21.04.2025

Projekt

Bauchplan ).(: Landauer Ostpark

Ursprünglich ein vernachlässigter Teil der Vauban-Festung, wurde der Ostpark in Landau durch die Sanierung zu einem lebendigen Erholungsraum, in dem historische Relikte wie die wieder begehbare Aussichtskanzel der Festungsmauer jetzt eine faszinierende Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart schaffen. © David Riek

Verfallene Ecken, mangelnde Beleuchtung und ein eutrophierter Weiher – das waren die traurigen Markenzeichen eines ehemals bedeutenden Parks in Landau. Lange ignoriert, schien eine grundlegende Verbesserung kaum denkbar. Doch durch eine gezielte Sanierung und aktive Bürgerbeteiligung wandelte sich das Bild. Im Folgenden stellt das Büro bauchplan ).( sein Projekt in Landau in einer Projektvorstellung selbst vor. Wie aus dem vernachlässigten Areal ein lebendiger Ort der Erholung und Gemeinschaft wurde, erfahren Sie hier.


Vom Schattendasein zum pulsierenden Naherholungsort

Der Ostpark in Landau in der Pfalz führte als Überbleibsel der Vauban-Festung trotz Innenstadtnähe lange Jahre ein Schattendasein: neben einem jährlichen Fischsterben aufgrund des eutrophierten Schwanenweihers, waren Drogen- und Alkoholprobleme neben fehlendem Angebot für junge Nutzer*innengruppen, unzureichende Beleuchtung und Wegeführungen sowie fehlende Aufenthaltsmöglichkeiten und schlecht erhaltene historische Relikte wesentliche Problemstellungen zu Beginn der Sanierungsmaßnahme, die im Rahmen der Bundesförderprogramm „soziale Integration im Quartier“ durchgeführt wurden.


Neue Attraktionen und Beteiligung der Bürger

Begleitet von zahlreichen Beteiligungsformaten wie geführten Spaziergängen, Workshops bis hin zum moderierten Eigenbau der Spielgeräte stehen den Nutzer*innen nach der Sanierung Informationsrundweg, zwei Laufstrecken, ein Wasser- und Kinderspielplatz, Fitness-Wasserräder, 50 Laufmeter neue Sitzmöglichkeiten, Liegedecks am Wasser und eine neue Calisthenics-Anlage zur Verfügung.

Der Park bietet nun zahlreiche Angebote für Familien mit Kleinkindern, darunter ein neuer Kinderspielplatz, Picknickzonen und sichere Aufenthaltsmöglichkeiten – ein Ort der Erholung für alle Generationen. © David Riek
© David Riek

Begegnungsort für Bewegung und Gemeinschaft

Als zentrales Naherholungsgebiet der östlichen Innenstadt von Landau galt es der Nachbarschaft ein attraktives Angebot für Bewegung und gesellschaftliche Zusammenkünfte zu machen. Großzügig gestaltete Uferzonen zum Picknicken sowie zahlreiche Sitzgelegenheiten entlang des Weihers laden dazu ein. Gewisse Angstzonen des Parks, die im partizipativen Verfahren erörtert wurden, konnten dadurch bewusst entschärft werden. Um auch in den Abendstunden das subjektive Sicherheitsgefühl zu steigern, wurde die nächtliche Beleuchtung verbessert und auch die Sitzbereiche durch horizontale Lichtbänder ergänzt. Eine erhöhte Frequenz von Besucher*innen erhöht prinzipiell die Attraktivität und das Sicherheitsgefühl bei der Parkbenutzung sowohl in den Abend- als auch in den Tagstunden. Eine große potentielle Nutzer*innengruppe sind Familien mit Kleinkindern aus allen gesellschaftlichen Bereichen, weshalb auch dem Kinderspiel ein gewichtiger Platz eingeräumt wurde. Mit dem Calisthenics-Park soll auch für Jugendliche ein Ort der Aneignung geschaffen werden.


Integration von Alt und Neu

Mit behutsamen Eingriffen unter Berücksichtigung der gewachsenen und historischen Zeitschichten wurden neue Angebote für zeitgemäße Nutzungen geschaffen, so dass der Park künftig seinen vielfältigen sozialen, ökologischen, wie klimatischen Anforderungen gerecht werden kann. Die wieder begehbare Aussichtskanzel, ein Vauban-Relikt der historischen Festungsmauer sowie zahlreiche historische Spuren ergänzen den zentralen Stadtpark.


Schwanenweiher als Herzstück

Die umfangreiche Gewässersanierung (Problemerfassung über Sohlbegehungen, Wasseruntersuchungen, Zulauf- und Abflussproben, Abfischen, Sömmerung, Eintiefung, Abdichtung mit natürlichen Baustoffen, Anlegen von Wasserfilterzonen in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, Sanierung der historischen Ufereinfassungen und Neubesatz mit heimischen Fischarten, verbunden mit einer laufenden Aufklärung bezüglich Zufütterung) brachte das historische Spiegelbild der angrenzenden Festhalle zurück in die Wahrnehmung der Landauer Bevölkerung und ein neues Gleichgewicht für den Schwanenweiher als Flutkessel der prägenden Festungsanlagen.

© David Riek
Neue Installationen wie ein interaktiver Wasserspielplatz, Laufstrecken und ein Calisthenics-Park erweitern das Angebot und machen den Ostpark zu einem lebendigen Ort für sportliche und soziale Aktivitäten. © David Riek
© David Riek
© David Riek

Ein Park voller Leben und symbolischer Bedeutung

Die geleitete „Kesselrunde“ vermittelt historische Informationen und schafft auf spielerische Weise Anreize für Bewegung. Die bewusst offen gestalteten Freiflächen laden zu diverser Nutzung und ergänzen das geschaffene Bewegungsangebot mit größtmöglicher Multifunktionalität. Das belebte Stadtgrün sowie das sanierte Gewässer stehen symbolisch für Gesundheit und Fitness im urbanen Kontext. Die Schaffung von zusätzlichen Spielplätzen, Freiluft-Sportmöglichkeiten, einem interaktiven Wasserspiel sowie das integrierte Leitsystem durch den Park führt zu neuen Synergien, die zum einen den Park attraktiver machen, zum anderen durch die höhere Frequenz an Besucher*innen sicherer erscheinen lassen.


Eine nachhaltige Vision für die Zukunft

Organisierte Stadtspaziergänge und niederschwellige Beteiligungsformate ermöglichten es, sich vorsichtig an die Bedürfnisse der Nachbarschaft heranzutasten. Durch die Miteinbeziehung des angrenzenden Gymnasiums bei der dekorativen Gestaltung der Spielstätte konnte auch die Identifikation der Jungen mit dem Park gefördert werden. Nicht zuletzt der fast gänzlich erhaltene Baumbestand, die zusätzliche Baum-und Strauchpflanzung sowie die ökologisch-vegetativen Uferzonen verwandeln den Park in eine veritable stadtklimatische Oase.

Weiterlesen: In der G+L 09/24 stellen wir 54 Stadtoasen aus fünf Ländern vor. Das Heft ist im Shop erhältlich. Weiter grüne Oasen sind hier zu entdecken.

Weiterlesen über den Baukulturbericht 2024/25 zum Thema „Infrastrukturen“.

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