09.01.2022

Aktuelles

Landesgartenschau Bad Gandersheim verschoben

Übersichtsplan der Landesgartenschau in Bad Gandersheim

Übersichtsplan der Landesgartenschau in Bad Gandersheim (Visualisierung: nsp schonhoff schadzek depenbrock landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB)

Der Blick auf das Jahr 2022 besorgt viele – auch die Geschäftsführung der Landesgartenschau in Bad Gandersheim. Nun beschloss Stadtrat und Kreistag, die Veranstaltung um ein Jahr zu verschieben. Denn die Pandemie-Situation erlaube keine seriöse Planung.

Der Aufsichtsrat der Landesgartenschau Bad Gandersheim gGmbH kam im November 2021 zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen. Es gab nur einen Punkt auf der Tagesordnung: die Verschiebung der Landesgartenschau in Bad Gandersheim, die im nächsten Jahr stattfinden sollte. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Pandemie, sei die Landesgartenschau 2022 nicht planbar. Dabei geht es nicht nur um die Einschränkungen für Besuchsgruppen und Veranstaltungen, die während der Gartenschau auftauchen könnten.

Übersichtsplan der Landesgartenschau in Bad Gandersheim
Übersichtsplan der Landesgartenschau in Bad Gandersheim: Die Pläne sind teils umgesetzt. Eröffnung des Geländes findet jedoch voraussichtlich 2023 und nicht wie geplant in diesem Jahr statt (Visualisierung: nsp schonhoff schadzek depenbrock landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB)

„Wir haben jetzt die notwendige Planungssicherheit, um die LAGA zum Erfolg zu führen“

Schon im Vorlauf machen Corona bedingte Engpässe zum Beispiel bei der Beschaffung von Material und im Bereich Personal von Dienstleister*innen eine seriöse Vorbereitung unmöglich. Aber natürlich wird auch befürchtet, dass das Geschäft mit Gruppenreisen betroffen sein wird. „Im LAGA-Räderwerk ist die Fertigstellung des Geländes eines von vielen Zahnrädern, wenn auch ein Großes. Die Pandemie erschwert die Durchführung aber auch an weniger offensichtlichen Stellen. So sind derzeit große Tourismusmessen, auf denen üblicherweise Landesgartenschauen beworben und Verträge abgeschlossen werden, auf unbestimmte Zeit abgesagt. Die Busreiseunternehmen, die für den wirtschaftlichen Erfolg eine entscheidende Rolle spielen, befanden sich schon vor Wochen in einer ungewissen Situation – und da war Omikron noch unbekannt“,  so Ursula Stecker, zweite Geschäftsführerin der Landesgartenschau Bad Gandersheim.

Die Empfehlung zur Verschiebung der Geschäftsführung hing auch mit der neuen Corona-Verordnung in Niedersachsen zusammen. Seit dem 08. Dezember 2021 befindet sich die Region wieder in einer epidemischen Lage. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Vorbereitungen der Landesgartenschau in Bad Gandersheim. In den letzten Wochen prüfte deswegen die Geschäftsführung mögliche Szenarien für eine Verschiebung. Der Rat der Stadt Bad Gandersheim stimmte nun Ende Dezember für die Empfehlung und einen neuen Veranstaltungszeitraum vom 14. April bis 15. Oktober 2023.

Bürgermeisterin Franziska Schwarz sprach von schwierigen Wochen: „Es war schon ein Schock, den es erstmal zu verkraften galt, als die Geschäftsführung im November die Verschiebung empfahl. Alle Beteiligten haben in den vergangenen Wochen intensiv gearbeitet, um die bestmögliche Lösung zu finden. Ich bin sehr erleichtert, dass die Gremien der Empfehlung gefolgt sind. Wir haben jetzt die notwendige Planungssicherheit, um die LAGA zum Erfolg zu führen. Die beschlossene Lösung bedeutet für Stadt, Landkreis und das Land Niedersachsen Mehrkosten. Sie ist aber zugleich die einzige, die auch den von Anfang an angestrebten Effekt für die Region erzielen kann.“

Baufortschritte und Lieferengpässe

Trotz der Verschiebung um ein Jahr sind die Baufortschritte auf allen Flächen deutlich sichtbar. So sind einige Geländeteile wie zum Beispiel der Gabionenhang, die Wege im Auepark und die Gande-Promenade im Kurpark beinahe fertig. Im späten Herbst sind bereits 30 000 Stauden und 60 000 Zwiebeln in den Boden gepflanzt worden. Dieser Fortschritt ist gelungen, obwohl erhebliche Lieferengpässe zum Alltag gehörten.

