28.08.2024

Gesellschaft

Landesgartenschau Penzberg 2028 abgesagt

Am Bahnbogen von Penzberg sollte für die Landesgartenschau 2028 in Penzberg eine Gleiswildnis entstehen. Copyright: GRIEGER HARZER DVORAK / pikka pekkane

Die bayerische Stadt Penzberg sollte eigentlich die Landesgartenschau 2028 ausrichten. Dafür gab es bereits einen Gesamtplan des Berliner Büros Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten, der aus dem Wettbewerb hervorgegangen war. Nun musste die Stadt die Landesgartenschau jedoch aus finanziellen Gründen absagen.

Das Motto des Siegerentwurfs für die Landesgartenschau 2028 in Penzberg lautete „Natürlich schön: Erleben, Wertschätzen, Weiterentwickeln“. Die Planer*innen von Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten wollten entsprechend behutsam mit dem vorhandenen Grün in der Stadt umgehen. Ihr siegreicher Entwurf hatte das Ziel, Grünflächen aufzuwerten und einen naturnahen, vielfältig gegliederten Park als grüne Mitte entstehen zu lassen. Auch die Sicherung der Landschaft sollte bei der Landesgartenschau Penzberg 2028 in den Fokus treten, etwa durch den Schutz von Moor- und Feuchtlebensräumen, durch den Erhalt von Waldflächen und die Förderung von Umweltprojekten und Naturbeobachtung. Nun musste der Stadtrat jedoch die weitere Beauftragung stoppen und die Landesgartenschau absagen.


Prekäre finanzielle Lage

Schon bei der Ankündigung der Landesgartenschau in Penzberg 2028 bestanden finanzielle Zweifel. Insgesamt waren 23 Millionen Euro nötig, um das Großprojekt zustande kommen zu lassen. Diese Summe beinhaltet die Planungs- und Herstellungskosten für die Daueranlagen und den Durchführungshaushalt für die Gartenschau. Die Stadt zeigte sich vorerst zuversichtlich. Im Juni 2024 entschied der Stadtrat jedoch mit einer Mehrheit von 19:2, dass die Haushaltssituation keine Landesgartenschau ermöglicht.

Die Planungen für die Landesgartenschau 2028 liefen bereits auf Hochtouren, doch die anderen Großprojekte in der oberbayerischen Stadt fordern ihren Tribut. Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) erklärte, dass sich seit der Bewerbung 2021 die Haushaltssituation in Penzberg dramatisch verändert habe – unter anderem ging viel Budget in das neue Familienbad Piorama, das im November 2023 nach Kosten in Höhe von 33 Millionen Euro eröffnete. Auch geförderter Wohnraum mit 150 Wohnungen und die Sanierung einer Sporthalle schlugen ins Gewicht. Trotz der erhöhten Gewerbesteuer und Kita-Gebühren konnte die Stadt die fehlenden acht Millionen Euro, die abzüglich der Einnahmen und Förderungen für die Landesgartenschau fehlten, nicht aufbringen.

Fast jedes Jahr findet eine Landesgartenschau in Bayern statt. Jedoch gibt es auch für 2026 Probleme: Die Stadt Schweinfurt musste sich aus finanziellen Gründen zurückziehen. Tittmoning in Oberbayern sprang kurzfristig ein, aber nachdem sich eine Bürgerinitiative dagegen wehrte, musste sie ebenfalls absagen. Nun sieht es so aus, als ob im Jahr 2026 keine Landesgartenschau stattfinden wird. 2025 ist Furth im Wald Gastgeberin.

Der Lageplan zeigt, wie die geplanten Elemente des Landesgartenschau 2028 in Penzberg die Stadtteile miteinander in Verbindung gesetzt hätten. Copyright: GRIEGER HARZER DVORAK

Eine verpasste Chance

Penzberg hatte das geplante Großevent als „einmalige Chance“ gesehen. Der Entwurf von Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten hatte vorgesehen, einen vielfältig gegliederten Freiraum als grünes Netz zu schaffen, inklusive urbaner Wildnis und Bachmeile. Davon hätten alle Generationen profitiert, so Bürgermeister Korpan. Denn sie hätten eine bessere Wohn- und Lebensqualität erhalten.

