24.07.2019

Gesellschaft

Momentaufnahme

um zu erkennen

Eine Momentaufnahme der Landschaft – ländliches, städtisches, künstlerisches Geschehen neu betrachtet. In jeder Ausgabe der G+L präsentieren wir mit der Momentaufnahme eine überraschende, andere Perspektive auf Landschaft. Die Lieblinge der Redaktion finden Sie hier.

Was blüht denn da? – Man muss schon zweimal hinsehen, um zu erkennen, dass das, was (in) unseren Städten in Zukunft blühen könnte, keine echten Blumen sind. „Insectology“ nennt die niederländische Designerin Matilde Boelhouwer ihre Arbeit, mit der sie einerseits auf den Rückgang der Insektenpopulation aufmerksam machen und ihm gleichzeitig entgegenwirken möchte. Denn unter anderem führen Pestizide und der Wunsch der Stadtverwaltungen und Privatgartenbesitzern nach Grün, das wenig Pflegeaufwand bedarf, dazu, dass unsere Insekten immer weniger Nahrung finden. Deshalb entwickelte Boelhouwer auf Basis umfangreicher Recherchen, zusammen mit Ingenieuren und Wissenschaftlern, drei künstliche Blütentypen, die in Form und Farben an die Vorlieben der fünf wichtigsten Bestäuber-Insekten angepasst sind: Bienen und Schwebefliegen bevorzugen Asteraceae, Schmetterlinge und Falter Fabaceae, Hummeln Lamiaceae. Die künstlichen Blumen sollen nach Vorstellung Boelhouwers möglichst auf den Flächen in der Stadt „blühen“, an denen natürliche Pflanzen keine Chance haben, und den Insekten eine Nahrungsquelle – Zuckerwasser – für den Notfall bieten. (Credit: Foto: Janneke van der Pol)
Wolkenradler: Eine nebelhafte Figur gleitet durch die Stadt – umgeben von Rauch, Dunst, Seifenblasen und lauter Musik. Es ist der Künstler Martin Nothelfer von pretty bloody simple, der im Wolkenkostüm auf seinem Hochrad bis Ende Juli durch München fuhr. Zusammen mit drei Mitstreitern machte er mit der interaktiven Installation auf die mancherorts schädliche Luftqualität der Stadt aufmerksam. Denn das fahrende Kunstwerk reagiert auf seine Umwelt: Werden die Grenzwerte der Luftqualität überschritten, umgibt dichter Nebel und düstere Musik den Wolkenradler. Bei guter Luftqualität hingegen versprüht der Radler schillernde Seifenblasen, unterstrichen von heiterer Musik. Für eine Luftqualität, die auf Dauer seifenblasenwürdig ist, empfiehlt der Künstler, öfters aufs Rad zu steigen. (Credit: Christa Schiffer)
So gesehen: Trotz aller Warnungen von Meeresökologen setzt die Fischerei-Industrie weiterhin auf Aquakultur. Denn auch wenn es beim Aquafarming inzwischen ökologische Ansätze gibt, sind die Zustände vielerorts problematisch: Die Zuchtfische leiden in den zu dicht besetzten Käfigen unter Stress und sind anfällig für Krankheiten. Prophylaktisch werden sie mit Medikamenten versorgt, deren Rückstände die Umwelt belasten. Eine Perspektive, die sämtliche Problematik fast vergessen lässt, eröffnet der Fotograf Bernhard Lang in seiner Serie "Fish Farms". Aus einem Hubschrauber heraus hält er einen Fischzuchtbetrieb vor der Küste Griechenlands fest. Die Netze und Käfige sehen dabei aus wie deformierte Räder; wie abstrakte Formen aus einem kubistischen Gemälde. Während die Fischzucht aus der Vogelperspektive ästhetisch und surreal wirkt, verschwindet wiederum jegliche Ästhetik von unten betrachtet, aus der Sicht der Fische. Das Bild verdeutlicht uns: Major e longinquo reverentia – aus der Ferne betrachtet, ist alles schön. (Credit: Bernhard Lang)
