.

Resiliente, biodiverse Grünflächen mit KI

Bisher sind es vor allem Stadtverwaltungen, die mit der Nutzung von KI in der Landschaftsarchitektur experimentieren und ihre Erfahrungen teilen. Zum Beispiel kommen in Singapur entsprechende Algorithmen zum Einsatz, die in dem dicht bevölkerten Stadtstaat bei der Begrünung helfen. So hat Singapur etwa das Design vertikaler Gärten und grüner Wände optimiert, indem KI analysiert hat, welche Standorte die besten Bedingungen in Hinblick auf Sonnenlicht, Wasserverfügbarkeit und Pflanzenkompatibilität geben. Außerdem begleiten KI-gestützte Systeme hydroponische Anbauflächen, um deren Ertrag zu optimieren und Ressourcen effizient einzusetzen.

In New York City, wo extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Überflutungen und die Erosion der Küste zu den Herausforderungen zählen, hilft KI bei der Analyse von städtischen Hitzeinseln. So kann die Stadtverwaltung schnell erkennen, wo grüne Infrastruktur am besten platziert ist, um die Stadt abzukühlen und zugleich die Luftqualität zu verbessern. KI-Modelle in New York können außerdem den Anstieg des Meeresspiegels sowie Fluten vorhersagen, was dabei hilft, resiliente Küstenparks und Feuchtgebiete zu schaffen, die die Stadt schützen.

Und in Tokio sind Umweltsensoren in den Parks verbreitet, die dabei helfen, die Gesundheit der Pflanzen im Blick zu behalten sowie die Bewässerung intelligent zu planen. Selbst die Analyse von Biodiversität ist möglich, um genau zu identifizieren, in welchem Bereich der Parks welche Ökosysteme besonders geschützt werden sollten.


Immenser Energieverbrauch

Laut Competitionline nutzen bereits mehr als die Hälfte der Architekturbüros in Deutschland Künstliche Intelligenz, wobei viele andere noch zögern. Vor allem für die Text- und Bildbearbeitung sind die neuesten Tools beliebt.

Wie bei allen neuen Technologien gibt es auch gegenüber der KI Vorbehalte. Bei einer Konferenz der Hochschulkonferenz Landschaft im Jahr 2024 erklärte Professor Olaf Gerhard Schroth von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, wie die Satellitenbildauswertung mithilfe von KI gelingen könnte und wie sich auch „Deep Learning“ für die Landschaftsarchitektur nutzen lässt.

Bei der Visualisierung von Pflanzplanungen und der Entwicklung von Landschaftsbildern erreichte Schroth bisher gute und teils auch überzeugende Ergebnisse. Zugleich stellte er kritische Aspekte von KI zu Bedenken, wie etwa „Halluzinationen“, unklare Urheberrechte und die Erzeugung von Stereotypen.

Weitere Erfahrungen, die bei der Konferenz geteilt wurden, zeigten, dass KI-generierte Bilder oft fehlerhaft oder nicht umsetzbar sind. Zugleich sind sie aber visuell sehr ansprechend und bieten die Möglichkeit, ausgehend von dem Pflanzbild einen Plan zu erstellen.

Zu bedenken ist auch der immense Energieverbrauch von KI. Denn die riesengroßen Datenmengen, die zur Nutzung der Technologie gespeichert werden müssen, verbrauchen sehr viel Serverplatz, was nicht sehr klimafreundlich ist.


KI kann verbessern, aber nicht ersetzen

Fest steht, dass es wichtig ist, sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz zu beschäftigen. Denn obwohl die Technologie – wie andere Technologien auch – die Landschaftsarchitektur nicht allein übernehmen kann, bietet sie viele spannende Möglichkeiten. Dabei ist im Blick zu behalten, dass KI-Softwares für die insgesamt kleine Disziplin der Landschaftsarchitektur im Vergleich zu anderen Disziplinen weniger trainiert und entwickelt wird.

Ob KI-optimierte CO2-reduzierte Betonmischungen, die automatisierte Auswertung von Kunden- und Nutzerrezensionen, Luftbild-Analysen, Preisstrategien oder die Identifizierung von schädlichen Pflanzen und Müll auf Drohnenbildern, die Technologie kann kreative Prozesse unterstützen. Dabei bleibt der Bedarf für menschliche Leistungen wie Spontanität, Genialität, Intuition, künstlerisch-schöpferische Fähigkeiten oder die Einfühlung in Bauherrenwünsche. KI kann die Landschaftsarchitektur verbessern, aber nicht übernehmen.

 

Weiterlesen: Eine weitere recht neue Technologie, die in der Stadtentwicklung bereits eine große Rolle spielt, ist die Augment Reality.

Scroll to Top