05.05.2021

Projekt

Landesgartenschau Ingolstadt

Foto: Matthias Därr

Das Gebiet der Landesgartenschau Ingolstadt 2020 erstreckt sich über 23 Hektar. Vormals war das Areal hauptsächlich landwirtschaftlich genutzte Fläche im Nordwesten der Stadt. Im Westen grenzt das Einkaufszentrum Westpark, im Osten das Werksgelände von Audi und im Südosten das Piusviertel an den neuen Landschaftspark. Mit seinem Konzept „Zwischen Industrie, Kultur und Landschaft“ hatte das Büro Därr Landschaftsarchitekten aus Halle an der Saale im Jahr 2014 den Wettbewerb für sich entschieden. Wir blicken zurück auf 166 Tage Landesgartenschau Ingolstadt und stellen das landschaftsplanerische Konzept vor, dass augenscheinlich funktioniert hat: Bei bei ihrer Beendigung konnte die Landesgartenschau Ingolstadt insgesamt über 380 000 Besucher*innen zählen.

Ingolstadt Gelände, Foto: Horst Schalles
Ingolstadt Landschaftssee, Foto: Horst Schalles

Landesgartenschau Ingolstadt 2020 – in a nutshell

Geplant für 2020, fand die Landesgartenschau Ingolstadt coronabedingt ein Jahr verspätet, 2021, statt. Die Landesgartenschau Ingolstadt öffnete ihre Tore am 23. April 2021. Sie zählte nach 166 Tagen am Tag ihres offiziellen Endes, dem 3. Oktober 2021, insgesamt über 380 000 Besucher*innen. Bei einer feierlichen Abschlusszeremonie übergab Ingolstadts Bürgermeisterin Dr. Dorothea Deneke-Stoll die Gartenschaufahne an Dr. Olaf Heinrich, Bürgermeister der Stadt Freyung. Hier wird im Jahr 2023 folglich die nächste bayerische Landesgartenschau stattfinden.

Insgesamt bewerten die Veranstalter*innen die Landesgartenschau Ingolstadt als Erfolg. An die 380 000 Besucher*innen verkaufte die Landesgartenschau Ingolstadt rund 15 000 Dauer- und 280 000 Tageskarten. Für das landschaftsplanerische Konzept der Landesgartenschau Ingolstadt zeichnete sich Därr Landschaftsarchitekten aus Halle an der Saale verantwortlich. Mit dem Ende der Landesgartenschau Ingolstadt beginnen nun laut offizieller Stelle „umfangreiche Rückbauarbeiten der temporären Ausstellungsbeiträge“. Als Dauerparkanlage sollen der einerseits Landschaftssee, Wasserspielplatz, Spielhügel, Piussteg, die Wasser- sowie andererseits die Partnerstadtgärten bestehen bleiben. Aktuell geplant ist, dass das Gelände ab Frühjahr 2022 von der Öffentlichkeit als frei zugänglicher Park genutzt werden kann.

Landesgartenschau Ingolstadt in Zahlen

Planung Daueranlage/Ausstellungskonzept: Därr Landschaftsarchitekten, Halle an der Saale
Planung Piussteg: sbp (Schlaich, Bergermann, Partner), Stuttgart
Rahmendaten: 23. April bis 3. Oktober 2021
Kosten: 21 Millionen Euro, abzüglich 6 Millionen Euro Förderungen (Quelle: Wikipedia)
Besucher*innen: 380 000 Personen
Verkaufte Tickets: 15 000 Dauer und 280 000 Tageskarten
Maskottchen: kugelrunder Feldhamster mit dem Namen Fips

Das Landschaftsplanerische Konzept

Im Wesentlichen ging es für Därr Landschaftsarchitekten bei der Idee für das Landesgartenschaugelände Ingolstadt darum, an den vom starken Wachstum durch Wohnen und Gewerbe ausgefransten Stadträndern Ingolstadts ein neues Naherholungsgebiet als Teil des zweiten Grünrings zu schaffen. Gleichzeitig verbindet es mit seinem Wegesystem überregionale Radverbindungen. Es versorgt also künftig die Menschen der angrenzenden Viertel mit Landschaftserlebnissen. Dazu kommen die künftigen Bewohner*innen einerseits östlich des Südgeländes und am Westpark geplanter Wohnungen sowie andererseits die Belegschaften der angrenzenden Gewerbeparks. Wesentliche Voraussetzung dafür ist außerdem der neu errichtete Piussteg. Er ermöglicht es Fußgänger*innen und Radfahrer*innen nun, die am Ostrand des Parks gelegene, vielbefahrene Hans-Stuck-Straße gefahrlos zu überqueren.

Materialwahl: Ortbeton und Betonfertigteile

Für die Gestaltung des Parks griffen Därr Landschaftsarchitekten das Thema der kleinteiligen Agrarwirtschaft im urbanen Kontext auf. Klare, geradlinige Achsen und Kristallstrukturen auf dem Entwurfsplan schreiben die anthropogene, landwirtschaftliche Prägung des Areals konsequent fort. Das zeigt sich auch in der Materialwahl: Für Plätze und Wassergärten kommen sowohl Ortbeton als auch Betonfertigteile zum Einsatz. Bei den Wegeoberflächen ist es Asphalt – wegen der künftig wieder stattfindenden landwirtschaftlichen Nutzung.

