03.06.2025

Projekt

Nachhaltige Brückenbauweise in Baiersbronn

Die neue Holz-Beton-Verbundbrücke in Baiersbronn – ein Beispiel für nachhaltige Brückenbauweise und moderne Ingenieurskunst im Schwarzwald. Foto: ©Simon Kennedy
Die neue Holz-Beton-Verbundbrücke in Baiersbronn – ein Beispiel für nachhaltige Brückenbauweise und moderne Ingenieurskunst im Schwarzwald. Foto: ©Simon Kennedy

Mit der neuen Fuß- und Radwegbrücke über die Murg in Baiersbronn haben Moxon Architects und IB Miebach ein Bauwerk realisiert, das Funktionalität, Gestaltung und Umweltbewusstsein miteinander verbindet. Die zeitgemäße Kombination aus Holz und Beton sowie die sensible Einbindung in die Landschaft machen die Brücke zu einem wichtigen Beitrag zur Infrastruktur der Region – und zu einem zentralen Element der Landesgartenschau 2025.


Ein nachhaltiges Symbol für Baiersbronn

Die neue Brücke in Baiersbronn entstand als Ergebnis eines eingeladenen Wettbewerbs im Jahr 2021 und wurde rechtzeitig zur Vorbereitung der großflächigen Gartenschau fertiggestellt, die sich über acht Kilometer zwischen Baiersbronn und Freudenstadt erstreckt. Als zentrales Verbindungselement in der städtebaulichen Struktur stärkt sie nicht nur die innerörtliche Mobilität, sondern integriert sich harmonisch in die landschaftliche Kulisse des Murgufers. Fußgänger und Radfahrer können sich nun barrierefrei und komfortabel durch das Gartenschaugelände bewegen – ein Gewinn für Anwohner, Touristen und Veranstalter gleichermaßen.

Blick auf die neue Fuß- und Radwegbrücke in Baiersbronn mit Betonfahrbahn und auskragendem Stahlgeländer, eingebettet in die Ortsmitte am Ufer der Murg. Foto: ©Simon Kennedy
Blick auf die neue Fuß- und Radwegbrücke in Baiersbronn mit Betonfahrbahn und auskragendem Stahlgeländer, eingebettet in die Ortsmitte am Ufer der Murg. Foto: ©Simon Kennedy
Brückendeck der Baiersbronn-Brücke mit mittiger Aufweitung und Stahlgeländer. Foto: ©Simon-Kennedy
Brückendeck der Baiersbronn-Brücke mit mittiger Aufweitung und Stahlgeländer. Foto: ©Simon-Kennedy

Holz-Beton-Verbundtechnik als zukunftsweisendes Bauprinzip

Die rund 25 Meter lange und bis zu 6 Meter breite Brücke überzeugt nicht nur durch ihre elegante Formgebung, sondern auch durch ihre intelligente Materialkombination: Holz und Beton agieren hier in struktureller Symbiose. Das primäre Tragwerk besteht aus blockverleimten Brettschichtholzträgern mit abgestuftem unteren Rand – ein Design, das sowohl ästhetische als auch statische Vorteile mit sich bringt.

In einem präzise gesteuerten Fertigungsprozess wurden die gebogenen Träger zunächst im Werk über Schablonen verleimt und anschließend zur Baustelle transportiert. Dort dienten sie als permanente Schalung für die in Ortbeton ausgeführte Fahrbahnplatte, die nicht nur eine widerstandsfähige Oberfläche bietet, sondern auch als Wetterschutz für das darunterliegende Holz fungiert. Mithilfe spezieller Schubverbinder wirkt der Beton in der Druckzone der Konstruktion, während das Holz die Zugkräfte aufnimmt – eine optimale Ausnutzung der jeweiligen Materialeigenschaften.

Diese Form der nachhaltigen Brückenbauweise reduziert nicht nur den Materialeinsatz und damit die CO₂-Emissionen, sondern auch den langfristigen Wartungsaufwand.

