Ein Ort, der Begegnungen schafft und das Miteinander neu definiert: Das „Haus der Begegnung“ in Grünwald bei München verbindet generationenübergreifendes Wohnen, soziale Dienste und vielfältige Freianlagen zu einem lebendigen Quartier. Was als visionäres Konzept im Jahr 2011 begann, hat sich zu einem einzigartigen Zentrum entwickelt, das Gemeinschaft und soziale Interaktion fördert – ganz ohne Barrieren und mit einem durchdachten Freiraumkonzept, das Menschen jeden Alters willkommen heißt. Im Folgenden stellt das Büro mahl gebhard konzepte sein Projekt selbst vor.

Begegnung und Miteinander
Mit dem „Haus der Begegnung“ ist 2018 in Grünwald bei München ein zentrales Begegnungszentrum mit einer breiten Palette an sozialen Diensten entstanden. Die Baumaßnahme ist das Ergebnis eines 2011 europaweit ausgeschriebenen, wettbewerbsähnlichen Vergabeverfahrens, aus dem Goergens + Miklautz Architekten und mahl gebhard konzepte als beauftragte Planungsbüros hervorgingen. Hierdurch wurde der gemeindliche Wunsch umgesetzt, ein leistungsfähiges und vielfältiges Angebot von teilweise bisher im Gemeindegebiet verstreuten Sozialdiensten an einem gemeinsamen Standort zu bündeln und durch generationengerechtes Wohnen zu ergänzen. Auf diese Weise wurde ein zentraler Begegnungsort aller Sozial- und Altersgruppen geschaffen, an dem sich die Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen begegnen und Synergien entstehen können.
Vernetztes Wohnen für alle Generationen
Bei dem Mehrgenerationenprojekt wurden verschiedene Einrichtungen und Angebote miteinander vernetzt: eine Wohnanlage, Sozialdienste, ein Begegnungszentrum, eine Tagespflegeinrichtung für Senioren, ein zweigruppiger Kindergarten und ein Café mit Außenbereich. So beinhaltet das Quartier sowohl Bereiche mit öffentlichen Nutzungen als auch Wohngebäude in denen Menschen mit und ohne Einschränkungen, Jung wie Alt gleichermaßen unter einem Dach leben und gemeinsam interagieren können. In der Gestaltung zeigen sich die verschiedenen Nutzungen in den unterschiedlichen Zonierungen der Außenanlagen.
Freianlagenkonzept für Vielfalt und Barrierefreiheit
Die städtebauliche Grundidee besteht darin, die vielfältigen Nutzungen in drei aufeinander folgenden, intensiv begrünten und vollständig verkehrsfreien Hofsituationen miteinander zu verbinden. Zwei gleichwertige Wohnhöfe für das Generationenwohnen sind im Osten des Grundstücks.
Eine großzügige Tiefgarage, welche sich weit in die Innenhöfe erstreckt, ermöglicht eine verkehrsfreie Gestaltung der Innenbereiche. Dadurch sind alle Abschnitte miteinander fußläufig verbunden, intensiv begrünt und parkartig angelegt. Auch im Inneren ist die Barrierefreiheit hergestellt, eines der vier Wohngebäude bietet darüber hinaus rollstuhlgerechte Wohnungen an. Das Entwurfskonzept ermöglicht, sämtlichen – teilweise auch widersprüchlichen – funktionalen und sozialen Anforderungen der heterogenen Nutzungsstruktur gerecht zu werden.
Grüne Spielbereiche
Die vom Landschaftsarchitekturbüro mahl gebhard konzepte intensiv begrünten Freianlagen verbinden mit einem differenzierten Wegenetz die gesamte Anlage. Mehrere Spielplätze für unterschiedliche Altersgruppen bereichern die Höfe. Auch Mietergärten mit schützenden Einfriedungen werden angeboten. Nebengebäude mit begrünten Dächern bieten Abstellmöglichkeiten für Müll und ausreichend Platz für Fahrräder.