Zeichen setzen: Ob schwarze Kleider bei den Golden Globe Awards oder weiße Rosen zu den Grammy Awards: Statements gegen Frauenfeindlichkeit und für die Gleichberechtigung mehren sich. Jetzt leuchten sie auch im Urban Nation Museum of Contemporary Art. Entstanden ist das Kunstwerk im Rahmen der Kampagne #wasfrauenfordern des Magazins Emotion. Dieses befragte 10 000 Frauen unter 60 Jahren zum Thema Gleichberechtigung. Das Ergebnis: 71 Prozent der Frauen empfinden keine Gleichberechtigung. Am 21. Oktober 2017 erstrahlte das Neon- Ambigramm Now-Won vor dem Berliner Reichstag zum ersten Mal. Den Zeitpunkt der Kunstinstallation wählte Mia Florentine Weiss gezielt. Es sollte die Politiker der Sondierungsgespräche daran erinnern, sich jetzt für Frauenrechte in Deutschland und weltweit zu engagieren. Anschließend fuhr ein offener Truck die Neon-Buchstaben in das Urban Nation Museum of Contemporary Art in Berlin. Dort leuchten und erinnern sie bis jetzt. (Credit: Mia Florentine Weiss)
Runder Geburtstag: 3 500 Quadratmeter Pflaster werden zu Gras. Anlässlich des 400. Geburtstags der Plaza Mayor in Madrid verwandelte der Künstler SpY im vergangenen Herbst den Hauptplatz in eine grüne Rasenfläche. Für vier Tage rollte der spanische Urban-Art Künstler eine Rasenfläche mit 70 Meter Durchmesser kreisförmig auf der Plaza aus. Das Ziel von SpYs Projekt „Grass“: Eine Freifläche in seiner Heimatstadt schaffen, die Bewohner und Stadt zusammenbringt. Das erreichte er, insgesamt besuchten 100 000 Menschen die Installation, spielten, saßen und verweilten dort. (Credit: Rubén P Bescós, SpY-urbanart.com)
Wahllos – 150 000 000 Tonnen Plastik: Derzeit schwimmt mehr Abfall in den Meeren als Wale. Als Teil der Brügger Triennale 2018 macht uns das Büro StudioKCA das mit der Kunstinstallation „Skyscraper (The Bruges Whale)“ auf alarmierende Weise bewusst: Ein Wal aus fünf Tonnen Plastikmüll erhebt sich aus dem Kanal am Jan-Van-Eyck-Platz, krümmt seinen Körper und verharrt in dieser Position. Blaues Plastik für Kopf, Flossen und Rumpf, weißes Plastik für den Bauch – von Freiwilligen an den Stränden Hawaiis zusammengesammelt. Die Botschaft des Kolosses: Wir produzieren zu viel Abfall, kaufen gedankenlos ein und werfen wahllos weg. Nach der Triennale zieht der Wal weiter. Sicher ist: Er darf nicht dorthin zurück, wo er herkommt. (Credit: StudioKCA)
Seit 1999 lädt die Mies van der Rohe Stiftung regelmäßig Künstler und Architekten dazu ein, den zur Weltausstellung 1929 in Barcelona errichteten und nach seinem Erbauer Mies van der Rohe benannten Pavillon mit temporären Interventionen zu verändern. Mit seiner Installation „Fifteen stones (Ryõan-ji)“ schuf der New Yorker Künstler Spencer Finch für zwei Monate eine Verbindung zwischen zwei seiner Lieblingsorte auf der Welt – und damit zwischen westlicher und fernöstlicher Kultur: dem Ryõan-ji Garten in Kyoto und dem Pavillon Mies van der Rohe in Barcelona. Ähnlich wie im Zen-Garten von Ryõan-ji (dort liegen die Steine auf einer nahezu gleich großen Kiesfläche aus weißem Marmor) platzierte Finch insgesamt 15 Steine so in der Wasserfläche des Pavillons, dass man, je nach Standort, immer eine andere Anordnung wahrnimmt, nie aber alle Steine gleichzeitig sieht. Seine Idee, die im September und Oktober unter anderem begleitend zur Landschaftsarchitektur-Biennale zu sehen war, fügte sich perfekt in die Architektur Mies van der Rohes ein – fast so, als hätte der Architekt selbst daran mitgewirkt. (Credit: Anna Mas)
