30.04.2014

Projekt

Nein zur IGA 2017 in Tempelhof

Berlin hat den Mut verloren. Der verschobene Öffnungstermin des neuen Flughafens und die dadurch bedingten unbekannten Mehrkosten lasten auf den Verantwortlichen. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit steht ob des Schlamassels beim Bau des Flughafens dermaßen in der Kritik, dass ihm sogar vorgeworfen wurde, die Berliner Modewoche zehnmal besucht zu haben, er also mehr Interesse an Style als am Flughafen zeige.
 Angesichts der schlechten Presse wollte der Regierende nun keine weitere unwägbare Baustelle aufmachen, denn zu wenig schienen die Ideen für eine Internationale Gartenbau-Ausstellung auf dem Tempelhofer Feld in der Bevölkerung akzeptiert zu werden. Vielleicht war es ein Kommunikationsproblem und es wurde nicht deutlich, was eine Gartenschau als Großerereignis für den ehemaligen Flughafen Tempelhof und die Stadt bringen könnte.

 

Vielleicht ist es der in Berlin immer stärker wahrnehmbare Trotz, gepaart mit einer Abwehrhaltung. Jede Szene möchte ihr Biotop und ihre Komfortzone behalten, Berlin als Weltstadt ist für viele kein Konzept. Manche wehren sich prinzipiell gegen alles von oben Angeordnete.
Seit dem Streit um die Stilllegung des Tempelhofer Flughafens steht diese riesige innerstädtische Freifläche unter strenger Beobachtung der Berliner, die die große Freiheit und die Weite auf dem Gelände genießen. Was sollte da eine Blumenschau? Es ist vertrackt. Auf jeder Gartenschau können sich die Besucher an Blumenmassen begeistern. Wenig Blumen, wie 2005 auf der Gartenschau in München, führen zum Eklat. Andererseit stehen die Blümchen für harmlose Gärtnerei und für ein immergleiches Spektakel. Dass da ausgerechnet in Berlin 2017 ein Glanzlicht entstehen sollte, war nicht zu vermitteln, da konnte auch die Imagebroschüre vom März des Jahres mit all den animierenden Projektionen und Visionen von Gross. Max. nichts ausrichten.

 

Stadtentwicklungssenator Michael Müller verabschiedete sich am 3. Juli von Tempelhof als Austragungsort und schlug stattdessen die Gärten der Welt in Marzahn als neuen Ort vor. Noch gibt es keinen endgültigen Beschluss. Da aber sowohl die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) wie auch die IGA Berlin 2017 GmbH Chancen am neuen Standort sehen, scheint die Sache klar zu sein: Tempelhof bekommt Veranstaltungen zur Zukunft der Stadtlandschaft und ein Dachcafé, Marzahn-Hellersdorf hat das Potenzial durch die IGA 2017 „neu über angrenzende Stadträume von Metropolen und die Nutzung und Qualifizierung dieser Zonen zwischen innerer Stadt und Umland nachzudenken“, so die Mitteilung der DBG vom 6. Juli.

Die Gartenbaugesellschaft ist außerdem überzeugt, dass sich die IGA Berlin 2017 mit einem neuen, dezentralen Konzept als eine “Maßstäbe setzende internationale Gartenschau erweisen wird”. Auch wenn dies so klingt, als wäre man froh, das schwierige Umfeld Tempelhof verlassen zu können, so könnte in der Tat an der Peripherie Berlins ein neuer Weg beschritten werden.
Nun darf der Stadtentwicklungssenator ein neues Finanzkonzept erstellen. Und alle Planer warten wohl gespannt auf die Auslobung eines Wettbewerbes für diesen dezentralen Standort mit heterogenen Aufgaben.

 

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