Zum elften Mal wurde dieses Jahr der nordrhein-westfälische Landschaftsarchitektur-Preis vergeben. Ausgelobt hatte diesen die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des bdla. Welche zwölf Projekte die Jury mit verschiedenen Preisen und Anerkennungen auszeichnete, erfahren Sie hier.
Jury trifft Wahl aus 29 Arbeiten
Drei Preise, zwei Anerkennungen, zwei Zukunftspreise sowie ein gemeinsamer Sonderpreis für fünf Einzelprojekte – so lautet die Bilanz des diesjährigen nordrhein-westfälischen Landschaftsarchitektur-Preises. Damit zeichnet der Bund Deutscher Landschaftsarchitekt*innen NRW (bdla nw) insgesamt zwölf Projekte von zehn Büros aus. Die Ehrung der Preisträger*innen fand Mitte Mai im Erich Brost-Pavillon auf Zeche Zollverein in Essen statt. Der bdla nw vergibt den Preis seit 2004 und hatten ihn mit der diesjährigen Ausgabe zum elften Mal ausgelobt.
Für den Wettbewerb konnten Büros im bdla Arbeiten einreichen, die sie in Nordrhein-Westfalen realisiert oder bearbeitetet hatten. Zum zweiten Mal konnte neben Objektplanungen auch mit konzeptionellen, grünordnerischen, landschaftsplanerischen, städtebaulichen und klimawirksamen Projekten teilgenommen werden. Die Jury traf ihre Wahl schließlich aus 29 eingereichten Arbeiten. Den Vorsitz der Jury hatte Landschaftsarchitektin Katja Benfer, Professorin an der Leibniz Universität Hannover, inne.
Platz für Stadtleben in Spenge
Die Jury würdigte insgesamt drei Projekte mit einem Preis. Darunter ist zum einen der Blücherplatz in der ostwestfälischen Kleinstadt Spenge. Das Büro Franz Reschke Landschaftsarchitektur gestaltete diesen neu. Die Planer*innen transformierten einen einstigen Verkehrsraum: Der Blücherplatz bietet nun Raum für Stadtleben und Veranstaltungen. Er ist mit Pflasterklinkerbelag, Wasserspiel, Pflanzflächen und mehr ausgestattet. Mit dem Projekt sei in Spenge ein „würdiger Platzraum“ entstanden, schreibt die Jury in ihrem Kommentar. Der Blücherplatz werde „der Rolle als Bühne [des städtischen Lebens] hervorragend gerecht“.
Wie selbstverständlich gesetzte Eingriffe in Dülmen
Zum anderen findet sich unter den drei Preisträger*innen der zentral in Dülmen gelegene Kirchplatz St. Viktor. Den Platz gestaltete das Büro Lohaus Carl Köhlmos Landschaftsarchitektur Stadtplanung um. Dabei wurden unter anderem alte Baumbestände und die ursprüngliche strahlenförmige Wegeführung einbezogen. Die Planer*innen gestalteten den Kirchplatz barrierefrei und integrierten neue Ausstattungs- und Spielelemente. Die Jury hebt bei diesem Projekt lobend hervor: Gestalterische Eingriffe seien selbstverständlich gesetzt und nähmen sich zurück. Es wirke so, als wäre der Platz schon immer so gewesen.
Kauenhof im Sinne einer Kreislaufwirtschaft neu gestaltet
Die dritte prämierte Arbeit des nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024 ist am Stadtrand Gelsenkirchens zu finden: der vom Büro Landschaftsarchitektur Vennemann umgestaltete Kauenhof auf der Neuen Zeche Westerholt. Auf dem Areal der Zeche entsteht ein Quartier für Arbeiten und Wohnen. Auf dem Kauenhof ist auch ein ehemaliges Pförtnerhäuschen zu finden. Dieses ist nun zum Kulturpavillon umfunktioniert. Bei der Neugestaltung des Kauenhofs wurden vorhandene, industrielle Materialien wiederverwendet. Dies geschah im Sinne einer Kreislaufwirtschaft. So beschreibt auch der Jurykommentar die Gestaltungsidee als „beispielgebend für künftiges ressourcenschonendes, nachhaltiges Bauen“.
Konzept für geschichtsträchtigen Ort und neue Mitte für Schulcampus
Neben den drei Preisen vergab die Jury zwei Anerkennungen im Rahmen des nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024. Davon ging eine an das Büro wbp Landschaftsarchitekten für den Sportcampus in Kreuztal. Dort transformierten die Planer*innen einen zwischen Schulen und Sporthallen gelegenen Areal in eine neue Mitte mit verschieden nutzbaren Bereichen. Dabei wurde unter anderem ein Bach wieder offengelegt. Zudem entstand eine Art grüne Arena: eine von Sitzstufen umgebene, offene Wiesenfläche.