Wasser für Landesgartenschaugelände Ingolstadt

Ingolstadt Landschaftssee, Foto: Matthias Därr
Ingolstadt Landschaftssee, Foto: Matthias Därr
Ingoldstadt Wassergärten, Foto: HD-Photography
Ingolstadt Wassergärten, Foto: HD-Photography
Ingolstadt Wasserspielplatz Kleinkindbereich, Foto: HD-Photography

Tektonische Platten als Idee

Auch der im Wettbewerbsprogramm vorgesehene, 5 500 Quadratmeter große Landschaftssee ist, zusammen mit Wassergärten und Wasserspielplatz, mit Betonkanten gefasst. Er versucht außerdem nicht die Illusion von Natürlichkeit zu erwecken. Die ursprüngliche Idee das Wasser aus einer Quelle des Lohgrabens zu entnehmen, erwies sich aber als nicht umsetzbar. Daher werden die Wasserkörper nun von Grundwasser gespeist. In den Wassergärten gibt es Trittsteine und eine Furt zu durchschreiten. Der 3 200 Quadratmeter große Wasserspielplatz bietet erstens Wasserkanonen und Taue sowie zweitens Gleitflächen und Kletterelemente. Nicht alltäglich: Teils können auch Rollstuhlfahrer*innen die Wasserspiele nutzen. Überhaupt war eine möglichst barrierefreie Ausgestaltung des Geländes den Landschaftsarchitekt*innen ein besonderes Anliegen.

Mit dem Aushub für die Wasserlandschaft erhielt das laut Landschaftsarchitekt Matthias Därr vormals „brettebene Gelände“ ein paar topografische Reize. Die gestalterische Idee dahinter ist, dass die sich in die Landschaft ausdehnende Stadt das Parkgelände durch ihren Druck aufwölbt, ähnlich wie tektonische Platten, die aneinanderstoßen. Gegen das Güterverkehrszentrum und Einkaufszentrum im Westen wurde zum Beispiel ein mit Bäumen bepflanzter Lärmschutzwall aufgeschüttet. Ganz im Norden, vom an der Hans-Stuck-Straße befindlichen Spielhügel, bieten sich nicht nur den Kleinen nun ungewohnte Ausblicke über das ganze Gelände. Diese reichen sogar bis zu den ein ganzes Stück südlich des Landschaftsparks gelegenen Donauauen.

Landwirtschaft als Inspiration

Landwirtschaft, Foto: Matthias Därr
Wiese, Foto: Matthias Därr

Gemeinschaftlich Gemüse anbauen

„Mit der Geländemodellierung und der Aussaat von artenreichen Wiesen hat sich neben der Flora auch die Biodiversität der Fauna schon während der Bauphase merklich erhöht“, erinnert sich Därr. Ins Gelände integriert sind zudem Ausgleichsflächen. Sie waren als Kompensation beim Bau des Einkaufszentrums Westpark nötig. Im Gartenschaujahr 2021 dienen sie als Anschauungsflächen, um den Besucher*innen näherzubringen, welchen Zweck sie erfüllen und nach welchen Gesichtspunkten sie angelegt sind. Ähnlich ist der erlebnispädagogische Hintergrund von 54 Parzellen zum Thema ökologische Landwirtschaft. Unter dem Titel „Inspiration Landwirtschaft“ wird auf einer weiteren Fläche außerdem die heutige und künftige Bewirtschaftung von Agrarland präsentiert.

Das ist also für die gut 136 000 Ingolstädter*innen besonders spannend. Denn nach der Gartenschau wird auf mehreren Parzellen des Parks wieder Landwirtschaft betrieben werden. Wie das im städtischen Kontext nach der Schau stattfinden kann, wird auch Matthias Därr gespannt verfolgen. Doch auch die Bürger*innen haben Gelegenheit als Gartenbauer*innen aktiv zu werden: Mit den „Krautgärten“ entstanden Gartenparzellen, in denen die Ingolstädter*innen gemeinschaftlich Gemüse anbauen können – wenn sich dafür eine Lösung findet, auch nach der Gartenschau. Außerdem bleiben ihnen knapp 2,5 Hektar Rasenfläche zum Liegen, Spielen und Toben.

Zwischenbilanz Landesgartenschau Ingolstadt

Ob das Konzept der Landesgartenschau Ingolstadt funktioniert? Die Zwischenbilanz, die die LGS Ende Juli 2021 zu ihrer Halbzeit zog, sagte: Ja! In den 99 Tagen seit ihrer Eröffnung am 21. April 2021 konnte sie insgesamt rund 175 000 Besucher*innen verzeichnen. Dazu beigetragen habe, dass in der Zeit die obligatorische Besucher*innenanmeldung weggefallen und dass die Besucher*innenobergrenze auf 8 000 Personen angehoben worden sei. Die LGS trumpft mit weiteren Fakten auf: Der besucher*innenstärkste Tag habe insgesamt 5 500 Besucher*innen angezogen. Wie zu erwarten, kämen die meisten davon aus der Region, aber es reisten auch Personen aus ganz Deutschland an, um sich die Landesgartenschau Ingolstadt anzuschauen. Besonders aber freut sich Ingolstadts Oberbürgermeister Dr. Christian Scharpf darüber, dass die Gartenschaubesucher*innen positives Feedback geben – und die Gartenschau annehmen.

Video zur Landesgartenschau in Ingolstadt:

 

Mehr Informationen finden Sie auf der Webseite.

Alles zur digitalen Eröffnungsfeier der Landesgartenschau Ingolstadt lesen Sie hier.

Hier finden Sie außerdem Beiträge zur Landesgartenschau Kamp-Lintfort  und zur Landesgartenschau Überlingen.

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