Der Wettbewerb zur Gestaltung der Landesgartenschau Penzberg 2028 erfreute sich großer Beliebtheit: Insgesamt neun deutsche Landschaftsarchitekturbüros nahmen an dem Wettbewerb teil. Landschaftsarchitekt Till Rehwaldt war Vorsitzender des Preisgerichts. Grieger Harzer Dvorak aus Berlin erhielten den ersten Platz, gefolgt von Planorama Landschaftsarchitektur aus Berlin und der Uniola AG aus Zürich. RMP Stephan Lenzen aus Köln erhielt einen vierten Platz und lohrer.hochrein aus München eine Anerkennung.

Der Moorerlebnisring war dazu gedacht, Feuchtlebensräume schützen und zugleich erlebbar machen. Copyright: GRIEGER HARZER DVORAK / pikka pekkane

Ein Grünes Band zwischen den Elementen der Landesgartenschau 2028

Um Penzberg gemäß der Idee hinter der Landesgartenschau „Zukunftsfest“ zu machen, lieferte das Berliner Büro Grieger Harzer Dvorak viele Ideen, die die Wohn- und Lebensqualität für die bayerische Stadt langfristig verbessern sollten. Durch die landschaftliche Einbettung des Ortes sollten sich unterschiedliche Landschaften ergeben. Der geplante Grünzug sollte diese Landschaften aufnehmen und mit zusätzlichen gärtnerischen und urbanen Elementen verknüpfen. So wäre eine ganze Parklandschaft entstanden, um die Stadtteile besser miteinander zu verschränken und die unterschiedlichen Aspekte der Landschaft zu kontrastieren.

Das Konzept vom Siegerbüro für die Landesgartenschau Penzberg 2028 sah fünf landschaftlich unterschiedliche Abschnitte vor. Im Bahnbogen sollte eine Gleiswildnis zu sehen sein, während die Bachmeile das Wasser in den Vordergrund gestellt hätte. Im Abschnitt der Urbanen Wildnis sollte es Mooreindrücke und Naturwald geben. Und am Schlossbichl sollte eine Parklandschaft entstehen. Ein zusammenhängendes Grünes Band hätte die Stadtteile und die verschiedenen Landschaften mit einer durchgängigen Promenade verknüpft.

Zudem schlugen Landschaftsarchitekt*innen vor, passende punktuelle Maßnahmen in die Landschaft zu integrieren. Dafür wären vorhandene Elemente wie der Säubach, die Säubachwiese, Moorreste, Wälder und Wiesen vorhanden geblieben, aber besser zugänglich und erlebbar gemacht. Die Promenade sollte auch Zugang zu neuen Elementen wie Gemeinschaftsgärten, Spielplätzen und besonderen Aussichtspunkten geben.

Die Renaturierung von natürlichen Flächen stand im Fokus des Entwurfs von Grieger Harzer Dvorak Landschaftsarchitekten. Copyright: GRIEGER HARZER DVORAK

„Erleben, Wertschätzen, Weiterentwickeln“

Penzberg wollte sich auch mit dem Fokus der Landesgartenschau profilieren: Anders als bei vielen vorherigen Landesgartenschauen in Bayern sollte die Sicherung der Landschaft in den Fokus rücken. Unter dem Motto „Erleben, Wertschätzen, Weiterentwickeln“ hätte die Landesgartenschau einen bleibenden Mehrwert geschaffen – und Fördermittel angezogen. Die Idee war, die Gartenschau als Einweihungsfest für die aufgewerteten Grünflächen zu nutzen.

Offen ist nun, ob die Stadt einige der Themen umsetzen wird, die im Rahmen der Landesgartenschau 2028 geplant waren. So hatte Penzberg zum Beispiel vor, die Begrünung zu intensivieren, mehr Arten- und Naturschutz zu integrieren, die Rad- und Fußgängerinfrastruktur zu ergänzen und grüne Wege auszubauen, um Naherholungsorte auch ohne Verkehr zu erreichen. Zudem sollten Überflutungs- und Hochwasserrückhaltegebiete am Säubach die Hochwassergefahr reduzieren – diese wird eine der größten Herausforderungen für die Stadt bleiben.

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert. Ursprünglich wurde davon ausgegangen, dass die Landesgartenschau 2028 in Penzberg stattfinden wird. Es bestanden bereits Zweifel zur Finanzierung, die sich leider inzwischen bestätigt haben.

 

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