26.02.2022

Aktuelles

McKinsey-Bericht: der Weg zur Netto-Null

Der Energiesektor ist einer der sieben Systeme

Der Energiesektor ist einer der sieben Systeme


Die Kosten für Netto-Null bis 2050

„The net-zero transition: What it would cost, what it could bring“ – McKinsey hat eine neue Publikation herausgebracht. In dieser definiert die Unternehmensberatung, welche Schritte Regierungen und Unternehmen jetzt gehen müssen, um die Netto-Null beim Ausstoß von Treibhausgasen zu erreichen.

Die Unternehmensberatungsfirma McKinsey hat im Januar 2022 einen Bericht mit dem Titel „The net zero transition: What it would cost, what it could bring“ veröffentlicht. Der Bericht befasst sich mit dem wirtschaftlichen Wandel, der notwendig ist, um Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Zudem geht es um die direkten und indirekten Auswirkungen, die dieser Wandel auf alle Länder und alle Wirtschaftssektoren haben würde.

Die Experten von McKinsey analysieren 69 Länder sowie diejenigen Sektoren, die etwa 85 Prozent der CO₂-Emissionen verursachen. Ihre Untersuchung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr handelt es sich um die Simulation eines möglichen, relativ geordneten Weges zu einem 1,5-Grad-Ziel. Sie verwenden das Szenario Net Zero 2050 des Network for Greening the Financial System.

Der Bericht steht auf der Webseite von McKinsey zum kostenlosen Download zur Verfügung.

McKinsey schätzt, dass die notwendigen Veränderungen in der Weltwirtschaft erheblich sein werden. Auf globaler Ebene sind etwa 9,2 Billionen USD an Ausgaben für Sachanlagen erforderlich, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Dies entspricht einem Anstieg von 3,5 Billionen USD gegenüber dem heutigen Ausgabenniveau.

Berücksichtigt man die Ausgabensteigerungen aufgrund des Einkommens- und Bevölkerungswachstums sowie die Weiterentwicklung von nationalen Netto-Null-Politiken, so würde der erforderliche Anstieg immer noch etwa 1 Billion USD pro Jahr betragen. Diese Ausgaben müssten laut McKinsey „front-loaded“ sein, was bedeutet, dass das nächste Jahrzehnt entscheidend ist und die meisten Investitionen erfordert, um in 28 Jahren Netto-Null zu erreichen.

Der Bericht untersucht die ungleichen Auswirkungen der Finanzierung von Netto-Null 2050 in den verschiedenen Ländern und Sektoren. Er weist auch auf Risiken wie die Volatilität der Energieversorgung hin. Die wichtigste Botschaft lautet jedoch, dass es eine Fülle von Möglichkeiten gibt, um das Risiko der katastrophalsten Auswirkungen des Klimawandels zu verringern.

Der Energiesektor ist einer der sieben Systeme, die laut McKinsey umgestaltet werden müssen, um die Netto-Null zu erreichen. (Foto: Andreas Gücklhorn via Unsplash)

Wandel in sieben Energie- und Landnutzungssystemen

Die McKinsey-Experten analysieren sieben Energie- und Landnutzungssysteme, die zusammen für die meisten globalen Emissionen verantwortlich sind:

Nach ihren Berechnungen müssen diese Systeme umgestaltet werden, um die Netto-Null bis 2050 zu erreichen. Zu den empfohlenen Maßnahmen gehören die Abkehr von fossilen Brennstoffen und die Umstellung auf emissionsfreie Elektrizität; die Anpassung industrieller und landwirtschaftlicher Prozesse; die Steigerung der Energieeffizienz und die Steuerung der Energienachfrage; die Einführung einer Kreislaufwirtschaft; die reduzierte Konsum CO₂-intensiver Güter; der Einsatz von Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und -speicherung sowie die Stärkung von Treibhausgassenken.

McKinsey-Bericht beschreibt wirtschaftlichen Wandel

Im Szenario des Netto-Null-Umstiegs zeigt der McKinsey-Bericht, dass sich die weltweiten Ausgaben für relevante Sachanlagen zwischen 2021 und 2050 auf insgesamt 275 Billionen USD belaufen würden. Dies entspricht etwa 7,5 % des jährlichen globalen BIP, wobei der größte Anstieg zwischen 2026 und 2030 zu erwarten ist.