Die Brückenkonstruktion in Seitenansicht zeigt das Zusammenspiel von Betonfahrbahn und geneigten Brettschichtholzträgern. Foto: Simon Kennedy
Die Brückenkonstruktion in Seitenansicht zeigt das Zusammenspiel von Betonfahrbahn und geneigten Brettschichtholzträgern. Foto: Simon Kennedy
Gesamtansicht der neuen Brücke in Baiersbronn mit klarem Verlauf und Einbindung in den städtebaulichen Kontext. Foto: ©Simon Kennedy
Gesamtansicht der neuen Brücke in Baiersbronn mit klarem Verlauf und Einbindung in den städtebaulichen Kontext. Foto: ©Simon Kennedy

Form folgt Funktion – und dem Fluss

Die Brücke reagiert intelligent auf ihren Standort. So neigt sich das Tragwerk nach außen, um den Aufprallwinkel von Regen zu minimieren und die Lebensdauer des Holzes zu verlängern. Gleichzeitig erlaubt die erhöhte Bauhöhe in der Mitte des Bauwerks einen flachen, barrierefreien Bogen, der über das Flussbett gespannt ist – hoch genug, um Hochwasser standzuhalten, und dennoch sanft genug, um auch mit Kinderwagen oder Rollstuhl bequem passierbar zu bleiben.

Ein weiteres gestalterisches Highlight ist die leichte Verbreiterung des Brückendecks zur Mitte hin, die den Nutzern Raum zum Verweilen und Genießen des Flusses bietet. Ein auskragendes Stahlgeländer akzentuiert diesen Moment und schafft eine visuelle Verbindung zur natürlichen Umgebung.


Nachhaltigkeit durch Wiederverwendung und Leichtbau

Ein wesentliches Merkmal des Projekts ist der ressourcenschonende Umgang mit bestehenden Strukturen. So konnten die Widerlager der früheren, nicht mehr nutzbaren Brücke erhalten und in die neue Konstruktion integriert werden. Möglich wurde dies durch das vergleichsweise geringe Eigengewicht des Holztragwerks, das statisch weniger Anforderungen an die Fundamente stellt. Diese Entscheidung trug nicht nur zur Reduzierung der Baukosten bei, sondern senkte auch den Materialverbrauch und damit den ökologischen Fußabdruck des Projekts insgesamt. Der gezielte Einsatz leichter und langlebiger Materialien ergänzt diesen Ansatz und unterstreicht die nachhaltige Ausrichtung der Planung.


Ein Modell für kommende Projekte

Nach der erfolgreichen Realisierung der Balingen-Fußgängerbrücke im Jahr 2022 ist das Projekt in Baiersbronn die zweite Brücke, die aus der Zusammenarbeit von Moxon Architects und IB Miebach hervorgeht. Beide Projekte zeigen exemplarisch, wie moderne Holzbauweise mit innovativen Techniken und klarer Gestaltung eine neue Qualität im Brückenbau schaffen kann.

Durch die Verbindung von Hightech-Fertigung, nachhaltigem Materialeinsatz und landschaftsbezogenem Design entsteht ein neuer Standard – nicht nur für ländliche Regionen in Deutschland, sondern auch als Vorbild für urbane Infrastrukturen weltweit.


Nachhaltige Brückenbauweise als Zukunftsmodell

Die Baiersbronn-Brücke ist ein Paradebeispiel dafür, wie nachhaltige Brückenbauweise in der Praxis aussieht: ressourcenschonend, langlebig, wartungsarm und gleichzeitig ein architektonisches Statement. Sie verbindet Menschen, Orte und Ideen – und macht eindrucksvoll deutlich, dass zukunftsfähiger Infrastrukturbau weder Kompromisse beim Design noch bei der Funktionalität erfordert.

Mit der Landesgartenschau 2025 im Blick, aber dem ökologischen Bewusstsein der nächsten Generation verpflichtet, steht die Brücke sinnbildlich für einen bewussteren Umgang mit Raum, Material und Natur. Sie ist kein bloßes Bauwerk, sondern ein Versprechen – für die Region, für den Klimaschutz und für das architektonische Erbe von morgen.

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