Gold ist die Lieblingsfarbe des amerikanischen Präsidenten, der von seinem Trump Tower einen direkten Blick auf den „Gilded Cage“ am Südende des Central Parks hat. Der vergoldete Metallkäfig ist die größte Installation der Ausstellung „Good Fences Make Good Neighbors“ des Menschenrechtlers und Künstlers Ai Weiwei in New York. Mit seinen Arbeiten, die sich auf über dreihundert öffentliche Orte in fünf Stadtteilen verteilen, setzt sich Ai Weiwei mit der Flüchtlingskrise auseinander und dem dadurch verstärkten gesellschaftlichen Bedürfnis, sich abzuschalten und Mauern zu bauen. „Die Flüchtlingskrise ist eine globale, humanitäre Krise“, so Ai Weiwei bei der Eröffnung der Ausstellung. Seiner Meinung nach sollten die größten und mächtigsten Länder des Westens viel mehr Verantwortung in dieser Krise übernehmen. Vielleicht regt der Gilded Cage Donald Trump ja zum Nachdenken an? (Credit: Foto: Courtesy of Ai Weiwei Studio/Frahm & Frahm, Foto: Jason Wyche, Courtesy Public Art Fund, NY)
Grünes Herz: Der Dschungel ist zurück in der Großstadt: Das „Green Heart“, gestaltet von den Landschaftsarchitekten Gustafson Porter + Bowman, bildet die Mitte des neuen Hochhauskomplexes Marina One in Singapur von Ingehoven architects. Das Konzept lehnt sich an die natürlichen Klima- und Höhenveränderungen eines Regenwaldes an: Der dreidimensionale Garten erstreckt sich über mehrere Stockwerke. Über 350 verschiedene Baum- und Pflanzenarten sowie große, den Himmel reflektierende Wasserfläche bieten auf rund 3700 Quadratmetern einen naturnahen Aufenthaltsraum für Anwohner und Besucher und tragen dazu bei, das Mikroklima zu verbessern und die Biodiversität zu erhöhen. (Credit: HG Esch)
Spargelspitzen: Windräder bedeuten für Windpark­-Gegner oftmals eine „Verspargelung der Landschaft“. Sie sehen in ihnen eine unliebsame Störung des Landschaftsbildes. Für den deutschen Fotokünstler Ulrich Mertens sind sie dagegen ein Symbol der Hoffnung und des Fortschritts im Sinne des Klimaschutzes. Zehn Jahre lang fotografierte er für sein Kunstprojekt „Wind in Sicht – Landscape in Transition“ von den Gondeldächern moderner Windkraftanlagen Landschaften und urbane Räume, um den Wandel von der fossilen und atomaren Energiegewinnung hin zur Windenergie zu dokumentieren. In Deutschland stehen mittlerweile über 29 000 Windenergieanlagen. Sie machen einen Anteil von rund 19 Prozent der Stromproduktion aus. Die Nahaufnahmen und ungewöhnlichen Perspektiven von Windturbinen und Rotorenblättern aus dem Werk Mertens bieten jedoch eine andere Anschauungsweise. Das Naturbild spiegelt unseren gesellschaft­lichen und industriellen Wandel. Möglicherweise wandelt sich auch das Bild vom spargelartigen Windrad hin zu einem pittoresken Element – wie damals die Windmühlen in den Landschaftsgemälden. (Credit: © Ulrich Mertens)