Vor allem bei Material und da kommt es insbesondere beim Holz zu Einschränkungen, die den Ausbau der Blumenhalle, den Bau mehrerer Brücken sowie den des Pavillons der Regionen verzögern. Neben Problemen in der Waldwirtschaft sind es auch Corona-Schutzmaßnahmen wie 3G, 2G und Quarantäne, die bei Auftragnehmer*innen und Dienstleister*innen für Engpässe beim Personal im Handwerk sorgen. In der Folge treten deutliche Kostensteigerungen und ergebnislos verlaufende Ausschreibungen auf. Das erschwert die weitere Entwicklung der Landesgartenschau im niedersächsischen Bad Gandersheim enorm. Und vor dem Hintergrund der rasanten Corona-Entwicklung sind auch Zeitpläne nicht mehr einzuhalten. Es ist schon jetzt absehbar, dass sich Engpässe bei Personal und Material weiter verschärfen werden.

Kartenvorverkauf

Eigentlich war geplant, dass der Kartenvorverkauf für die Landesgartenschau in Bad Gandersheim im Dezember 2021 startete. Da es unseriös gewesen wäre, Karten für den Frühsommer zu verkaufen, war die Geschäftsführung der Landesgartenschau im November in der Pflicht auf die Bremse zu treten. Nach Überprüfung verschiedener Möglichkeiten sprach die Geschäftsführung nun die Empfehlung aus, die Veranstaltung zu verschieben. Anstelle von 2022 sollen die Besucher*innen nun 2023 nach Bad Gandersheim kommen.

Eine Alternative wäre gewesen, am ursprünglichen Datum festzuhalten. Dann hätte das Programm der Landesgartenschau eingeschränkt werden müssen. Eine andere Option war, die Eröffnung um einige Wochen zu verlegen, wie es einige Landesgartenschauen 2021 machten. Hätte die Schau in Bad Gandersheim verspätet gestartet, stand ihre Verlängerung bis Ende Oktober zur Diskussion. Natürlich wäre auch eine vollständige Absage eine Option gewesen.

4,7 Millionen Euro an Mehrkosten

Die Entscheidung über die Verschiebung der Landesgartenschau in Bad Gandersheim konnte nicht allein die Geschäftsführung fällen. Nach einer mehrstündigen Sitzung informierte sie zunächst den Aufsichtsrat. Im direkten Anschluss fand eine weitere Veranstaltung statt. An der nahmen die Mitglieder des Rats der Stadt Bad Gandersheim und des Kreistags teil. Die abschließende Entscheidung für eine Verlängerung fällten nach einer öffentlichen Debatte die politischen Gremien Rat und Kreistag Ende des Jahres 2021. Mit der Entscheidung ist ein Mehraufwand von insgesamt 4,7 Millionen Euro verbunden, für die das Land Niedersachsen mit drei Millionen sowie Landkreis und Stadt mit jeweils 850 000 Euro aufkommen werden.

Zusätzlich stimmte der Kreistag für die Einrichtung einer Stabsstelle bei der Kreis-Baudezernentin Julia Gottlieb. Sie soll den Aufsichtsrat der Landesgartenschau zukünftig beraten. Außerdem wird der niedersächsische Landkreis eine auf zwei Jahre befristete Stelle zur touristischen Vermarktung der Landesgartenschau und zum Aufbau eines touristischen Netzwerkes schaffen.

Verlängerung ja, aber wie geht es weiter?

Bei der Abwägung der Möglichkeiten und Einschränkungen steht in Bad Gandersheim immer im Vordergrund, dass die Landesgartenschau die bestmögliche Strahlkraft und Aufmerksamkeit für die Stadt Bad Gandersheim, den Landkreis Northeim und die ganze Region Südniedersachsen erzielen soll. „Das kann nur gelingen, wenn die LAGA in ihrem geplanten Umfang mit allen Attraktionen stattfindet – und dieser Effekt lässt sich mit der Verschiebung am sichersten erreichen“, so die beiden Geschäftsführer.

Mit der Verschiebung ergeben sich neue Fragen, die die Beteiligten zeitnah klären müssen. Zum Beispiel müssen rund 1 500 Verträge mit Förder*innen, Sponsor*innen, Partner*innen und Künstler*innen neu abgestimmt oder neu verhandelt werden. Die Geschäftsführung ist zudem in Gesprächen mit den Verantwortlichen der Landesgartenschau im benachbarten Höxter, die auch für das Jahr 2023 geplant ist. Trotz den neuen Herausforderungen gibt es aber auch ein paar Vorteile: die Landesgartenschau 2023 verlängert sich um sechs Tage und die Bepflanzung wird in einem guten Jahr auch üppiger ausfallen.

Landesgartenschauen? Alles, was Sie über die Finanzierung, Nachnutzung und die länderbezogenen Unterschiede wissen müssen, lesen Sie hier.

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