Der öffentliche Hof erhält seinen besonderen Charakter durch die vielseitigen Angebote, die ihn umgeben. Das Café als Treffpunkt, der Einblick in den daneben gelegenen Kindergarten, der Brunnen, die über die Jahreszeiten stets auffälligen Pflanzungen und der große Spielbereich mit Klettergerüst beleben den Platz. Die beiden Höfe des Generationenwohnens bieten einen geschützten halb öffentlichen Raum. Die wiederkehrenden Holzelemente laden zum Liegen, Sitzen und Spielen – oder einfach zum Verweilen – ein.
Gemeinschaft und Interaktion
Das Herzstück bildet die großzügige Platzfläche mit Wasserbecken und üppigen Staudenpflanzungen, die rund ums Jahr abwechslungsreiche Akzente setzten. Die Platzfläche lädt zum Verweilen ein und bietet Platz für den möblierten Außenbereich des angrenzenden Cafés. In direkter Nähe befindet sich ein abwechslungsreicher Spielplatz mit Kletteranlage und der Außenbereich des Kindergartens. Die gesamten Außenanlagen wurden – mit Ausnahme des Kindergartens und der gemeinschaftlich nutzbaren Mietergärten – offen und ohne Einfriedungen gestaltet.
Die beiden großzügigen Höfe rufen förmlich zum gemeinsamen Miteinander auf. Aufwändig gestaltete Holzdecks und verschiedene Bänke bieten Sitzmöglichkeiten entlang der zentralen Wegeachse. Jeder Hof erhielt außerdem einen individuell gestalteten Spielbereich und abgetrennte Mietergärten, in denen die Bewohner kleine Gartenparzellen mit Obst und Gemüse bepflanzen und somit das Miteinander stärken und genießen können. Die gesamte Gestaltung der Freianlagen wurde darauf ausgelegt, die Kommunikation zwischen den Generationen zu fördern und das Miteinander zu stärken.
Durchdachte Wege
Geplant und begrünt wurden auch die angrenzenden Straßenräume und im Norden entstand eine doppelreihige Allee als schattiger öffentlicher Raum zum Verweilen. Damit wurde die Grundidee der Durchgängigkeit der Wegeverbindungen gestärkt und die anschließenden Straßen und Wohngebiete sowie das Gymnasium Grünwald einbezogen.
mahl gebhard konzepte
Das Büro mahl·gebhard·konzepte mit Sitz in München wurde 1986 gegründet und 2009 in eine Partnerschaftsgesellschaft mit Andrea Gebhard und Johannes Mahl-Gebhard als Geschäftsführer umfirmiert. 2022 wurden Markus Anzengruber, Johannes Kruck, Annette Pfundheller und Katrin Rismont PartnerInnen des Büros. Seither steht Johannes Mahl-Gebhard als Berater zur Verfügung. mahl·gebhard·konzepte beschäftigt 40 Mitarbeiter*innen aus den Disziplinen der Landschaftsarchitektur, Landschaftsplanung, Umweltökologie, Stadtplanung, Architektur und Urban Design.
In der Nutzung von Ansätzen, Denkweisen oder Methoden verschiedener Fachrichtungen sehen wir nicht nur die Möglichkeit, Planungen an den unterschiedlichen Bedürfnissen unserer Zeit zu orientieren, sondern auch die Chance Ökologie und Ästhetik zukunftsweisend zu verbinden. Langjährige Erfahrung, erworbene Vielseitigkeit, effiziente Arbeitsabläufe, eine klare gestalterische Sprache und realisierbare Visionen helfen uns dabei, das besondere Gesamte zu schaffen.
Landschaftsarchitektur sucht im Spannungsfeld der Planungen von Architektur, Städtebau und Infrastruktur nach neuen räumlichen Aussagen, kulturellen Eigenarten und gestalterischen Perspektiven. Hierbei ist die Rückkopplung von Landschaftsarchitektur mit den gesellschaftlichen Strukturen und zeitgenössischen Kontexten nicht nur notwendig, sondern unerlässlich.
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