Welle der Entrüstung: Mehrere tausend Demonstranten forderten Mitte September an der Grenze zum Hambacher Forst den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Erst seit ein paar Monaten ist der Wald westlich von Köln Rodungsgebiet für den Braunkohletagebau und schon jetzt kaum mehr als solcher wiederzuerkennen. Kein Wunder also, dass die Menschen sich wehren. Sogar die Polizei muss eingreifen. Der Kohleabbau verändert Deutschlands Landschaft. Auch im Osten des Landes, wo der Fotograf Tom Hegen einen Tagebau festhält, in dem die Höhen und Tiefen der Landschaft verschwimmen. Die Abschürfungen erinnern an eine abstrakte Welle auf einem fernen Planeten. Das Bild stammt aus Hegens »The Coal Mine Series« und findet sich in seinem Buch »HABITAT« wieder, einer Sammlung an Fotografien, die den menschlichen Einfluss auf die Landschaft abbilden. Die Bilder werfen Fragen über unsere Verantwortung für den Planeten auf und aktivieren – auf bedrückende und gleichzeitig beeindruckende Weise – zum Protest. (Credit: Tom Hegen)
Freies Territorium: Der Mensch ist fasziniert davon, komplexe Räume in klar getrennte Bereiche zu zerstückeln und dadurch kontrollierbar zu machen, so virtuell und fantasielos Grenzen auch sein mögen. „In allen Epochen gab es rücksichtslose Landnahmen [...]. Territorialverhalten ist animalisch, liegt also auch in der Natur des Homo sapiens“, so Thomas Huber, der zusammen mit seinem Künstlerkollegen Wolfgang Aichner als Münchner Künstler-Duo GÆG (Global Aesthetic Genetics) agiert. Für ihr aktuelles Projekt „Linear“ durchwanderten sie im Business-Outfit Wüsten, Prärien und Gebirge Amerikas und zeichneten dabei mit einem riesigen silberfarbenen Kugelschreiber eine Linie in die Erde. Das rechteckige Areal, das sie auf diese Weise markierten, deklarierten sie als „Freies Territorium“. Das Duo versteht es weniger als geografisches Gebilde denn als Wirkungsbereich, wie ihn Banken und große Konzerne für sich beanspruchen. Linear steht für den Versuch, die geoökonomische Ordnung neu zu definieren. Denn, so Aichner: „Staatlichkeit ist doch von gestern“. (Credit: GÆG (Global Aesthetic Genetics))
Experiment Landschaft – Über alle Grenzen hinweg: In den kanadischen Jardins de Métis/Reford Garden überwindet das Who is Who des internationalen Gartendesigns mit temporären Installationen immer wieder alle Vorstellungen der klassischen Gartenkunst. So auch Johan Selbing und Anouk Vogel, die 2013 mit „Courtesy of Nature“ die Besucher einluden, ihre Perspektive auf Natur und Landschaft zu überdenken: Mit ihrer Installation schufen sie aus einem Innenraum einen Außenraum. Seit dem Jahr 2000 kamen mehr als eine Million Besucher um die Installation des Internationalen Garten Festivals in Quebec zu bestaunen. In der neuen Publikation „Experimenting Landscapes: Testing the Limits of the Garden“ präsentiert Emily Waugh neben dem einzigartigen Pavillion von Selbing und Vogel 24 weitere, ausgewählte Projekte des Festivals. Renommierte Kritiker und Designer interpretieren in Essays altbekannte Theorien neu und veranlassen auch uns Leser, unsere Perspektive auf Landschaft neu zu überdenken. (Credit: Anouk Vogel, Johan Selbing © Studio Selva)
Baumhaus-Utopie: Wohnen auf Stelzen? Damien Assini, Student an der UCL Bartlett of Architecture, zeigt: Das geht. Für ein Studienprojekt entwickelte er das Konzept „zero carbon economy“, modulare Wohneinheiten über Normalnull mit futuristischer Optik. Als Inspirationsquelle diente ihm die Planung der Schnellfahrstrecke HS2, die London mit den Midlands verbinden und die Infrastruktur und das Land nach dem Brexit stärken soll. Von den Vorteilen der Strecke nicht überzeugt, entwarf Assini einen Gegenvorschlag, der lokalen Bedürfnissen Priorität gibt. Er wandelt die Route der HS2 in einen grünen Landstrich um, an dem entlang kohlenstofffreie Städte entstehen sollen. Die über der Landschaft schwebenden Häuser sollen der darunterliegenden Flora und Fauna wieder mehr Raum geben. (Credit: Ossip van Duivenbode/Damien Assini)
