04.03.2020

Porträt

“Weiß und Grün sind für mich das Nonplusultra”

keinen Modeerscheinungen zu folgen.

„Die Kunst des Gartens“. So lautete der Titel des Vortrags von Klaus Klein Ende letzten Jahres in der Seidl Villa München, veranstaltet von der DGGL LV Bayern-Süd. Hinter dem Titel verbirgt sich Roland Weber, ein deutscher Landschaftsarchitekt, der 1909 bis 1997 in Düsseldorf lebte und wirkte. Er schuf über 900 Gärten im In- und Ausland und arbeitete mit bekannten Architekten zusammen. Was ihn ausmachte und was wir von ihm lernen können? Lesen Sie selbst.

Roland Weber arbeitete eng mit Architekten zusammen.
Zu seinen Stilmitteln gehören Einfachheit und Zeitlosigkeit.
Weber definierte sich selber darüber, keinen Modeerscheinungen zu folgen.

Den Himmel in den Garten holen

Fotos: WKM  Landschaftsarchitekten, Düsseldorf.

Am Beispiel des Gartens erläuterte Klaus Klein Roland Webers Gedanken, Ansichten und Herangehensweise im Umgang mit Pflanzen und Natur, die er auch bei größeren Außenanlagen, öffentlichen Parks und Stadtentwicklungen (Stadt Wulfen) anwandte. Roland Weber war eine Künstlerpersönlichkeit, kreativ und mit klaren Vorstellungen davon „was sein sollte und nicht sein durfte“ (Klaus Klein). Er glaubte die Richtigkeit seines Entwurfes zu fühlen.

Für ihn gab es keine alternativen Planungen, sondern nur das Optimum. Alles was davon abwich, bezeichnete Roland Weber als Irrtum. So antwortete er einer Bauherrin nach einer geringfügigen Meinungsverschiedenheit: „Aber gnädige Frau, Sie wollen doch sicherlich, dass Ihr Garten so aussieht, als hätte ihn der liebe Gott gemacht.“

Inspiriert von der Landschaft des Niederrheins fand er zur „größtmöglichen Einfachheit“ seiner Gartenanlagen. Diese waren von Licht und Schatten sowie der geringen Farbigkeit verschiedener Grün- und Grautöne von Wiesen und Bäumen geprägt. Mit der Farbe weißblühender Gehölze oder weißer Tulpen setzte er Akzente. Wege und Plätze drängte er oft an den Rand seiner Gestaltungen, um den Blick frei vom Innenraum über die ungestörte Rasenfläche in die Tiefe des Gartens gleiten zu lassen. Dabei modellierte er gerne das Gelände zum Grundstücksende hin an und senkte es zum Haus hin ab, um – gleichermaßen seinem großen Vorbild Capability Brown – die räumliche Größe gleich einem Landschaftsgarten noch zu steigern.

Er zog Grünes und Gepflanztes einer unnötigen Instrumentalisierung der Freianlagen vor und vermied jede überflüssige Zeiterscheinung wie Cortenstahl oder Schotter. Manche Gärten gestaltete Roland Weber ausschließlich, dass er schnitt, entfernte, ausschaltete und die Natur ordnete. Es war ihm stets wichtig, den Himmel in den Garten zu holen. Das bewirkte er, indem er am Horizont die Mitte niedrig hielt und die Gehölze an den Seiten in die Höhe staffelte. Himmel, Bäume und Fläche sollten einen Dreiklang bilden.

Ein Vortrag wie Roland Weber ‘sche Gartenkunst

„Schönheit ist meine Welt“ war das Leitmotiv von Roland Weber, ebenso wie „Modisch war ich nie“. Neben Stille und Ruhe „zeichnen sich seine Gärten durch ausgewogene Proportionen und eine große Harmonie aus“ (Klaus Klein). Auch „Ich komme mit wenigen Pflanzen aus“ zeugt von seiner konsequenten Einstellung zu Einfachheit und Zeitlosigkeit. Zu viel Farbe im Garten fand er „unschön“. In seinem eigenen Garten philosophierte Weber über die sich öffnende Blüte im Sommer, das im Herbst auf die Rasenfläche gefallene Laub oder die Stille der Schneedecke im Winter.

So wirkte der Vortrag von Klaus Klein selbst wie Roland Weber´sche Gartenkunst. Klein führt heute das Büro von Roland Weber mit seinen Partnern Rolf Maas und Sebastian Riesop. Auch die zwei vom Büro WKM Landschaftsarchitekten ohne Weber geplanten und im Vortrag gezeigten Hausgärten lassen die Stilelemente des Weber´schen Entwerfens und Gestalten erkennen.

“Die Nuancen von Grün … Fantastisch!”

Vieles konnte man von Roland Weber und Klaus Klein als Referenten des Abends für seine eigene Arbeit lernen – die Kunst des Gartens, ästhetische Disziplin, Schönheit und Einfachheit. Manche der Anregungen ließen sich auch auf den heutigen Städtebau anwenden und altbekannte Qualitäten in die Freiflächenplanung integrieren.

„Weiß und Grün“ – sagte der große Landschaftsarchitekt des 20. Jahrhunderts, der im vergangenen Jahr 110 Jahre alt geworden wäre – „ist für mich das Nonplusultra, aber auch das Grün allein ist für mich einfach hinreißend. Die verschiedenen Nuancen von Grün… Fantastisch!“

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