Das bereits mit einem Preis ausgezeichnete Büro Franz Reschke erhielt des Weiteren eine Anerkennung für die Landesgartenschau 2023 in Höxter. Für diese entwickelte das Büro ein Konzept für Altstadtring, Weserbogen, Archäologischen Park und Schlossgarten. Der Jury zufolge habe er damit „eine abwechslungsreiche, aber auch verbindend gestalterische Klammer für den geschichtsträchtigen Ort an der Weser geliefert“. Damit einher gingen auch über die Landesgartenschau hinaus Perspektiven für Stadtleben und Tourismus.
Konzepte für mehr Grün in Dortmund und Herten
Darüber hinaus vergabe die Jury beim nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024 je einen Zukunftspreis an zwei Studien. Dieses Jahr konnten Teilnehmer*innen zum zweiten Mal neben realisierten auch konzeptionelle Arbeiten für den Preis einreichen.
Einer der Preise ging an das Planungsbüro dtp Landschaftsarchitekten für ihr Konzept „Der Park kommt in die Stadt!“ für die Stadt Herten. Es handelt es sich um ein Leitbild für die Entwicklung Hertens: Der Schlosspark soll mit der Innenstadt verknüpft werden, neues Grün entstehen und mehr. An Entwicklung sowie später in der Pflege soll die ganze Stadtgesellschaft beteiligt sein.
Der zweite Zukunftspreis zeichnet die Durchgrünungsplanung für Dortmund vom Büro Kienleplan aus. Anhand des Konzepts „Grüner Wall – grüne City“ soll die Stadt im Ruhrgebiet klimafit umgestaltet werden. Dafür ist vorgesehen, den Anteil der Grünflächen in Dortmund zu erhöhen. Die Planung biete Politik und Verwaltung einen Handlungsleitfaden an, der auf Fakten und Kalkulationen aufgebaut sei, urteilte die Jury. So würden belastbar und berechenbar Problemlagen sowie mögliche Lösungsstrategien aufgezeigt – „der ‚wissenschaftliche‘ Weg zur Klimaanpassung“, so die Jury.
Einheitliche Strategie für fünf Parks
Ein erstmalig im Rahmen des nrw.landschaftsarchitektur.preis vergebener Sonderpreis würdigt fünf Einzelprojekte gemeinsam. Vier planende Büros teilen sich die Auszeichnung für die fünf Revierparks der Metropole Ruhr. Die Parks wurden in den vergangenen Jahren, rund 50 Jahre nach ihrer Entstehung, aufgewertet. Dabei sollte unter anderem durch verbindende Gestaltungselemente auch die Vernetzung der Parks stärker herausgearbeitet werden. Als Bauherr zeichnet der Regionalverband Ruhr für die regionale Revierparkstrategie verantwortlich. An der Umgestaltung der fünf Parks waren vier Büros beteiligt. So gestalteten ST-Freiraum Landschaftsarchitekten den Revierpark Vonderort in Oberhausen um. Das Büro Landschaft planen + bauen NRW verantwortete gleich zwei der Revierparks: die Parks Mattlerbusch in Duisburg sowie Nienhausen in Gelsenkirchen. Der in Dortmund gelegene, umgestaltete Revierpark Wischlingen geht auf die Planung von brandenfels landscape + environment zurück. Das Büro Drecker gestaltete den Revierpark Gysenberg in Herne um.
Gemeinsam mit dem gemeinnützigen Verein Baukultur Nordrhein-Westfalen veröffentlichte der bdla nw eine Broschüre zum nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024, die alle eingereichten Projekte vorstellt.
Ausgezeichnete Projekte des nrw.landschaftsarchitektur.preis 2024 im Überblick
Preise
- Blücherplatz, Spenge – Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin/Hamburg
- Kirchplatz St. Viktor, Dülmen – Lohaus Carl Köhlmos PartGmbB Landschaftsarchitekten Stadtplaner, Hannover
- Neue Zeche Westerholt, Gelsenkirchen – Landschaftsarchitektur Vennemann, Dorsten
Anerkennungen
- Sportcampus Kreuztal – wbp Landschaftsarchitekten GmbH, Bochum
- Landesgartenschau 2023 Höxter – Franz Reschke Landschaftsarchitektur GmbH, Berlin
Zukunftspreise
- Der Park kommt in die Stadt, Herten – Planungsbüro dtp Landschaftsarchitekten GmbH, Essen
- Durchgrünungsplan Dortmund – Kienleplan GmbH, Leinfelden-Echterdingen/Balingen
Sonderpreis: Regionalstrategie zur Parkentwicklung: fünf Revierparks der Metropole Ruhr
- Revierpark Mattlerbusch, Duisburg und Revierpark Nienhausen, Gelsenkirchen – Landschaft planen + bauen NRW GmbH, Dortmund
- Revierpark Vonderort, Oberhausen – ST-Freiraum Landschaftsarchitekten, Duisburg
- Revierpark Gysenberg, Herne – Büro Drecker, Bottrop-Kirchhellen/Hannover
- Revierpark Wischlingen, Dortmund – brandenfels landscape + environment, Münster/Osnabrück
Weiterlesen: Einen Überblick über die schon vergebenen sowie frisch ausgelobten Lanschaftsarchitektur-Preise der verschiedenen Bundesländer erhalten Sie hier.