Hingucker: Unauffällig und farblich schlicht kommen die meisten Fußgängerüberwege in Europa daher. Man quert sie tagaus, tagein, ohne sie tatsächlich wahrzunehmen. Daher wagte London im vergangenen Jahr einen Versuch und ließ im Rahmen der Langzeit-Initiative „Avenue of Art“ Künstler den öffentlichen Raum entlang der Southwark Street transformieren. Ziel war es, zu beobachten, wie Alltagsinfrastrukturen von Fußgängern und Autofahrern wahrgenommen werden und wie diese auf Veränderungen reagieren. So entstand unter anderem der knallbunte, im „Tribal Pop Style“ gestaltete Fußgängerübergang der Londoner Künstlerin Camille Walala. Zu übersehen ist dieser jedenfalls nicht mehr – der tägliche Weg wird durch ihn nicht nur bunter, sondern hoffentlich auch sicherer. (Credit: Camille Walala, Walala Studio)
Liebesgrüße aus NYC: Mit 17 000 Posts pro Tag waren sie 2016 der Social-Media-Hit auf Instagram: die drei x-förmigen Skulpturen auf dem Times Square in New York City, Aber „XXX Times Square with Love“ ist mehr als nur ein Kunstprojekt; es dient auch als urbane, für den Times Square maßgeschneiderte Sitzgelegenheit. Warum? Die Inspiration für die Form lieferte den Designern des deutschen Büros J. Mayer H. der Platz selbst, da er an der Kreuzung von Broadway und Seventh Avenue liegt. (Credit: Marsha Ginsberg)
Die Regenbogenbrücke: Einmal über den Regenbogen spazieren? Wer meint, das sei nur im Traum möglich, wird im kanadischen Montreal eines besseren belehrt. In der Fußgängerzone auf der Saint-Catherine-Straße spannen sich in sechs Metern Höhe bunte Kugeln über die Menschen und deckeln die Straße mit einem farbenfrohen Baldachin. Eine selbsttragende Fußgängerabrücke, errichtet von den Architekten und Ingenieuren der Büros Architekturama und Latéral, macht die Installation "Eighteen shades of gay“ von Claude Cormier et associés begehbar. Bei Dunkelheit leuchten die Kugeln und die Brücke eröffnet einen spektakulären Blick auf einen kunterbunten Lichterfluss, der sich seinen Weg durch die Stadt bahnt. Von nun an soll die FunambOule, wie die Architekten die Brücke nennen, jährlich an einem anderen Ort errichtet werden und mit neuen Ausblicken begeistern. (Credit: James Britain Photography)
Eleganter Irrgarten: Wie Fontänen schießen unzählige weiße Stelen im Herzen der französischen Küstenstadt Montpellier aus dem Boden: eine dynamische Komposition vor historischer Kulisse. Die Schöpfer der temporären Kunstinstallation? Das Architekturkollektiv ØNA. Anlässlich des „Festival des architectures vives“ schufen die vier Architekten einen Irrgarten aus stählernen Stangen unterschiedlicher Höhe, die die Vertikalität der umgebenden historischen Säulen aufgreifen. Seit zwölf Jahren verwandelt sich die Altstadt Montpelliers jährlich für eine Woche zu einer Plattform für aufstrebende Architekten. Hier trifft Alt auf Neu, Statik auf Dynamik und Tradition auf Innovation. ØNA vermitteln mit ihrer Installation zwischen diesen Gegensätzen. Mit Erfolg: Sie gewannen die Auszeichnung „Pavillon di FAV 2017“. (Credit: Paul Kozlowski © photoarchitecture.com)