Die Experten versichern jedoch, dass sich auch die Nachfrage erheblich verändern wird. So würde beispielsweise die Nachfrage nach batterie- und brennstoffzellenelektrischen Fahrzeugen von 5 % der Autoverkäufe im Jahr 2020 auf 100 % im Jahr 2050 steigen.

Während sich die Stromnachfrage verdoppeln wird, würde die Produktion von sauberen Alternativen wie Wasserstoff und Biokraftstoffen um mehr als das Zehnfache steigen. Die Experten sagen auch eine Umverteilung der Arbeitsplätze voraus, wobei mehr neue Arbeitsplätze entstehen als alte wegfallen.

Ein Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele ist die Abkehr von fossilen Brennstoffen. (Foto: Har via Unsplash)

Sektoren, die einen drastischen Wandel benötigen

Der McKinsey-Bericht zeigt auf, in welchen Sektoren die drastischsten Veränderungen erforderlich sind, um den Netto-Null-Umstieg bis 2050 zu erreichen. Etwa 20 Prozent des globalen BIP entfallen auf Sektoren wie den Kohle- und Gaskraftwerkssektor und den Automobilsektor, die die größten Mengen an Treibhausgasen erzeugen.

Ein weiterer bedeutender Anteil des globalen BIP, etwa 10 Prozent, entfällt auf Sektoren mit emissionsintensiven Lieferketten, wie etwa das Baugewerbe. Der McKinsey-Bericht legt im Detail dar, was Arbeitsplatzgewinne, Arbeitsplatzverluste und Umschichtungen für jeden dieser emissionsintensiven Sektoren bedeuten würden.

Die ungleichen Auswirkungen der Dekarbonisierung

Die Dekarbonisierung der Wirtschaft sieht in jedem Land anders aus. McKinsey stellt in seinem Bericht fest, dass Länder mit niedrigem Einkommen und Produzenten fossiler Brennstoffe mehr für Sachanlagen für den Netto-Null-Umstieg ausgeben müssten als andere Länder.

Dieser ungleiche Effekt würde insbesondere Länder wie Indien, Bangladesch, Kenia und Nigeria betreffen. In diesen Ländern ist ein größerer Anteil der Arbeitsplätze, des Bruttoinlandsprodukts und des Kapitalstocks in CO₂-intensiven Sektoren angesiedelt, die am stärksten von Dekarbonisierungsmaßnahmen betroffen wären. Gleichzeitig sind diese Länder einem erhöhten physischen Risiko durch den Klimawandel ausgesetzt.

Der Bericht zeigt die ungleichen Auswirkungen und Risiken auf, weist aber auch auf die Wachstumsaussichten hin, die ein Netto-Null-Umstieg für alle Länder mit sich bringt. Dazu gehört der Fokus auf vorhandenes Naturkapital wie Sonnenschein und Wälder, aber auch die Konzentration auf technologische und menschliche Ressourcen.

Eine Umstellung auf eine Netto-Null-Energieversorgung wird komplex werden. Eine Alternative gibt es jedoch kaum. (Foto: Julian Ebert via Unsplash)

McKinsey empfiehlt Maßnahmen für Akteure

Letztendlich empfiehlt der McKinsey-Bericht Maßnahmen für alle Akteure, die von einer Netto-Null-Umstellung bis 2050 betroffen sind. Die Experten rufen klar zu überlegtem und entschlossenem Handeln auf und betonen gleichzeitig die äußerste Dringlichkeit des Übergangs zu einem Netto-Null-Energieverbrauch bis 2050.

Diese drei Kategorien von Maßnahmen werden im McKinsey-Bericht hervorgehoben:

Die wirtschaftliche Umstellung auf eine Netto-Null-Energieversorgung bis 2050 wird zwar „massiv in ihrem Ausmaß und komplex in ihrer Ausführung“ sein, doch McKinsey weist auch darauf hin, dass die Kosten und Komplikationen, die sich aus einem ungeordneten Übergang ergeben würden, viel größer und riskanter wären.

Die Botschaft ist klar: Je länger die Netto-Null-Umstellung dauert, desto teurer wird sie werden. McKinsey skizziert einen mutigen, aber notwendigen Weg, der trotz seiner Kosten und Herausforderungen viel Hoffnung und Potenzial birgt.

Auch interessant: Lesen Sie hier über die Fördergelder zur Klimaanpassung der Bundesregierung.

Vorheriger Artikel

Nächster Artikel

das könnte Ihnen auch gefallen

Scroll to Top