Spiel mit Licht: Tagsüber Schattenspender, nachts Lichtquelle – Die Installation im Innenhof des MoMa PS1 vom Studio Jenny Sabin ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein Beitrag zur Anpassung eines beispielhaften urbanen Raums an den Klimawandel, wenn auch ohne Grün. Die Lightweight-Struktur aus recycelten Textilien absorbiert und speichert Sonnenlicht, um es in der Dunkelheit wieder abzugeben. Zusätzlich sorgt Sprühnebel für ein angenehmes Mikroklima unter dem von wiederverwerteten Spulen getragenen Dach. (Credit: Atelier Bernard Lassus, Pablo Enriques)
Kunst mit Tiefgang: Mit einem Museum hat das Museo Atlántico nicht viel zu tun. Hier braucht es eine Taucherbrille, um genauer hinzusehen, denn die Kunstwerke befinden sich unter Wasser – vor der Küste von Lanzarote. Für das Projekt fertigte der Künstler Jason deCaires Taylor rund 300 Figuren aus umweltfreundlichen, PH-neutralem Beton an und versenkte sie in 14 Meter Tiefe. Dort werden sie in den nächsten einhundert Jahren ein künstliches Riff kreieren und das maritime Leben unterstützen. (Credit: Jason Taylor, www.jasondecairestaylor.com)
Wolke aus Plastik: Kaffee aus Pappbechern, Pakete von Online-Versandhändlern, Tiefkühlkost und Fertiggerichte: Wir Deutschen sind Meister im Produzieren von Müll. Aber nicht nur wir verbrauchen viel Verpackungsmaterial, sondern auch unsere europäischen Nachbarn. Das spanische Kreativ-Kollektiv „Basurama“ hat sich des Themas Müllverschwendung angenommen und die temporäre Kunstinstallation „Navidad en RE – REducimos, REutilizamos, REcelebramos“ geschaffen. Ziel war es auf die Unmengen an Abfall, die jährlich in der Weihnachtszeit anfallen, aufmerksam zu machen. Das Ergebnis – ein Meer aus weißen und blauen Plastikflaschen, um genauer zu sein 6 000 Stück an 75 Girlanden, überspannte um Weihnachten 2016 einen Platz im Zentrum von Barcelona. Außerdem waren Teil der Initiative zwei Workshops mit dem Titel „Du bist, was du wegwirfst“. Ob der Weckruf geglückt ist? Wer weiß. (Credit: basurama.org CCBY-NC-SA 4.0)
Mit der Landschaft verschmolzen: Der Kontext macht die Architektur, zumindest im besten Fall. Ein solcher ist das 2016 mit dem Amerikanischen Architekturpreis ausgezeichnete Wohngebäude „Mirage“ von Kois Associated Architects aus Athen. Hier ist der Name Programm: den Architekten gelingt es, durch Spiegelung der Natur das Gebäude mit der umgebenden Landschaft zu verschmelzen. Das private Wohnhaus befindet sich auf der kleinen und steinigen Kykladen-Insel Tinos in steiler Hanglage mit Blick auf das Ägäische Meer. Gestaltungselemente sind die für die Insel typischen Trockensteinmauern und Glas, das die Übergänge zwischen Gebäude und Landschaft scheinbar auflöst. Doch ist es vor allem der Infinity Pool auf dem Dach, der nahtlos in das immerwährende Blau des umgebenden Meeres und des griechischen Himmels überzugehen scheint und die darunterliegende Architektur scheinbar unsichtbar macht, Neben ihrer optischen Wirkung dient die spiegelnde Wasserfläche aber auch der Wärmeisolierung, dem Schutz vor starker Sonneneinstrahlung und Hitzedurchlässigkeit. (Bild: Mirage by Lois Associated Architects, Credit: Principle Architect: Stelios Kois, Project Leader: Nikos Patsiaouras, Design Team: Filipos Manolas, Gaby Barbas, Giannakis Konstantinos, Antriana Voutsina)

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